Drop plans to burn palm oil in power stations!
10 Oktober 2006
Letter to Richard Frost and Anita Longley, Npower (RWE)
Berlin, 10 Oktober 2006
Dear Mrs. Longley, Dear Mr. Frost,
We are deeply concerned about your plans to burn palm oil in power stations under the Renewables Obligation. The Renewables Obligation is supposed to help companies develop clean, climate-friendly technologies and a viable domestic renewable energy sector. Palm oil is neither clean nor climate-friendly. For producer countries like Indonesia, the growing demand for palm oil turns out to be a curse for the rainforests and the local communities living there: As a consequence, forests are destroyed, soil, water and air are poisoned by agro-industrial toxins, conflicts over land erupt and the people concerned lose their livelihood and often suffer human rights abuses. At breathtaking speed, the habitats of species threatened with extinction, i.e. orang utans, forest elephants and tigers on Sumatra and Borneo, have fallen prey to deforestation carried out to make way for palm oil plantations. The purportedly „neutral” climatic balance in the extracting of energy from palm oil is a naive assumption which doesn’t take into account where the sustainable raw materials are grown. The swamp and peat forests on Sumatra and Borneo are thus important as carbon sinks. But it’s exactly these forests which are being destroyed by plantation companies, the resulting area being used for palm oil plantations. It’s not just important ecosystems that vanish thereby; even the advantage of using biogen fuels is reduced due to the destruction of carbon sinks. Together with Indonesian civil society organizations, we remind you not to create new problems in third countries like Indonesia, in order to solve energy deficit in the UK, at the cost of millions of people and the un-renewable rain forest of Indonesia. Please drop your plans and assure us that palm oil and other tropical feedstock linked to deforestation will not be used by Npower under the Renewables Obligation. We are looking forward to your reply.
Yours faithfully,
Marianne Klute
Watch Indonesia!
additional info/weitere Informationen on Npower (RWE) s. http://www.biofuelwatch.org.uk/
Hintergrund:
NGO online, 11. Oktober 2006
Regenwald
Kritik an britischem Palmöl-Kraftwerk von RWE
Die Umweltorganisation Rettet den Regenwald (RdR) hat Pläne von RWE npower scharf kritisiert, ein Kraftwerk im britischen Kent künftig mit Palmöl zu betreiben. Dadurch werde die Klimakatastrophe forciert, so der Verbandsvorsitzende Reinhard Behrend. „Solche Projekte steigern die Nachfrage nach Palmöl. Als Folge werden in Südostasien weitere Regenwälder zerstört, um Platz für neue Plantagen zu schaffen.“ Palmöl werde vor allem im Tieflandregenwald von Indonesien und Malaysia angebaut. Die dortigen Torfwälder seien gigantische Kohlendioxid-Speicher. Regelmäßig würden riesige Waldflächen abgefackelt, um Platz für neue Palmöl-Plantagen zu schaffen. Durch die Waldbrände allein in Indonesien würden in manchen Jahren mehr als eine Milliarde Tonnen Kohlendioxid frei gesetzt, etwa 15 Prozent der weltweit von Menschen verursachten Emissionen mit Kohlendioxid. Nach Darstellung von Rettet den Regenwald wurden in dem Inselstaat bisher auf Sumatra und Borneo „rund fünf Millionen Hektar Regenwald in Palmöl-Plantagen verwandelt“. In Malaysia seien seit 1985 solche Plantagen für 87 Prozent der Waldverluste verantwortlich. Mehr als 90 Prozent des weltweit gehandelten Palmöls stammten aus den beiden Ländern. Am vergangenen Wochenende sollen „Teile Indonesiens, Malaysias und ganz Singapur erneut unter einer dicken Rauchglocke als Folge von hunderten illegalen Brandrodungen auf Sumatra und Borneo“ gelegen haben. RWE npower wolle nach eigenen Angaben im britischen Kraftwerk Littlebrook testen, ob der Einsatz von so genanntem Biodiesel aus Palmöl kommerziell und technisch machbar sei. Bisher werde dort Erdöl eingesetzt. „RWE will den Teufel mit Beelzebub austreiben“, kritisiert Reinhard Behrend. „Statt mit dem Einsatz von Palmöl das Weltklima anzugreifen, muss der deutsche Energiekonzern seine Millionen endlich in Energiesparmaßnahmen und eine Steigerung der Energieeffizienz investieren.“
ZEIT online, 09. Oktober 2006
Klimakiller in Grün
Ökologisch orientierte Anleger hoffen auf nachhaltige Gewinne mit Biosprit. Doch auch Biodiesel oder Ethanol schaden der Umwelt.
Von Andreas Berchem
Die Schweden wollen die ersten sein. Sie wollen „weg vom Erdöl!“ und geben sich nur 15 Jahre Zeit, dieses Ziel zu erreichen. Die Pläne der Europäischen Union, bis 2010 mindestens 5,75 Prozent der auf ihrem Territorium verkauften fossilen Treibstoffe durch Biokraftstoffe zu ersetzen, wirken dagegen eher bescheiden. Dennoch: Die Folgen solcher politischer Initiativen sind beträchtlich. Der Markt für pflanzliche Treibstoffe wie Ethanol oder veresterte Pflanzenöle, die Diesel und Benzin beigemischt werden, wächst, und mit ihm das Interesse der Anleger. Sicher, der Ölpreis ist von seinen Höchstständen wieder deutlich gesunken. Das hat den Boom der Biokraftstoffe empfindlich geschwächt. Auf lange Sicht aber wird Öl knapp, dessen sind sich selbst die großen Erdölförderer sicher. Alternativen werden immer dringender gebraucht. Doch wie umweltfreundlich sind Biodiesel und Ethanol wirklich? Die Antwort ist ernüchternd: Auch Biosprit belastet die Umwelt erheblich. Ein Grund dafür ist, dass er landwirtschaftlich erzeugt wird. Der Anbau von Feldfrüchten, aus denen die Treibstoffe gewonnen werden, steigert den Druck auf die Ökosysteme, und es entsteht eine neue Konkurrenz für die Nahrungsmittelproduktion. Zudem kann die deutsche Rohstoffproduktion den Bedarf nicht decken. Nur durch Importe wird der Hunger nach Pflanzensprit gestillt. Als Grundlage für Biodiesel dienen vor allem Raps- und Palmöl – und gerade das Palmöl ist bekannt für umweltschädliche Anbaumethoden. Vor allem in Malaysia und Indonesien werden Jahr für Jahr große Regenwaldgebiete für neuen Plantagen gerodet. Auch aus Soja wird Bio-Diesel hergestellt. „In Brasilien nehmen Soja-Plantagen bereits heute eine Fläche von mehr als 23 Millionen Hektar ein“, sagt Nina Grießhammer, Regenwald-Spezialistin beim Umweltverband WWF. Zwischen 2004 und 2005 kamen 1,2 Millionen Hektar hinzu. Deutschland importierte 2005 aus Brasilien 1,8 Millionen Tonnen Sojaprodukte. Dabei ist nicht nur die Zerstörung von Flora und Fauna bedenklich, sondern auch die Emission großer Mengen Kohlendioxid und anderer Treibhausgase, die durch die Rodung der Wälder frei werden und in die Atmosphäre gelangen. „Das muss in die Ökobilanzen von Biokraftstoffen mit eingerechnet werden“, sagt Karin Arnold vom Wuppertal Institut. Bedeutend sei außerdem der gesamte Produktionsablauf. „Die Düngung der Böden, die Auswirkungen auf das Grundwasser und der Ressourcenverbrauch bei der Herstellung der Treibstoffe sind die wichtigsten Faktoren“, sagt die Ingenieurin. Durch sie stelle selbst Raps eine Belastung für das Ökosystem dar. Professor Konrad Scheffer von der Universität Kassel geht noch weiter: „Biodiesel liefert nur einen relativ geringen Nettoertrag“, sagt der Agrarwissenschaftler. Der Energieverbrauch bei der Verarbeitung des Rohstoffs zu Kraftstoff sei fast so hoch wie der Brennwert des Endprodukts. Durch den Anbau von Raps werden zudem Schadstoffe frei – die Ölfrucht mit den gelben Blüten produziert bis zu 3,6 Kilo Lachgas pro Hektar. Das Gas wirkt sich 300 Mal stärker auf die Atmosphäre aus als Kohlendioxid. Auch die Ethanolproduktion belastet die Umwelt. Der Alkohol wird als Benzinersatz verwendet. Als Grundlage dient vor allem Zucker, aber auch Mais und Getreide können zu Alkohol vergoren werden. Auch hier heißt der Hauptproduzent Brasilien, wo bereits mehr als 40 Prozent aller Autos mit Biosprit aus Zuckerrohr fahren. Flexible Motoren, die sowohl Benzin als auch regenerative Kraftstoffe verbrennen können, machen es möglich. Um den Rohstoffbedarf zu decken, werden Plantagen angelegt. Der Wald muss weichen. Eine halbe Million Hektar Urwald wird nach Angaben der Naturschutzorganisation „Rettet den Regenwald“ allein für die Ethanolproduktion pro Jahr abgeholzt. Obwohl die EU aufgrund des begrenzten Zuckerhandels kaum brasilianisches Ethanol importiert, betrifft das Thema auch hiesige Anleger, denn Fondsmanager bewegen das Kapital weltweit. Selbst kleinere Fonds, die in Windkraft und Biogasanlagen investieren, können nicht garantieren, dass die Betreiber in ihren Kraftwerken keine ausländischen Rohstoffe verfeuern. Bei der Husumer Beteiligungsgesellschaft Reconcept beispielsweise hofft man darauf, dass ausländische Rohstoffe schon aus Kostengründen nicht in deutschen Anlagen in Wärme und Strom umgewandelt werden. Eine Hoffnung, die schon angesichts der Handelsbilanz enttäuscht wird: Im vergangenen Jahr importierte Deutschland knapp 1,9 Millionen Tonnen Raps und Rapsöl. Inzwischen ist der deutsche Raps-Markt leer gefegt. Selbst Margarineproduzenten geraten in Not, denn der Preis ist in den letzten fünf Jahren um fast 50 Prozent gestiegen. Die Umweltpolitik steht nun vor neuen Problemen. Die maßgebliche Bedeutung der Regenwälder für das globale Klima ist unstrittig. Fachleute interpretieren die Dürren der vergangenen Jahre im Amazonasgebiet als Warnzeichen für die Gefahr, die bei einer weiteren Abholzung droht. Englische Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Wettbewerb zwischen Fleischerzeugern und der Kraftstoffindustrie bevorsteht. Sie erwarten Preiskämpfe um alle Rohstoffe, die sowohl als Tierfutter als auch als Treibstoff verwendet werden können. Steigende Preise sind gut für Investoren. Doch ob der Ersatz des Erdöls durch alternative Kraftstoffe auch der Natur nützt, ist fraglich. <>