Milizen in Osttimor attackieren UN-Gebäude
epd, 01. September 1999
Dili (epd). Zwei Tage nach der Volksabstimmung in Osttimor haben pro-indonesische Milizen die Gebäude der UN-Mission in der Hauptstadt Dili angegriffen. Nach einer Beerdigung hätten 2.000 bis 3.000 Angehörige der Milizen das UN-Gelände umzingelt, Schüsse abgegeben und einige Gebäude in Brand gesteckt, sagte der deutsche Wahlbeobachter Volker Stapke von der Menschenrechtsorganisation „Watch Indonesia“ am Mittwoch in Dili dem epd. Auch die Häuser ausländischer Wahlbeobachter würden belagert und teilweise beschossen. „Wir haben gerade Krisensitzung“, erklärte er am Mittag. Es gebe bereits Anfragen, ob eine Evakuierung notwendig sei.
Nach Angaben des britischen Rundfunksenders BBC wurden auch ausländische Journalisten von Milizen durch die Straßen Dilis gejagt. Vor dem UN-Zentrum, wo die Auszählung der Stimmen des Referendums begonnen hat, seien indonesische Soldaten vorgefahren. Die Lage in ländlichen Regionen Osttimors ist laut Stapke kaum übersehbar. Viele Wahlbeobachter hielten sich noch außerhalb Dilis auf. Weil Milizen am Flughafen und an vielen anderen Stellen Straßensperren errichtet hätten, kämen sie nicht nach Dili durch. Die bewaffneten Gruppen kontrollierten, wer in die Stadt komme und wer sie verlasse.
Besonders bedroht sind laut Stapke die osttimoresischen Mitarbeiter der UN-Mission. Sie würden beschuldigt, die Volksabstimmung über einen Verbleib Osttimors als autonome Provinz bei Indonesien oder die Unabhängigkeit beeinflusst zu haben. „Außerdem kommen die Milizenführer untereinander nicht klar“, fügte er hinzu. Zur Unklarheit trügen auch Gerüchte bei, dass das indonesische Militär sich angeblich aus Osttimor zurückziehe. (6186/1.9.99)