Retten Sie die letzten Naturwälder!
25. Januar 2006
Von der Erde bis zum Mond…
Jeder fünfte gefällte Baum landet weltweit in Papier oder Pappe. Stapelte man den jährlichen Papier- und Pappeverbrauch aller Deutschen als DIN A 4-Zettel übereinander, würde dieser Stapel von der Erde bis zum Mond reichen! Durchschnittlich 230 Kilogramm Papier und Pappe verbraucht ein Bundesbürger im Jahr. 1950 waren es nur etwa 30 Kilogramm – ungefähr so viel, wie heute ein Chinese verbraucht.
Auf Papier verzichten? Und was ist mit meinem Komfort?
Papier lässt sich viel leichter einsparen, als Sie vielleicht denken:
Pappteller lassen sich durch Porzellanteller, Papierservietten durch Stoffservietten, Küchentücher durch Lappen ersetzen. Und statt den Katalog nach Hause zu ordern, kann man schnell mal im Internet stöbern. Auf viele Papierprodukte wie Werbung oder bunte Umverpackungen kann man spielend sogar ganz verzichten, ohne an Komfort einzubüßen.
Für Papier werden Wälder zerstört und Menschen vertrieben
Auf dem ganzen Globus werden die letzten Naturwälder dem Papierhunger geopfert. Nur ein Beispiel: Auf der indonesischen Insel Sumatra sind die Tiefland-Regenwälder bis auf wenige Reste bereits in den Papiermühlen verschwunden! Tausende von Tier- und Pflanzenarten sind bereits ausgestorben, noch bevor ein Mensch sie je gesehen oder ihren potenziellen Nutzen entdeckt hatte!
Und mehr noch: Der Raubbau an den Wäldern wird auf den Schultern der einheimischen Bevölkerung ausgetragen, die vertrieben oder in Armut und Abhängigkeit gedrängt wird. Jüngstes Beispiel: die Indianervölker im Südosten Brasiliens, die für die Zellstoffplantagen des großen Papierherstellers Aracruz Zellulose von ihrem angestammten Land vertrieben wurden. Aber auch in Kanada, Chile und Sibirien leiden indigene Völker unter dem massiven Raubbau an ihrem Naturerbe.
EUROPÄISCHER AKTIONSTAG PAPIER 25. Januar 2006
Am Rande der gigantischen Papier-Messe „Paper World“ in Frankfurt werden europäische Umweltorganisationen am 27. Januar einen gemeinsamen Forderungskatalog an die europäische Papierindustrie übergeben.
Diese Umweltorganisationen führen heute am 25. Januar parallel in vielen Städten öffentliche Aktionen zum Thema Papier durch; in Berlin sind es die Borneo Orang-Utan Survival Foundation, Watch Indonesia! e. V., Robin Wood e. V. und Greenpeace.
Wir fordern die Industrie auf,
1. den Wasser-, Energie- und Chemieverbrauch in der Papierproduktion sowie deren klimaschädliche Emissionen drastisch zu senken,
2. Zellstoff nicht aus Naturwäldern zu gewinnen,
3. mehr Recyclingpapier zu produzieren,
4. im gesamten Prozess der Papierholz-Gewinnung und der Papierherstellung Menschenrechte zu wahren.
Schutz der Wälder? Was habe ich damit zu tun?
Sehr viel! Ihre Meinung als Konsument zählt wesentlich mehr, als Sie glauben! Die großen Papierproduzenten reagieren sehr sensibel auf die Stimme der Kunden; fordern Sie von den Herstellern Ihrer Papier-Produkte die Einhaltung strenger Sozial- und Umweltstandards. Kaufen Sie statt des umweltschädlichen und Wälder vernichtenden Frischfaser-Papiers Produkte aus Recyclingpapier!
Was ist denn an Recyclingpapier so gut?
Recyclingpapier hat gegenüber Frischfaser-Papier den Vorteil, dass die Wälder der Erde geschont werden (für die Wochenendausgabe der New York Times werden etwa 10 Hektar Wald gerodet; in Deutschland hingegen werden Tageszeitungen nicht aus Bäumen, sondern aus altem Papier hergestellt).
Für die Herstellung von Recyclingpapier wird nur ein Bruchteil der Energie, des Wassers und der Chemie benötigt, die für Holzzellstoff anfallen und die Umwelt belasten. Die Frischfaser-Papierindustrie gehört zu den größten Strom- und Wasserverbrauchern überhaupt, und in der Frischpapier-Produktion kommen hunderte verschiedener Chemikalien zum Einsatz – darunter zum Teil immer noch viele Chlorchemikalien, die Krebs auslösen können.
Recyclingpapier? Nee, das ist mir zu dreckig!
Recycling-Toilettenpapier ist Ihnen nicht flauschig genug? Es ist unhygienisch? Nicht besonders reiß- und wasserfest?
Irrtum! Alles alte Hüte von vorgestern!
Wir räumen auf mit den Vorurteilen:
Die Qualität von Recyclingpapier steht heute derjenigen von Frischfaser-Papier in nichts nach. Ja, es ist sogar gesundheitlich weniger bedenklich, da weniger Chemie enthalten ist.
Woran erkenne ich denn hochwertiges Recyclingpapier?
In Deutschland gibt es ein sicheres und verlässliches Siegel für hochwertiges Recyclingpapier: Das Umweltzeichen DER BLAUE ENGEL. Es zeigt Ihnen an, dass das vor Ihnen liegende Papierprodukt aus 100 % Altpapier besteht. Und es wird nur an Papiere und Papierprodukte vergeben, welche durch die schärfsten Qualitätstests für Haltbarkeit, Reißfestigkeit, Hygiene und Komfort gegangen sind! Außerdem garantiert der Blaue Engel einen sehr hohen Umweltstandard. So darf für die Herstellung von Recyclingpapieren mit dem Umweltzeichen nur gemischtes Altpapier – z. B. aus der blauen Tonne – eingesetzt werden.
Flagge zeigen, Farbe bekennen!
Dass Recyclingpapier heutzutage nicht mehr grau und unansehnlich ist, dafür sorgen moderne, umweltschonende Verfahren zur Entfernung von Druckfarbstoffen.
Bekennen auch Sie Farbe! Helfen Sie uns, die letzten Urwälder der Welt zu retten, indem Sie Papier sparen, wo immer Sie können und auf Recyclingpapier umsteigen, wann immer Sie Papier unbedingt brauchen. Und sollten Sie doch einmal nicht auf Frischfaserpapier verzichten wollen: Verlangen Sie Papier, das total chlorfrei gebleicht wurde (TCF) und aus ökologisch nachhaltiger Waldwirtschaft stammt.
Wälder und die Umwelt schützen – Recyclingpapier benützen!
V.i.S.d.P.: Christian Offer, Robin Wood e. V., Nernstweg 32, 22765 Hamburg
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