Deutsche Beobachter aus Dili abgezogen
AP, 06. September 1999
Deutschland/OsttimorAuswärtiges Amt schließt Einsatz von UN-Truppen nicht aus – Konsequenz für wirtschaftliche Beziehungen möglich
Frankfurt/Main (AP) Wegen der eskalierenden Gewalt in Osttimor haben sich die acht Bundesbürger, die sich bis zuletzt als Beobachter in der Hauptstadt Dili aufhielten, in Sicherheit gebracht. Wie die Sprecherin der Organisation Watch Indonesia, Monika Schlicher, der AP sagte, trafen sie am Montag in Darwin in Australien ein. Ein weiterer Beobachter sitze in Bacau fest. Von dort sei der Weg zum Flughafen in Dili noch zu gefährlich.
Der Staatsminister im Auswärtigen Amt Ludger Volmer schloss unterdessen militärische und wirtschaftliche Konsequenzen nicht mehr aus. Wenn die indonesische Regierung das Unabhängigkeitsvotum nicht anerkenne, dann werde sich das natürlich auf die bilateralen Beziehungen auswirken, sagte Volmer im englischen Programm der Deutschen Welle. Bei einer Weigerung der Anerkennung des Referendums seien auch die wirtschaftlichen Beziehungen in Gefahr, zumindest insoweit sie über staatliche Politik vermittelt würden. Die Entsendung bewaffneter UN-Friedenstruppen sei eine Variante, die nicht ausgeschlossen werden dürfe, betonte Volmer.
Nach Angaben des Außenministeriums sind weder deutsche Diplomaten noch Wirtschaftsvertreter in Osttimor, wo nach dem Unabhängigkeitsreferendum pro-indonesische Milizen Dutzende Menschen ermordet haben sollen. Das Auswärtige Amt warnt schon seit Längerem vor Reisen in die Region.
Die von den Vereinten Nationen als Wahlbeobachter akkreditierten Deutschen hätten die Nacht im Gebäude der Bereitschaftspolizei verbracht und seien dann am Morgen mit australischen Militärmaschinen ausgeflogen worden, sagte Schlicher. Sie hätten Schüsse und Granateneinschläge gehört. Das Militär greife nicht ein und habe die Unruhen inszeniert. Der internationalen Gemeinschaft warf Schlicher vor, zu wenig Druck auf Indonesien ausgeübt zu haben. „Die indonesische Regierung fährt Schlitten mit den UN“, sagte Schlicher. Um wieder Ruhe und Ordnung herzustellen, sei der Einsatz von UN-Friedenstruppen unumgänglich.
Auch die Deutsche Kommission Justitia et Pax, die von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken getragen wird, plädierte für die Entsendung von bewaffneten Friedenstruppen nach Osttimor. Gleichzeitig appellierte sie an die Bundesregierung, auf Indonesien massiven Druck auszuüben, die Sicherheit der Bevölkerung in Osttimor zu garantieren. „Wirtschaftssanktionen dürfen keine Tabu mehr sein“, erklärte der Vorsitzende Weihbischof Leo Schwarz. <>