WestLB im Goldrausch
taz NRW, 29. Dezember 2006
Die Düsseldorfer Bank soll ihre Finanzierung einer Goldmine in Indonesien einstellen, fordern Umweltgruppen. Der Minenbetreiber verstoße gegen Gesetze und schüchtere die Bevölkerung ein
VON SUSANNE GANNOTT
Die WestLB in Düsseldorf soll sich aus der Finanzierung einer geplanten Goldmine in Indonesien zurückziehen. Das fordert die Organisation Rettet den Regenwald mit einer kurz vor Weihnachten gestarteten Email-Protestaktion. Die Umweltschützer werfen dem Betreiber der Mine, der indonesischen Firma Meares Soputan Mining (MSM), vor, gegen die Auflagen des indonesischen Umweltministeriums zu verstoßen und Gegner des Projekts mit Terror und Drohungen einzuschüchtern. „Mit dem Geld der Sparer in NRW finanziert die WestLB in unverantwortlicher Weise eine drohende Umweltkatastrophe“, sagt Reinhard Behrend, Vorsitzender des Vereins Rettet den Regenwald. Eigentümer der WestLB sind die Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen-Lippe, das Land NRW und die NRW. Bank sowie die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe.
Der Abbau von Gold geht regelmäßig mit schweren Umweltzerstörungen einher. Auch in Indonesien produzieren verschiedene Minen tonnenweise giftigen Abraum, der Schwermetalle wie Quecksilber, Kupfer und Nickel enthält. Dieser werde oft in die Flüsse gekippt oder direkt ins Meer verklappt, erklärt Marianne Klute, Umweltexpertin der Organisation Watch Indonesia.
Im Fall der geplanten Mine Toka Tindung in Nord-Sulawesi kritisieren die Umweltschützer vor allem, dass MSM, ein Tochterunternehmen der australischen Firma Archipelago Resources, bislang ohne die erforderliche Genehmigung des indonesischen Umweltministeriums arbeitet. Das Ministerium habe MSM bereits vor einem Jahr aufgefordert, die Arbeiten einzustellen, sagt Klute. Trotzdem habe die Firma weiter an einer Zufahrsstraße sowie einem Hafen gebaut. Auch der Gouverneur von Nord-Sulawesi, Sinyo Harry Sarundajang, forderte im November gegenüber dem indonesischen Internetportal sulutlink.com: „MSM muss warten, bis die Umweltverträglichkeitsprüfung gültig ist.“
Viele Einwohner der Provinz, die vor allem von Fischfang und Tourismus leben, fürchten um ihre Lebensgrundlage, wenn die Mine wie geplant 2007 in Betrieb geht. Rund 4.000 Menschen haben sich zur „Allianz der Bevölkerung gegen die Ableitung der Goldminen-Abwässer“ (AMMALTA) zusammengeschlossen. Nach einem Protestmarsch mit über 3.000 Teilnehmern im vergangenen Juli wurden nach AMMALTA-Angaben etwa 50 Minengegner von einer bewaffneten Gruppe angefallen und verprügelt. „Unter den Angreifern haben Leute von der lokalen Umweltgruppe auch Sicherheitskräfte von MSM gesehen“, so Klute. Laut indonesischen Zeitungsberichten wurden MSM-Leute tatsächlich kurzzeitig verhaftet, wenig später jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Düsseldorfer Financiers wollen von all dem nichts wissen. Über die Höhe des Kredits an MSM möchte Foster Deibert, Leiter des „Sustainability Management“ der WestLB, nur sagen, dass es sich um einen „geringen Betrag“ handelt. Und die fehlende Betriebsgenehmigung? Seines Wissens „liegen die Genehmigungen vor beziehungsweise man ist im Prozess sie zu bekommen“, erklärt Deibert. Was die gewaltsame Einschüchterung von Minengegnern angeht, habe er nur gehört, dass es zu „Gewalt zwischen den Befürwortern und Gegnern“ gekommen sei. „Wir lehnen natürlich jede Form von Gewalt ab.“ Im Übrigen sei man stolz auf die enge Zusammenarbeit mit Umweltgruppen und darauf, dass Nachhaltigkeit eine „hohe Priorität“ bei den Investitionen der WestLB habe.
Der Vorsitzende von Rettet den Regenwald, Reinhard Behrend kann darüber nur lachen: „Die WestLB hat zwar auf dem Papier schöne Umweltrichtlinien, aber in der Praxis verdient sie kräftig an der Zerstörung der Umwelt.“ <>