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Offener Brief an die Mitglieder des deutschen Bundestags

Indonesien vor der Wahl: Demokratie und Menschenrechte statt Diktatur und Unterdrückung

24. Mai 1997

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Wiesel-Panzer Foto: Rheinmetall

Am 29.5.1997 sind Parlamentswahlen in Indonesien. Auch im Vorfeld der Wahlen wurden im Auftrag der Regierung Suharto von Militär und Polizei schwere Menschenrechtsverletzungen mit Toten und Verletzen in Indonesien und dem völkerrechtswidrig besetzten Osttimor verübt. Oppositionelle werden aufgrund des „Subversionsgesetzes“ angeklagt, so der Generalsekretär der unabhängigen Gewerkschaft SBSI, Muchtar Pakpahan, der Politiker Sri Bintang Pamungkas, die PRD-Mitglieder Sudjatmiko Budiman und Petrus Haryanto sowie 13 weitere Angeklagte der PRD. (Anm.: Verurteilt am 28.4.97 zu Haftstrafen von bis zu 13 Jahren). · Die Bundesregierung erteilte im Frühjahr 1996 eine Ausfuhrgenehmigung für 7 „WIESEL“-Panzer an Indonesien. Lt. Bundestagsanfrage vom 13.8.96 befinden sich 13 Projekte von Rüstungs- und rüstungsrelevanten Gütern im Genehmigungsverfahren. Der indonesische Vizeadmiral Arief Kushariadi hat den Bedarf von 12 U-Booten für die Marine seines Landes angemeldet. Der Export von 4 U-Booten der Bundesmarine wurde vom Bundessicherheitsrat bereits Ende Februar 1997 ohne Diskussion im Umlaufverfahren genehmigt. · Rüstungsexporte nach Indonesien legitimieren das Regime Soeharto und entziehen dem Land Gelder, die für die Entwicklung einer demokratisch organisierten Zivilgesellschaft dringend erforderlich sind. Die Friedensnobelpreisträger 1996, Bischof Belo und Ramos Horta, haben sich entschieden gegen Rüstungsexporte nach Indonesien ausgesprochen und dringend um internationale Solidarität und Initiativen im Konflikt zwischen Indonesien und Osttimor gebeten. Wir bitten die Mitglieder des Deutschen Bundestages:

  • Beschließen Sie einen unverzüglichen Stopp sämtlicher Rüstungsexporte an Indonesien.
  • Beauftragen Sie die Bundesregierung, Gespräche über wirtschaftliche Beziehungen an die Einhaltung der Menschenrechte in Indonesien und Osttimor zu binden.
  • Treten Sie ein für Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit, für unabhängige Gerichte und die Abschaffung des Subversionsgesetzes.
  • Fordern Sie die Freilassung der politischen Gefangenen. Wirken Sie auf die indonesische Regierung ein, sämtliche Gerichtsverfahren gegen Oppositionelle unter „Subversionsanklage“ einzustellen.

UnterzeichnerInnen:

    Katharina Bartovics, Notarin, Magdalene Bruns, Pfarrerin, Wilson Budde-Iser,Dipl. Pädagoge, Dr. Andreas Buro, Dr. Erich Schmitt-Eenboom, Leiter des Forschungsinstituts für Friedenspolitik, Weilheim, Ursula Fritsch, Ausschußmitglied Partnerschaft und Ökumene, Gabriel Galois, Wolfram Gauhl, Pfarrer, Prof. Dr. Nobert Greinacher, Dr. Hans-Otto Hahn, Vizepräsident des Diakonischen Werkes der EKD, Günter Harmeling, Krankenpfleger, Martin Herndlhofer, Referent bei Pax Christi, Martin Kalinowski, Friedensforscher, Prof. Dr. Wolfgang Karcher, Prof. Dr. Medard Kehl SJ, Hanna Kessler, Rentnerin, Heinz Kotte, Bildungsreferent, Dr. Heike Löschmann, Asienreferentin Konrad Lübbert, Pastor, Klemens Ludwig, Journalist und Buchautor Wolfgang Mai, Referent bei Brot für die Welt, Jürgen Maier, Projektstelle Umweltentwicklung, Herbert Meissner, Direktor des Evangelischen Missionswerks in Deutschland, Dr. Heinrich Missalla, Dr. Ulrich Möller, Landespfarrer für Ökumene, Mission und Konziliaren Prozeß, Prof. Dr. Wolf-Dieter Narr, Sprecher des Komitees für Grundrechte und Demokratie, Marion Obitz, Superintendentin, Siegfried Pater, Buchautor, Gerhard Puster, Eva Quistorp/MdEP a.D., Dr. Klaus Röber, Asienreferent des Evangelischen Missionswerks in Deutschland, Christoph Roller, Clemens Ronnefeldt, Prof. Dr. Jürgen Schneider, Torsten Schramm, Prof. Klaus Staeck, Armin Stolle, Lehrer, Frank Strickstrock, Herausgeber, Prof. em. Dr. Marie Veit, Hildegard Wenzler, Prof. Dr. Ingrid Wessel, Dr. Gerhard Weidringer, Arzt, Hilde Wiegand, Uta Zapf MdB, Helga Ziegert, DGB-Kreisverband,

Organisationen:

    Arbeitsgemeinschaften für Gerechtigkeit und Frieden der Franziskaner, BUKO-Kampagne „Stoppt den Rüstungsexport!“, Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Bundesvorstand, Fachschaft Malaiologie der Universität Köln, IMBAS, Initiative für die Menschenrechte aller BürgerInnen der ASEAN-Staaten; Informationszentrum 3. Welt Minden e.V., Initiative für Frieden, internationalen Ausgleich und Sicherheit (IFIAS), Initiative Kirche von unten, Kampagne „Produzieren für das Leben – Rüstungsexporte stoppen!“, Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste Kirchenkreis Herne, Informationszentrum Dritte Welt, Ökumenische Arbeitsstelle im Kirchenkreis Stormarn, Ökumenische Initiative Bremen, Ökumenische Initiative Eine Welt e.V., Partnerschaftsauschuß des Kirchenkreises Wied, Pax Christi/Deutsche Sektion, Pazifik-Informationsstelle, Projekt Südostasien im IfSF (Institut fächerübergreifenden Studierens und Forschens, Südostasien-Informationsstelle, Asienhaus, terre des hommes Bundesrepublik Deutschland e.V., Urgewald, Kampagne für den Regenwald e.V., Internationaler Versöhnungsbund e.V., Deutscher Zweig, Watch Indonesia!, WEED, Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung e.V. Eine Initiative der INDONESIEN AG (BUKO-Kampagne „Stoppt den Rüstungsexport“, IMBAS, Kampagne „Produzieren für das Leben – Rüstungsexporte stoppen!“, Ökumenische Arbeitstselle im Kirchenkreis Stormarn, Watch Indonesia! Arbeitsgruppe für Demokratie, Menschenrechte und Umweltschutz in Indonesien)

Dieser ‘Offene Brief’ erschien in leicht gekürzter Form als Anzeige in der Frankfurter Rundschau vom 24.05.1997


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