Mit der Lufthansa von Ambon nach Jayapura
18. April 2007
Wertlose Ratschläge zur indonesischen Flugsicherheit
von Alex Flor
Gut, dass es die Amerikaner gibt. Kaum ein Problem auf dieser Welt, zu deren Lösung Regierungsstellen der USA nicht wertvolle Tipps geben könnten. Vor allem, wenn es um Fragen der Sicherheit geht.
Wie Spiegel online unter Berufung auf die Agentur Reuters gestern berichtete, rät die US-Botschaft in Jakarta von der Nutzung indonesischer Fluggesellschaften ab. Keine davon sei sicher. Nach einer Serie von zum Teil schweren Unglücken und Pannen, namentlich der Absturz einer Maschine der Adam Air und der Brand einer Garuda-Maschine in Yogyakarta, sicher keine Übertreibung oder falsche Panikmache. Nun empfiehlt die Botschaft in einem Schreiben, keine indonesischen Fluggesellschaften mehr zu nutzen, sondern nur ausländische, die die internationalen Standards erfüllten. Der Tipp ist ungefähr so nützlich, wie die Empfehlung kein Essen mehr zu sich zu nehmen, denn es könnte ja vergiftet oder mit Keimen belastet sein.
Fliegen wir in Zukunft also nur noch mit Continental Airlines, Lufthansa oder Qantas? Das dürfte sich als schwierig erweisen. Denn keine ausländische Fluggesellschaft bedient beispielsweise die Strecke Surabaya-Manado, auf der die Maschine der Adam Air plötzlich vom Radar verschwand. In einer mobiler werdenden Welt wird Transport immer wichtiger – und gerade in einem riesigen Inselarchipel wie Indonesien sind Flugverbindungen praktisch alternativlos. Es wird nie eine Eisenbahnverbindung von Jakarta nach Makassar geben und keine Busverbindung von Ambon nach Jayapura. Und selbst solche Ziele, zu denen Zug-, Bus- oder Fährverbindungen bestehen, dürften trotz der erbärmlichen Sicherheitsstandards mit dem Flugzeug noch immer am sichersten zu erreichen sein, denn die Unfallstatistik dieser Verkehrsmittel sieht in Indonesien keinesfalls besser aus als die des Flugverkehrs. Von Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Preis und Service ganz zu schweigen.
Die einzig mögliche und richtige Lehre aus der jüngsten Unfallserie kann nur sein, die indonesischen Behörden und Unternehmen zur Einhaltung von Sicherheitsstandards zu ermahnen und – wo möglich und notwendig – entsprechende Hilfe anzubieten. Der auf eine Verkehrsverbindung angewiesene Verbraucher kann derzeit überhaupt nichts ausrichten – er hat keine andere Wahl als sich in einen unsicheren Billigflieger zu setzen, wenn er nicht zu Hause bleiben kann oder will. Die guten Ratschläge der US-Botschaft sorgen bestenfalls für Verunsicherung.
Übrigens, Amerikaner sollten ihre Kinder nicht mehr zur Schule oder auf die Uni schicken. Das könnte gefährlich sein. <>
Spiegel online, 17. April 2007
SICHERHEITSSTANDARD
USA warnen vor indonesischen Fluglinien
Die USA raten ihren Bürgern von der Nutzung indonesischer Flugzeuge ab. Die Behörden Indonesiens haben die 54 Airlines ihres Landes geprüft und ein ernüchterndes Fazit gezogen.
Jakarta – Keine Fluggesellschaft sei bezüglich der Sicherheitsstandards in einem sehr guten Zustand, zitierte die US-Botschaft in Jakarta einen Prüfbericht der zuständigen Behörde in Indonesien. Sie empfiehlt den US-Bürgern in dem Schreiben, keine indonesischen Fluggesellschaften mehr zu nutzen, sondern nur ausländische, die die internationalen Standards erfüllten.
Die indonesische Aufsichtsbehörde für den zivilen Luftverkehr hat im vergangenen Monat die 54 Fluggesellschaft des Landes überprüft. Keine wurde in die höchste der drei Kategorien eingestuft. Sechs Gesellschaften wurden aufgefordert, ihre Sicherheitsmängel binnen drei Monaten zu beseitigen. Andernfalls droht ihnen die Schließung.
Seit der Liberalisierung des Marktes 1999 hat der Luftverkehr in Indonesien stark zugenommen. Die Regierung in Jakarta ordnete die Prüfung an, weil es zu mehreren Unglücken gekommen war. Am Neujahrstag war eine Maschine der Gesellschaft Adam Air mit 102 Passagieren an Bord vom Radar verschwunden. Bis heute wurden keine Leichen gefunden, obwohl Trümmer des Flugzeuges im Meer auftauchten. Im März starben 21 Menschen bei der Bruchlandung einer Maschine. Sie war über die Landebahn hinausgeschossen und in Flammen aufgegangen.
abl/Reuters