Mehr Sein als Schein – Kopassus wird neu organisiert
24. Januar 2001
von Ingo Wandelt
General Endriartono Sutarto, Stabschef des indonesischen Heeres, gab am 17. Januar die Verkleinerung des Sondertruppenkommandos des Heeres (Kopassus) von derzeit 7000 auf 5000 Mann bekannt. Die Verkleinerung, so Sutarto, passe den Eliteverband an die Erfordernisse der Zukunft an. Die Struktur der Kopassus werde von derzeit fünf auf drei sogenannter „Gruppen“ (Grup) reduziert. Die überschüssigen Mannschaften werden auf andere Heereseinheiten verteilt.
Aus den wenigen Presseinformationen sind kaum aussagefähige Aussagen zu treffen. Dennoch lassen sich die angestrebten Schwerpunkte der Neuorganisation erkennen.
Kopassus ist seit Juni 1995 in fünf Gruppen (Grup) organisiert, die jeweils einer Brigade entsprechen. An dieser Struktur wird grundsätzlich nichts verändert werden. Die Stationierungsorte jeder Grup bleiben unverändert.
Die Veränderungen im Detail:
Grup I (in Serang, Westjava) und II (in Kartosuro bei Surakarta) sind und bleiben Kommandoeinheiten (Fallschirmjäger) für den Bodenkampf. Wahrscheinlich wird ihre Stärke von derzeit drei auf jeweils zwei Bataillone verringert werden.
Grup III (in Batujajar, bei Bandung), zuständig für die Ausbildung, und nach vertrauenswürdigen Quellen seit den frühen neunziger Jahren für die Rekrutierung und Ausbildung der von den Streitkräften verdeckt aufgebauten, finanzierten und geführten Milizen zuständig (1), verliert ihren Status als Grup und wird zu einem Ausbildungs- und Trainingszentrum (Pusat Pendidikan dan Latihan, Pusdiklat). Ob daraus eine Verringerung ihrer jetzigen Funktionen folgert, ist aus den Presseinformationen nicht erkennbar.
Grup IV (Sandhi Yudha, Cijantung, Jakarta), zuständig für die verdeckte Kriegführung und die eigentliche Kerneinheit der Kopassus, bleibt unverändert und wird wahrscheinlich zu Grup III umbenannt werden.
Grup V (in Cijantung), die Antiterroreinheit der Kopassus, wird von einer Grup zu einer Antiterroreinheit (satuan anti teror) unter dem direkten Kommando des Chefs der Kopassus (Danjen Kopassus) reduziert.
Bewertung:
Die anstehende Reorganisation der Kopassus ist keine reine Maßnahme der Verkleinerung des Verbandes im Sinne einer Abrüstung oder eines Abrückens von den ursprünglichen Aufgaben dieses Verbandes. Sie hat nichts mit der vor einem Jahr vom damaligen Verteidigungsminister Juwono Sudarsono angestrebten Verkleinerung um 80 Prozent ihrer jetzigen Mannschaftsstärke zu tun. Wir erinnern uns, zu dieser Verkleinerung kam es bislang nicht.
Sie zielt auf eine organisatorische Straffung der internen Organisation der Kopassus und die Verbesserung ihrer militärischen Schlagkraft. Die Eigenständigkeit ihrer Gruppen, und hier besonders der Grup 5, soll deutlich eingeschränkt werden. Bislang agierten sie fast völlig außerhalb der Kontrolle des Heeres. Die für die eigentliche Schmutzige Kriegführung verantwortlich zeichnende Grup IV bleibt strukturell unverändert.
Seit dem Rücktritt Suhartos ist die Kopassus in den Hintergrund der Aufmerksamkeit der Presse getreten und hat innerhalb des Heeres beträchtlichen Einfluss an die Kostrad verloren. Als vor einem halben Jahr Kopassus wieder in den Medien auftrat, geschah dies äußerst zurückhaltend.
Die „neue“ Kopassus ist bereits heute kein reiner Kampfverband mehr. Diese Funktion hat sie an das Strategische Heereskommando, Kostrad, abgeben müssen. Kopassus soll wieder zum kleinen, aber schlagkräftigen Eliteverband für besondere Aufgaben werden. In den Worten von Endriartono: „Kopassus, as a special force, will only dispatch its troops when other forces can not handle the security situation, or when the target of an operation is very strategic and difficult to execute.“
Kopassus‘ neue Rolle wird die andere sein, die sie bereits immer gespielt hat: die einer Elitetruppe in der verdeckten Kriegführung, genauer gesagt in den neuen Spielarten dieser Kriegführung. Darin soll sie besser werden, und dafür wird sie verkleinert und „professionalisiert“. Zitat Endriartono: „This reorganization will make Kopassus a more effective force.“
Es werden neben der Grup IV gerade die verkleinerten Verbände sein, die Aufmerksamkeit verdienen. Wird sich das Pusdiklat Kopassus (ex-Grup III) weiterhin um den Aufbau von proxy forces, sprich Milizen, kümmern? Welche Aufgaben werden der direkt dem Kommandeur unterstellten Antiterroreinheit (die ehemalige Grup V) zugewiesen werden?
Quellen: Antara und Kompas Cyber Media vom 18. Januar, und The Jakarta Post vom 19. Januar 2001 (1) Douglas Kammen, 1999, „Notes on the Transformation of the East Timor Military Command and its Implications for Indonesia“, in: Indonesia, No. 67, April, pp. 61-76