Feature – Das Jahr, das niemals endet: Indonesiens dunkle Vergangenheit
WDR 5, 30. September 2015
http://www.wdr5.de/sendungen/neugiergenuegt/feature/indonesien-110.html
von Gero Simone
Obwohl die Verfolgung der Kommunisten in Indonesien, gemessen an den Opferzahlen, zu den schlimmsten Massenmorden des 20. Jahrhunderts führte, gibt es weltweit, und auch im Land selbst, kaum ein Bewusstsein dafür, was zwischen Oktober 1965 und März 1966 geschah.
Mindestens 500.000 Menschen, die als Mitglieder oder Sympathisanten der Kommunistischen Partei Indonesiens galten, wurden von Militärs oder durch von Propaganda beeinflusste Zivilisten ermordet. Hunderttausende wurden inhaftiert, gefoltert, vergewaltigt und gedemütigt. Auslöser der Gewaltexzesse war ein Putschversuch der Kommunisten in der Nacht zum 1. Oktober 1965, bei dem sechs ranghohe indonesische Generäle und ein Offizier erschossen wurden. Obwohl zu diesem Zeitpunkt unklar war, wer die Drahtzieher dieses Putschversuches waren, machte General Suharto die gesamte kommunistische Partei Indonesiens dafür verantwortlich und ordnete die restlose Auslöschung des indonesischen Kommunismus an. Gero Simone erzählt vom dunkelsten Kapitel der indonesischen Geschichte aus seiner ganz persönlichen Perspektive, als junger Deutscher, der in Indonesien gelebt hat, sich sehr für das Land der 17.000 Inseln interessiert und dessen Sprache studiert hat. Dass er auf den Putsch und seine blutigen Folgen erst über Umwege gestoßen ist, weil das Thema weder bei seinen indonesischen Freunden noch in der indonesischen Öffentlichkeit oder in seinem Studium präsent war, hat ihn verwundert. Er stellte sich die Frage, ob es im demokratischen Indonesien so etwas wie die Nürnberger Prozesse gegeben hat, eine Wiedergutmachungspolitik oder eine Erinnerungskultur gibt. Gero Simone ist wieder nach Indonesien gereist und hat versucht herauszufinden, wie heute mit dem Massenmord vor 50 Jahren umgegangen wird.
Redaktion: Regina Tanne
Die Sendung zum Nachören finden Sie hier. (MP3, 20 MB)