“Katastrophales Papier” Kalimantan – Insel der Zukunft?
April 2005
zur geplanten Zellstofffabrik in Süd-Kalimantan
von Marianne Klute
Recherchen:
Rivani Noor, Rukaiyah Rofiq, Berry Nahdian Forqan, Rahmat SumarlinSchach dem Wald Kalimantans
Es gibt eine Redensart in Indonesien: „Java ist die Insel der Vergangenheit, Sumatra die Insel der Hoffnung und Kalimantan ist die Insel der Zukunft“. Jetzt ist mit dem Ende der Tieflandregenwälder die Hoffnung für Sumatra verloren, die Holzindustrie hat schon Tausende von Arbeitskräften entlassen müssen und die Papierindustrie kann ihre Überkapazitäten kaum mit den Bäumen der letzten Nationalparks auslasten. Kalimantan, der indonesische Teil der Insel Borneo, zählt vier Provinzen: Süd-, Ost-, West- und Zentralkalimantan. Die Insel hat schon sehr viel Wald verloren, durch Abholzung, zum größten Teil illegal – ein Großteil des illegal eingeschlagenen Holzes gelangt über Schmuggelwege nach Malaysia -, oder durch Feuer. Z.B. verdüsterten die 1997 aus Kalimantan aufsteigenden Rauchwolken die asiatischen Nachbarländer monatelang.
1998 verfügte ganz Kalimantan nur noch über 667.951 Hektar Primärwald (National Forest Inventory). Einschlagkonzessionen waren vergeben über 2.680.226 Hektar und Lizenzen für Plantagen über 578.611 Hektar. Tatsächlich aufgeforstete Plantagen erstreckten sich über 156.164 Hektar.
Anders als Sumatra verfügt Kalmantan nur über eine unbedeutende verarbeitende Industrie. Kalimantan ist reines Rohstoffnachschubgebiet und reich an Bodenschätzen, die wichtigsten sind Kohle und Gold. Wie die Provinzen bisher vermarktet werden, zeigen die Zahlen zu Bergbaukonzessionen. Ein Beispiel: Südkalimantan erstreckt sich auf 3.778.383 Hektar. Die Bergbauindustrie verfügt (2000) über Konzessionen über 3.885.627 Hektar.
In Kalimantan steht eine große Zellstofffabrik, PT Kiani Kertas, ehemals im Besitz von Suhartos Freund Bob Hasan, zur Zeit noch im Besitz seines ehemaligen Schwiegersohnes und ehemaligen Kopassus-Kommandeurs Prabowo Subianto. Nach dem Willen der Gouverneure soll Kalimantan in naher Zukunft völlig umgekrempelt werden und zu einer Industrielandschaft umgestaltet werden. An Stelle des nur noch rudimentär existierenden Regenwaldes und der degradierten Flächen sollen sich riesige Plantagen erstrecken, in denen der Rohstoff für Palmöl und Papier wachsen soll. Die Plantagenflächen sollen auf das Zwanzigfache anwachsen. Entsprechend viele Fabriken sollen entstehen. Die großen Pläne der vier Provinzregierungen Kalimantans sprechen von drei, fünf, ja sogar acht Fabriken für die Produktion von Zellstoff für den internationalen Markt.
Konkrete Pläne bestehen für Zellstofffabriken in Südkalimantan und Zentralkalimantan, während in Ostkalimantan die existierende Zellstofffabrik PT Kiani Kertas ausgebaut werden soll. Aktuell geplant werden Projekte folgender drei Unternehmen: United Fiber System wird eine Zellstofffabrik in Südkalimantan errichten, die Korindo Gruppe in Zentralkalimantan sowie eine malaysische und indische Investorengruppe in West- oder evtl. in Zentralkalimantan. Hauptabnehmer des in Kalimantan produzierten Zellstoffs werden die neu entstehenden und die geplanten Papierfabriken in China sein. Die erste der neuen Zellstofffabriken soll demnächst in Satui, Bezirk Tanah Bumbu Südkalimantan entstehen. Baubeginn soll – nach mehreren Verschiebungen – 2005 sein, die Produktion 2007 aufgenommen werden können. Die Fabrik ist auf jährlich 600.000 Tonnen Zellstoff (bleached hardwood kraft pulp, BHKP) angelegt. Bauherr ist United Fiber System (UFS), ein eigens zu dem Zweck der Zellstoffproduktion geschaffenes international besetztes Konstrukt mit besten Verbindungen zum globalen Papier- Business und zur alten indonesischen Elite. Wird Kalimantan die Insel der Zukunft bleiben?
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