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Aufruf zur Unterschriftenaktion: Der Massenmord von 1965 in Indonesien muss staatlich anerkannt und aufgearbeitet werden!

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 Berlin, den 17. Juli 2015

Watch Indonesia! und die indonesische Menschenrechtsorganisation Asia Justice and Rights (AJAR) fordern die indonesische Regierung dazu auf, die Verantwortung für den Massenmord von 1965 in Indonesien anzuerkennen. Deutschland muss die Aufarbeitung dieser blutigen Vergangenheit unterstützen.

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Hintergrund und aktuelle Lage

Am 30. September 1965 kamen infolge eines Putschversuches durch die indonesische Armee sechs führende Generäle und ein Leutnant ums Leben. Die Hintergründe zu diesen Geschehnissen werden bis zum heutigen Tag in der indonesischen Geschichte nur einseitig dargestellt. General Suharto, der später die Macht übernahm, beschuldigte die Kommunistische Partei Indonesiens (PKI), für diese Untaten verantwortlich zu sein. Dies führte dazu, dass in den Jahren 1965 bis 1966 bis zu eine Million Kommunisten und vermeintliche Sympathisanten in Indonesien ermordet wurden. Hinzu kommt eine weitere Million Menschen, die ohne Gerichtsverfahren für viele Jahre in Gefängnisse und Lager gesteckt wurden.

Die Ereignisse von 1965 markierten die bis dahin bedeutsamste politische Wende in Indonesien seit der Unabhängigkeitserklärung 1945. Die Etablierung eines Militärregimes, das fast vier Jahrzehnte die Geschicke des Landes bestimmten sollte, stellte einen entscheidenden Einschnitt im Leben von Millionen Menschen dar. Erst 1998 sah sich Diktator Suharto unter dem äußeren Druck der Asienkrise und der Reformbewegung im eigenen Land gezwungen seinen Rücktritt zu erklären. Damit verbunden wuchs in der Bevölkerung die Hoffnung auf ein demokratisches System, auf Wahrheitsfindung und staatliche Anerkennung der begangenen Verbrechen. Trotz mehrerer Regierungswechsel konnten sich diese Erwartungen jedoch bis heute nur ansatzweise erfüllen.

Verschiedene Nichtregierungsorganisationen und Opferverbände bemühen sich seit Jahren darum, die Politik zur Anerkennung der Verbrechen und zur Wahrheitsfindung zu bewegen. Dass diesbezüglich in Politik und Gesellschaft kaum Fortschritte auszumachen sind, ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Staatspropaganda der „Neuen Ordnung“ bis heute nicht offiziell in Frage gestellt und wie damals noch immer in den Schulen unterrichtet wird.

Auch das Untersuchungsergebnis der Nationalen Menschenrechtskommission (Komnas HAM), die im Hinblick auf die Massaker der Jahre 1965 bis 1967 schweren Menschenrechtsverletzungen spricht, wurde von der Politik bisher komplett ignoriert. Versammlungen von Opfergruppen erleben bis heute massive Einschüchterungen und tätliche Angriffe von Seiten antikommunistischer Gruppen. Derweil stehen aus Altersgründen immer weniger Zeitzeugen zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund ist schnelles Handeln gefordert.
 
 

Verantwortung Deutschlands

Deutschland hat sich in der Welt einen vorbildhaften Ruf für seinen Umgang mit der belasteten Vergangenheit erarbeitet. Dieser Ruf verpflichtet dazu, sich anderen Staaten mit belasteter Vergangenheit aktiv als Anschauungsbeispiel und Beratungspartner anzubieten. Eine Belehrung mit erhobenem Zeigefinger verbietet sich dabei allerdings von selbst. Eine partnerschaftliche Beratung muss vielmehr zum Inhalt haben, neben den Erfolgen auch auf die zahlreichen noch verbleibenden Schattenseiten und Schwächen – beispielsweise, aber mitnichten ausschließlich im Umgang mit dem durch Deutsche begangenen Völkermord an den Herero oder der jahrzehntelangen Straffreiheit für Nazi-Täter – zu erörtern.

Eine direkte Beteiligung Deutschlands an den indonesischen Massenmorden von 1965/66, wie beispielsweise durch die USA geschehen, lässt sich bis heute nicht nachweisen. Ob und gegebenenfalls wie Deutschland sich damals mitschuldig gemacht hat, wird sich jedoch erst nach Deklassifizierung sämtlicher bisher noch als »vertraulich« oder »geheim« eingestufter Akten in den Archiven der Bundesregierung beurteilen lassen.

Indonesien gehört zu jenen Ländern, mit denen Deutschland eine langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit pflegt. Dem südostasiatischen Inselstaat wird eine vielversprechende Zukunft prognostiziert. Die Zusammenarbeit beider Länder sollte sich nicht nur auf wirtschaftliche und politische Interessen beschränken, sondern auch in Form eines Austausches über Menschenrechte, insbesondere aber über den Umgang mit der Vergangenheit, stattfinden.
 
 

Ausstellung und Postkartenaktion

Gemeinsam mit AJAR zeigt Watch Indonesia! in verschiedenen deutschen Städten eine Wanderausstellung mit Fotografien der französischen Künstlerin Anne Cecile Esteve. Ihre Bilder porträtieren weibliche Überlebende der Massenmorde von 1965 und schildern ihre Lebensumstände 50 Jahre danach. Die meisten politischen Gefangenen wurden Ende der 1970er Jahre wieder freigelassen. Sie leben jedoch bis heute in Armut und werden von der Gesellschaft ausgeschlossen.

Gleichzeitig mit der Ausstellungseröffnung in Berlin am Freitag, den 17. Juli 2015, 19.00 Uhr, präsentieren wir unsere Unterschriftenaktion. Auf Postkarten mit Motiven der Ausstellung
 
 

Unsere Forderung

Voraussetzung jeglicher weiterer Schritte zur Aufarbeitung der Vergangenheit und einer Hinwendung zur Entwicklung einer auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gründenden Zukunft der Republik Indonesien ist die Anerkennung der im Namen des Staates in der Vergangenheit begangenen Verbrechen.

Watch Indonesia! und Asia Justice and Rights (AJAR) fordern daher dazu auf, dass:
1) die indonesische Regierung, die schweren Menschenrechtsverletzungen offiziell anerkennt.
2) die deutsche Regierung Indonesien bei der Aufarbeitung der Vergangenheit unterstützt.

Die gesammelten Unterschriften werden anlässlich des internationalen Tages der Menschenrechte am 10. Dezember 2015 dem Botschafter der Republik Indonesien in Deutschland und der Bundesregierung übergeben.
 

Bestellen Sie kostenlos Postkarten zur Verteilung an Freunde, Verwandte, Kollegen usw. bei

Watch Indonesia!
Urbanstr. 114
10967 Berlin

watchindonesia@watchindonesia.org
 

Oder unterschreiben Sie sofort für die Anerkennung und die Aufarbeitung des Massenmordes von 1965 in Indonesien!

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Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Mit freundlichen Grüßen 
AJAR und Watch Indonesia! 


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