Sommerlochthema: Hühnchen oder Hündchen am Strand von Bali?
Watch Indonesia! – Information und Analyse, 27. Juni 2017
von Alex Flor
Ein Aufreger füllt derzeit das sich abzeichnende Sommerloch in den deutschen Boulevard-Medien. Sie berichten über westliche Touristen, die in der Annahme sie äßen Hühnchen in Wahrheit Hundefleisch verzehrten. Von »miesen Machenschaften« (BILD) und einer »Fleisch-Mafia«, die »täglich Hunde ermordet« (Der Westen) ist die Rede. Was steckt dahinter?
Andere Länder, andere Küchen. Man muss keine Fernreise unternehmen, um auf Gerichte zu stoßen, die deutschen Essgewohnheiten – milde ausgedrückt – ungewohnt sind. Schon bei unseren nächsten Nachbarn in Frankreich stehen Pferdefleisch, Froschschenkel und Schnecken auf der Speisekarte. Ein altes spanisches Rezept erklärt die Zubereitung von Stierhoden.
Und was wird auf dieser großen weiten Welt nicht sonst noch alles an Tierarten verspeist, die in Kochbüchern, die auf der deutschen »Leitkultur« beruhen, nichts verloren haben: Heuschrecken, Ameisen, Käfer und Mehlwürmer, Robben, Wale, Bären und Bisamratten, Singvögel, Straußen, Papageien und Meerschweinchen, Kamele, Esel, Affen und Antilopen, Krokodile, Wasserschildkröten, Kängurus und Baumkängurus, Schlangen, Fledermäuse und Flughunde – um nur einige zu nennen. Und ja, in einigen asiatischen Küchen eben auch Katzen und Hunde – die in vielen westlichen Ländern »besten Freunde des Menschen«.
Ethische Fragen der Ernährung
Welche ethischen Fragen sind damit verbunden – und welche möglicherweise auch nicht? In unterschiedlichen Kulturen und Religionen gibt es unterschiedliche Nahrungstabus. Klassisches Beispiel ist Schweinefleisch, welches beispielsweise Juden, Muslimen und christlichen Adventisten als verbotene Speise gilt. Weniger bekannt ist, dass auch Krusten- und Schalentiere wie Krabben, Hummer und Muscheln unter dieses Verbot fallen. Frommen Hindus dagegen ist es ein Graus zu wissen, dass genau die Menschen, die Schwein kategorisch ablehnen, gerne Rindfleisch essen. Umso mehr, wenn sie erfahren, dass beispielsweise Indonesien einen Großteil seines Rindfleischbedarfs, neben Australien, ausgerechnet aus Indien bezieht.
Für einige andere Speisen stellen sich ethische Fragen des Verzehrs, weil die entsprechenden Tierarten von der Ausrottung bedroht sind. Klassische Beispiele hierfür sind Wale, Schildkröten und Menschenaffen.
Katzen waren zuletzt im alten Ägypten der Pharaonen heilig. Hunde waren es meines Wissens noch nie und nirgends. Vom Aussterben bedroht sind sie auch nicht. Dennoch ist das Entsetzen in unseren Breiten stets dann am größten, wenn es um den Verzehr von Katzen- oder Hundefleisch geht. Viele Menschen in Asien würden darauf antworten: »ihr habt diese Tiere zu sehr vermenschlicht«. Hund und Katze werden demnach als Angehörige der Familie angesehen. Und tatsächlich ist für manche ältere Dame in Europa ihr Dackel der letzte und treueste Lebenspartner, den sie je hatte. Ohne jeden Zweifel ist »Waldi« in dieser Funktion äußerst wichtig für die alte Dame.
Widersprüche
Aber wer könnte das der 35 Jahre jüngeren Witwe erklären, nennen wir sie Dewi, die am Strand in Bali als fliegende Händlerin Essen verkauft? Sie hat vier Kinder, für die sie sorgen muss. Die Gebühr zur Bezahlung der Lizenz für die Eröffnung eines kleinen Imbisses kann sie sich nicht leisten. Sie würde alles auf den Markt bringen, wenn sie sich und ihren Kindern dadurch das Überleben für die nächsten ein oder zwei Tage sichern könnte – Hundefleisch oder was auch immer sich gerade verkaufen lässt. Vielleicht würde sie auch Fleischeslüste der Touristen ganz anderen Art zu erfüllen bereit sein, aber in ihrem Alter und nach vier Kindern sind den Möglichkeiten dazu Grenzen gesetzt. Viele jüngere Frauen und Männer in Bali haben ihre diesbezüglichen Hemmungen längst überwunden.
Vielleicht erzählen einige westliche Touristen Dewi von ihrem Leben zu Hause. Sie wird nur wenig davon verstehen, denn ihre Englisch-Kenntnisse beschränken sich auf die wenigen Floskeln, die es halt braucht, um den Handel über ein paar Snacks oder den Kauf einer Flasche Wasser abzuschließen. Sie hat die Schule bis zur sechsten Klasse besucht. Formellen Fremdsprachenunterricht hatte sie nie.
Aber wären ihre Sprachkenntnisse besser, würde sie möglicherweise noch weniger verstehen: Haben ihr diese Gäste aus Deutschland wirklich gerade erzählt, dass ihr ehemaliger Hund Bello leider viel zu früh an einer Krankheit gestorben ist und jetzt auf einem Tierfriedhof begraben liegt? Und dass sie daraus gelernt hätten, dass es besser sei für seinen Nachfolger Hasso von Anfang an eine Krankenversicherung abzuschließen, die auch ein regelmäßiges »medical check up« durch den Tierarzt mit einschließt?
Hat sie tatsächlich gehört und verstanden, dass dieses Touristenehepaar so entzückt über die kleinen Welpen war, die neulich in der Nachbarschaft ihres Hotels geboren wurden, dass es gestern in der Apotheke Medikamente zur Entwurmung der süßen kleinen Hunde gekauft hat?
Dewi möchte den Preis dieser Medikamente gar nicht erst hören. Ihr schwirrt nur noch der Kopf bei der Vorstellung, was sie selbst mit ein wenig mehr Geld für Gesundheit, Ernährung und Bildung ihrer vier Kinder anfangen könnte. Sie ist diszipliniert und trägt ihre Gefühle nicht nach außen, weil sich das in ihrer Kultur nicht gehört. Ihr Gesicht zeigt ein Lächeln, während sich hinter dieser Fassade ganze Dramen abspielen: »wir hatten nicht genug Geld, um meinen Mann mit einer angemessenen Totenfeier zu verabschieden. Einen Arzt suchen wir nur dann auf, wenn jemand lebensgefährlich krank erscheint. Bei meinem Mann war es leider zu spät. Aber diese Leute haben sogar eine Krankenversicherung für ihre Hunde und begraben sie auf einem Friedhof!«
Medien oder die Realität: was ist dekadenter?
Für die deutschen Boulevard-Medien war die Geschichte über den Verkauf von Hundefleisch in Bali ein willkommenes Thema, um das sich abzeichnende Sommerloch zu füllen. Der Aufrichtigkeit halber muss gesagt werden, dass von den genannten Medien sich BILD noch am ehesten die Mühe machte, die Fakten zu recherchieren. Eine australische Tierschutzorganisation hatte kürzlich Berichte und Videos verbreitet, auf denen die Medienberichte beruhen.
Äußerst verkürzt problematisierten diese den Sachverhalt wie folgt:
- in Bali wird Hundefleisch angeboten,
- Touristen werden hinters Licht geführt, weil sie glaubten Satay (oder Sate) bestehe aus Hühnerfleisch, und weil die Bezeichnung »RW« nicht deutlich genug auf Hundefleisch hinweise,
- die Hunde würden mit brutalen Mitteln ermordet.
Diese Behauptungen schreien nach einigen zusätzlichen Erläuterungen:
ad 1) in einigen regionalen Küchen des multiethnischen und multireligiösen Inselstaates Indonesien gibt es tatsächlich traditionelle Gerichte auf Grundlage von Hundefleisch, die sich bis heute erhalten haben. Da der Mehrheit der Muslime der Verzehr von Hundefleisch, ebenso wie der von Schweinefleisch, verboten ist, beschränken sich die bekannten lokalen Küchen, die Hund im Angebot haben, hauptsächlich auf die christlichen Minderheiten der Batak, Minahasa und Toraja in einigen Regionen Nordsumatras, Nordsulawesis (Manado) und Südsulawesis.
Deren Küchen lassen sich dennoch in vielen anderen Regionen Indonesiens genießen. Im food court zahlreicher shopping malls in der Hauptstadt Jakarta finden sich zahlreiche Stände, an welchen traditionelles Essen aus Minahasa/Manado angeboten wird. Darunter selbstverständlich auch paniki (Fledermäuse) und RW (Hund).
Auch in Restaurants (Lapo), die von christlichen Batak aus Nordsumatra in vielen Teilen Indonesiens betrieben werden, kann RW, also Hund, bestellt werden. Warum also nicht auch auf Bali?
ad 2) Kein Mensch wird hinters Licht geführt, wenn er glaubt Satay oder Sate stehe für Hühnerfleisch. Wenn Touristen zu bequem sind, sich selbst die einfachsten Sprachkenntnisse anzueignen, die sich aus allen gängigen Reiseführern mühelos erlernen lassen, dann sollte mit Begriffen wie »miesen Machenschaften« und dem Vorwurf der vorsätzlichen Täuschung ein wenig vorsichtiger umgegangen werden.
Satay oder Sate heißt in der indonesischen Sprache soviel wie »Grillspieß«. In deutschen Restaurants kann ein Grillspieß der Bezeichnung entsprechend meist zugeordnet werden: ein Lammspieß besteht aus Lammfleisch, ein Schweinespieß aus Schweinefleisch, ein Zigeunerspieß aus Zigeunerfleisch und ein Bauernspieß aus Bauernfleisch … Findet jemand den logischen Fehler dieser Aufzählung? Ein paar Sprachkenntnisse scheinen also auch beim Lesen deutscher Speisekarten nicht fehl am Platz zu sein.
Warum sollte den VerkäuferInnen von Satay oder Sate auf Bali der Vorwurf gemacht werden, wenn der Sprache nicht mächtige ausländische TouristInnen mit dem Begriff »Grillspieß« Hühnerfleisch assoziieren?
Und wie würde wohl darauf reagiert werden, wenn große indonesische Zeitungen schrieben, Deutschland sei ein Land von Kannibalen? Denn neben Fleisch- und Nudelsalat werde hier sogar »Kopf«salat angeboten! Sogar vor dem Verzehr von Kindern scheint nicht halt gemacht zu werden: viele Restaurants in Deutschland bieten neben Fleisch- und Fischgerichten auch Kindergerichte an!
Worin liegt der Vorwurf begründet, dass Hundefleisch in Indonesien landesüblich als »RW« bezeichnet und nach Erkenntnis der Recherchen durch die australischen Tierschützer auch entsprechend gekennzeichnet wird? Ist es das Verschulden der indonesischen Restaurantbetreiber und Kleinhändler, wenn jemand die Sprache nicht beherrscht?
Vor allem aber: wer nicht in der Lage ist, zwischen dem Fleisch von Hühnchen von Hündchen zu unterscheiden, dem sei es nicht anders beschieden!
Hundefleisch hat eine Konsistenz, die nach vergleichbaren Maßstäben am ehesten Rindfleisch ähnelt. Die Farbe des Fleisches ist noch dunkler, je nach Zubereitung fast schwarz. Hundefleisch hat darüber hinaus einen starken Eigengeschmack, der gewöhnlich von einer Unzahl scharfer Gewürze überdeckt wird. Alleine diese scharfe Würzung dürfte den wenigsten westlichen BesucherInnen munden. Wer nicht schon beim Anblick und spätestens beim ersten Bissen Hundefleisch von Hühnerfleisch unterscheiden kann, dem lassen sich auch billige Gurken als Spargel verkaufen.
ad 3) Es ist vielleicht das Totschlagargument, im wahrsten Sinne des Wortes: zum Verzehr gedachte Hunde werden »mit brutalen Mitteln gejagt und schließlich getötet«.
Das ist für uns BewohnerInnen des »zivilisierten Westens« natürlich kaum zu ertragen. Schließlich sind wir es doch gewohnt, dass die Lieferanten fast sämtlichen Fleisches, welches auf unseren Tellern landet, niemals die Freiheit genossen haben, aus der sie dann hinterrücks durch wahrhafte Meuchelmörder grausamst »ermordet« wurden.
Nein, die Tiere, die wir jeden Tag verspeisen, wurden zu keiner Zeit ihrer Freiheitsträume beraubt. Sie haben größtenteils von Geburt an nie natürlichen Boden unter den Füßen gespürt oder den Himmel gesehen.
Vielleicht stellen wir uns beim Verzehr eines Schnitzels vor, das Tier wäre friedlich im Bett eines natürlichen Todes gestorben – umringt von den klagenden und teilweise schon trauernden Angehörigen. Und niedliche Osterlämmer sterben bekanntlich zumeist an »frühem Kindstod«, bevor sie auf den Tellern landen (Vorsicht: es könnte sich um Ironie handeln!).
Ein wenig realistischer gepolt, wissen wir womöglich um die tatsächlichen Haltungsbedingungen von Schlachttieren in Deutschland. Wenn dem so sein sollte, dann wissen wir meist auch darum, welche tierschutzrechtlichen Bedingungen zur Schlachtung eines Tieres erfüllt sein müssen. Das beruhigt! Zumindest solange, wie man noch niemals selbst einen Schlachthof besucht hat.
In Bali und überall sonst in Indonesien sehen wir glückliche Hühner durch die Straßen und Dörfer laufen. Wir mögen uns vorstellen, es sei eines dieser »glücklichen« Hühner, welches dann letztlich nach einem »erfüllten Leben« doch dem Schlachtmesser zum Opfer gefallen sei. Der Verzehr von Sate Ayam (Hühnchengrillspieß) scheint uns allemal humaner als der Verzehr eines auf offener Straße grausam »ermordeten« Hundes.
Tatsächlich hat jedoch der Hund bis dahin tatsächlich ein freies, wenngleich in aller Regel erbärmliches, Leben gelebt. Das zum Sate aufgespießte Hühnchenfleisch entstammt dagegen auch in Indonesien in aller Regel der Massentierhaltung.
Gehen wir auf den Markt: Dort wird Hühnchen nicht wie in Deutschland als Gefriergut oder Fertigspeise verkauft. Stattdessen können wir – ähnlich dem Fisch in manchen deutschen Restaurants – beim Verkäufer ein lebendes Tier aussuchen. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht um ein »ayam kampung« – ein teures, auf dem Land groß gewordenes Huhn – sondern um ein sogenanntes »ayam negeri« – also ein Huhn aus der Massentierhaltung.
Die Fingerfertigkeit des Verkäufers ist bemerkenswert. Es dauert weniger als fünf Minuten, von der Entnahme des Huhns aus dem Stall, über das Durchschneiden seiner Kehle, dem anschließenden Ausbluten in einem Plastikeimer, bis zum Entfernen des Federkleids. Keine halbe Minute länger dauert das Ausnehmen der Innereien und die Zerteilung des restlichen Körpers. Zufriedene KundInnen gehen mit mehreren gefüllten Plastikbeuteln nach Hause. Ein Beutel enthält das Fleisch, ein anderer die Innereien, ein dritter die Füße (ceker ayam. eine Delikatesse, die in Deutschland auf den Müll fliegt).
Um wie viel besser ist das Gewissen eines Touristen in Bali, wenn er darum weiß, dass er Hühnchen, anstatt Hündchen gegessen hat?
Vegetarisch, vegan oder halal?
Unter allen Tieren, die von Menschen in den unterschiedlichsten Winkeln der Welt gegessen werden, fiel mir bislang nur eine Art auf, die zuvor nicht zwingend auf die ein oder andere Art grausam getötet wurde: die Auster. Sie wird nicht selten lebend verspeist.
Wer dagegen wirklich antreten möchte, sollte sich von der Liebe zu Hunden und Katzen freimachen und konsequent die Rechte ALLER Tiere vertreten. Das würde logischerweise in einer Ernährung unter weit gehendem Verzicht auf Fleisch und andere tierische Produkte oder letztlich gar in einer komplett veganen Lebensführung münden.
Weniger extrem wäre die Konsequenz, sich jeden einzelnen Fleisch- oder Fischkonsum selbst bewusst zu machen und an sich selbst daran zu arbeiten. Dazu braucht es keiner besonderen Kennzeichnung, die vergleichbar mit den derzeit boomenden »halal«-Labels in der islamischen Welt wäre und darauf hinweist, dass das Produkt gegen bestimmte Vorstellungen westlichen Ursprungs verstößt. Und wem es nur darum geht, sicher zu sein, dass er oder sie kein Hundefleisch isst, der oder die kann sich sogar an den bereits existierenden islamischen »halal«-Labels orientieren.
Scharia-Banking und Halal-Zertifikation
»Halal« bedeutet ursprünglich soviel wie »islamisch rein«. Doch unter diese Zertifizierung fallen längst nicht mehr nur Speisen und Getränke, die nachgewiesenermaßen frei von Schweinefleisch oder Alkohol sind. Mittlerweile wurden in Deutschland selbst Spielautomaten als »halal« zertifiziert, wenn sie keine Gewinnmöglichkeit suggerieren. Am Automaten zu daddeln ist also okay, solange sich der Spieler von Anbeginn sicher sein darf, dass er nur Geld verlieren wird.
Längst werden aber auch Bankprodukte entlang der Kriterien der Scharia ausgerichtet und als »halal« zertifiziert. Die Tatsache, dass auch westliche Bankhäuser wie beispielsweise die Deutsche Bank die Möglichkeit des Scharia-Banking anbieten, ist ein deutliches Zeichen, dass es in diesem Marktsegment nicht nur um die Klientel einiger scheinbar fanatischer Muslime, sondern um einen durchaus profitablen Wirtschaftszweig geht.
Auch in anderen Bereichen hat sich das Geschäft der »halal«-Zertifizierung längst zu einem lukrativen Geschäftszweig entwickelt. Unternehmen, die von irgendeiner islamischen Vereinigung die Lizenz erteilt bekamen, über die Vergabe des »halal«-Labels zu verfügen, dürfen sich im Glück sonnen. Das Streben nach Profit und die Erhebung von Zinsen ist ihnen nach eigenen Maßstäben verboten. Ein eigentlich sympathischer Zug. Aber, alhamdulillah (Gott sei Dank!), die Geschäfte laufen prima! Irgendwie scheint es halt doch möglich zu sein unter der Vorgabe keinen Profit zu erstreben, selbigen zu maximieren.
Nicht zuletzt steht die indonesische Gesetzgebung im Verruf, möglicherweise Importregelungen zu erlassen, die bezüglich der Kriterien von »halal« sogar die Bestimmungen Saudi-Arabiens übertreffen könnten. So könnte eine nach Indonesien gelieferte Maschine, die im selben Container wie eine Schweinehälfte geliefert wurde, demnächst als »haram« (nach islamischer Auffassung verboten) gelten.
Zwang zur Kennzeichnung – nach wessen Maßstab?
Sollten indonesische Fleischverkäufer zu einer international einheitlichen Kennzeichnung gezwungen werden? Mit Bildern sämtlicher Zutaten einer Speise im lebenden Zustand? Oder im Falle von Hundefleisch mit der Kennzeichnung »Wau-wau« anstatt »RW«? Aber wie müsste dann die Kennzeichnung für Fledermäuse (paniki) lauten, deren Kommunikation im für unsere Ohren unhörbaren Ultraschallbereich liegt?
Brauchen wir eine Art »halal-Label« für Reisende aus westlichen Staaten? Oder wäre es nicht genug, diese Reisenden besser auf eine für sie bislang fremde Umgebung vorzubereiten?
Hundefleisch schmeckt nicht schlecht. Der Autor bevorzugt die Zubereitungsart nach Art der Küche von Nordsulawesi. Er fühlt sich beim Verzehr von RW genauso schuldig wie beim Verzehr jeden anderen Fleisches.
Der Autor untersteht des Weiteren dem »Haushaltsvorstand« eines geliebten Katers, der es sich freilich verbittet den Verzehr von Katzenfleisch jemals auch nur in die theoretische Erwägung zu ziehen. Wir haben daraufhin einen Deal geschlossen: ich habe versprochen niemals Katzenfleisch zu essen. Kater Nikki parierte mit dem Versprechen niemals Menschenfleisch zu fressen.
Mein nächster Ansatz lautete: »wie wäre es, wenn wir beide ab sofort ganz auf Fleisch verzichten würden?«
»Vergiss es!«, so die knappe Antwort des mir am nächsten vertrauten Vertreters des Tierreichs.