MISEREOR protestiert gegen Zement-Produktion

epd, 08. Mai 2018

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epdAachen. – Vor unkalkulierbaren Folgen für Mensch und Umwelt durch die Produktion von Zement in Indonesien hat das Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR gewarnt. Nach Angaben von Mokh Sobirin von der Nichtregierungsorganisation Yayasan Desantara haben Unternehmen aus dem In- und  Ausland das Kendeng-Gebirge im Norden von Zentraljava als besonders ergiebiges Gebiet für die Produktion des begehrten Baustoffs im Visier.

Unter den Unternehmen befinde sich über eine indonesische Tochterfirma auch der deutsche Konzern HeidelbergCement, so MISEREOR. Das genannte Gebirge sei als natürliche Karstlandschaft Regenwasser- und Kohlendioxidspeicher, beherberge Höhlen, Quellen und unterirdische Flüsse, die den Wasserkreislauf regulieren und die Landwirtschaft mit Wasser versorgen.

„Im Landkreis Pati sollen dort, wo jetzt Felder, Dörfer und Berglandschaften sind, Zementwerke entstehen“, berichtete Sobirin. „Eine Zerstörung der Karstlandschaft würde aber das Ende der kleinbäuerlichen Landwirtschaft bedeuten.“ 

Zementwerke gelten als für die Umwelt besonders belastend, weil zur Gewinnung des Kalksteins massive Eingriffe in ganze Ökosysteme erforderlich sind. Dadurch werden Sobirin zufolge unter anderem wichtige Wasserkreisläufe in ihrem Bestand gefährdet. Darüber hinaus gelangen bei der Zementherstellung Stäube und giftige Gase in die Umwelt. Bei der Erzeugung von einer Tonne Zement werden circa 600 Kilogramm CO2 freigesetzt – 400 aus dem Kalkstein und 200 beim Brennvorgang. 

800 Hektar Land sollen dem indonesischen Experten zufolge in der genannten Region für die Zement-Herstellung zur Verfügung gestellt werden. „Es handelt sich um ein Gebiet, das zu den fruchtbarsten in ganz Indonesien gehört“, warnte Sobirin. „Hier werden große Mengen an Reis und Gemüse angebaut.“ Aber nicht nur wegen der landwirtschaftlichen Nutzung wehre sich die dort lebende Bevölkerung gegen eine Umsiedlung, bedeutsam seien auch die jahrhundertealte Kulturgeschichte und die vielen in diesem Bereich liegenden Gräber. 

Verschärft werde die Situation dadurch, dass die Landschafts-Rahmenplanung für das Kendeng-Gebirge staatlicherseits geändert wurde und nun auch eine industrielle Nutzung erlaubt sei. Gleichzeitig gebe es erste Gutachten, die zu dem Ergebnis kämen, dass die Zement-Herstellung in der Region insbesondere die unterirdischen Wasserspeicher beschädigen könnten, erläuterte Sobirin. Dennoch bestehe die Gefahr, dass staatliche Behördenvertreter korrumpiert würden und sich bei der Genehmigung solcher Aktivitäten über die Argumente von Umweltexperten hinwegsetzen könnten.

Betroffene haben schon mehrfach in der Hauptstadt Jakarta gegen die Pläne protestiert – indem sie sich beispielsweise vor öffentlichen Gebäuden ihre Füße einzementieren ließen. Unterdessen werden Sobirin und seine Organisation wegen ihres Widerstands gegen die Zement-Konzerne immer wieder bedroht, auf Umweltschützer würden auch Schlägertrupps angesetzt, berichtete der MISEREOR-Partner. 

MISEREOR fordert die Zementindustrie auf, auf allen Stufen ihrer Produktion die Menschenrechte zu beachten und die Umwelt zu schützen. „HeidelbergCement hat sich dazu verpflichtet, einen Beitrag zum wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Fortschritt in Indonesien zu leisten und die international anerkannten Menschenrechte der von ihrer Tätigkeit betroffenen Personen zu respektieren“, sagte Ulrich Dornberg, Indonesien-Referent bei MISEREOR. „Sollte das Unternehmen seine Pläne in Zentraljava verwirklichen, träte das Gegenteil ein. Die Umsetzung des geplanten Vorhabens würde der lokalen Bevölkerung, darunter einer indigenen Gruppe, die Lebensgrundlage entziehen. Das darf unter keinen Umständen geschehen.“

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, pax christi, die Südostasien-Informationsstelle und Watch Indonesia! verlangten von HeidelbergCement die Achtung und Umsetzung internationalen Rechts wie auch der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen von 2011 – auch um weiteren Schaden vom Unternehmen fernzuhalten.

Quelle: www.misereor.de


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