Menschenrechtler: EU soll Beziehungen zu Indonesien einfrieren
epd, 20. August 1996
Heidelberg (epd). Die indonesische Menschenrechtsinitiative »Tapol« hat die Staaten der Europäischen Union aufgefordert, die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Indonesien auszusetzen. Aus Protest gegen die Niederschlagung der Demokratiebewegung in Indonesien sollten Staatsbesuche und Reisen von Wirtschaftsdelegationen abgesagt werden, forderte die Exil-Organisation am Dienstag in einem von »Watch Indonesia!« in Heidelberg verbreiteten Aufruf. Tapol forderte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) auf, seine für Oktober geplante Indonesien-Reise nicht anzutreten. Zudem müßten Waffenlieferungen in den asiatischen Inselstaat sofort eingestellt werden.
In Indonesien herrsche ein »Terrorregime«, kritisierte Tapol weiter. Täglich würden im ganzen Land Oppositionelle inhaftiert, in der Haft werde gefoltert. Besonders gegen Vertreter der Demokratischen Partei Indonesiens werde hart vorgegangen. Staatspräsident Suharto, der das Land seit fast 30 Jahren autoritär regiert, habe am Wochenende deutlich gemacht, er werde Regimegegner »erbarmungslos« verfolgen. Ende Juli waren die indonesischen Sicherheitskräfte brutal gegen pro-demokratische Demonstrationen vorgangen. Mindestens vier Menschen wurden getötet, mehr als 120 inhaftiert. (5042/20.08.96)