Deutscher Wahlbeobachter: Lage in Osttimor spitzt sich wieder zu
31. August1999
(epd-Gespräch)Dili (epd). Einen Tag nach der weitgehend friedlichen Volksabstimmung in Osttimor zeichnet sich nach Angaben deutscher Wahlbeobachter erneut ein Aufflammen der Gewalt ab. „Es brennt an vielen Ecken“, sagte Volker Stapke von der Menschenrechtsorganisation „Watch Indonesia“ am Dienstag in der Hauptstadt Dili in einem epd-Gespräch. „Wir erwarten mehrere Überfälle“, fügte er hinzu. Aus Ermera und zwei weiteren Orten hätten bereits internationale Teams nach massiven Drohungen pro-indonesischer Milizen evakuiert werden müssen. Die Milizen spielen laut Stapke „ihr eigenes Spiel“ und verschonten auch ausländische Wahlbeobachter und UN-Mitarbeiter nicht mehr. Die Wahlbeobachter und die UN-Mission müssten permanent „Krisenmanagment“ betreiben und sich auch selbst schützen. Das gelte auch für Dili. „Wir haben unsere Fenster vernagelt“, sagte Stapke. Am meisten gefährdet seien aber Osttimoresen, die für die Vereinten Nationen als Fahrer oder Übersetzer arbeiteten.
Stapke bedauerte, dass es in dieser Situation nicht gelinge, allen Osttimoresen, die sich nach der Abstimmung bedroht fühlen, Begleitschutz bei der Rückkehr in ihre Dörfer zu geben. Die indonesische Polizei verhalte sich unterschiedlich, sagte er. Bei Überfällen von Milizen hielten sie sich meist zurück, weil diese Gruppen in Verbindung mit dem Militär stünden. Wenn ausländische Wahlbeobachter oder die UN-Mission aber die Polizei riefen, gewähre sie auch Schutz.
Stapke leitet ein Team von insgesamt zehn Deutschen, die Anfang August von kirchlichen Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen zur Beobachtung der Volksabstimmung nach Osttimor entsandt wurden. (6163/31.8.99)