Ost-Timor: Trotz Einschüchterung sehr hohe Wahlbeteiligung
KNA, 30. August 1999
Dili, 30.8.99 (KNA) Beim Referendum über den zukünftigen Status von Ost-Timor zeichnet sich nach Angaben der Vereinten Nationen (UNO) eine sehr hohe Wahlbeteiligung ab. Der UNO-Beauftragte für Ost-Timor, Jamsheed Marker, erklärte am Montag in der Hauptstadt Dili, bis zum Nachmittag (Ortszeit) hätten fast 80 Prozent der rund 450.000 wahlberechtigten Ost-Timoresen ihre Stimme abgegeben. Wie die deutschen Wahlbeobachter am Abend nach der Schließung der Wahllokale berichteten, lag die Beteiligung im Hauptwahlbezirk von Dili bei 98 Prozent, in anderen Bezirken der Hauptstadt habe sie sogar 99 Prozent betragen. Trotz einiger Zwischenfälle und massiver Einschüchterungen im Vorfeld sei der Urnengang insgesamt ruhig verlaufen.
Bei dem von den Vereinten Nationen organisierten Referendum waren die Ost-Timoresen aufgerufen, über die Unabhängigkeit von Indonesien oder einen Autonomiestatus zu entscheiden. Die ehemalige portugiesische Provinz war 1975 von Indonesien erobert und im folgenden Jahr annektiert worden. Ergebnisse des Referendums, in dessen Vorfeld es seit Monaten blutige Zwischenfälle mit Hunderten von Toten gegeben hatte, werden frühestens für Ende der Woche erwartet. Beobachter rechnen mit einer Entscheidung für die Unabhängigkeit.
Zwischenfälle
Nach UNO-Angaben wurden insgesamt sechs der rund 800 Wahllokale vorübergehen geschlossen. In drei von ihnen soll die Wahl möglicherweise nachgeholt werden. Der schlimmste Zwischenfall ereignete sich nach Aussage der deutschen Wahlbeobachter in Gleno im Wahlbezirk Ermera. Dort hätten pro-indonesischen Milizionäre in die Luft geschossen und Wähler mit Steinen beworfen. Dabei habe es zwei Verletzte gegeben. Die deutschen Beobachter begleiteten nach eigenen Angaben in Dili rund 300 Wähler, die um Schutz gebeten hatten, zu den Urnen. Noch am Sonntag sei es trotz des vereinbarten Waffenstillstandes zwischen militanten Gegnern und Befürwortern der Unabhängigkeit zu Schusswechseln in Dili gekommen. Zwei Häuser der Beobachter hätten vorübergehend evakuiert werden müssen. In der Nähe des Quartiers der Deutschen sei ein Wohnhaus in Flammen aufgegangen. – Der „Internationalen Föderation für Ost-Timor“ gehören 115 Beobachter an, die von Nichtregierungsorganisationen und Hilfswerken unterstützt werden. Den Einsatz der neun deutschen Teilnehmer unterstützen unter anderem die Hilfswerke missio und Misereor.
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