Mehr zertifiziertes Palmöl in den Tanks
Nordwestzeitung online, 08. März 2019
Wirtschaft in Brake
von Ulrich Schlüter
Die Zeiten ändern sich. Haben vor rund sieben Jahren noch Aktivisten von Robin Wood vor dem Werk von Edible Oils in Brake gegen den Palmöl-Raubbau in indonesischen Wäldern demonstriert, so sagen die Grünen heute, dass sich das Werk sehr deutlich verbessert habe.
Brake Das ist jedenfalls die Aussage von Hans-Otto Meyer-Ott, der zusammen mit den übrigen Mitgliedern der Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen das Werk von Olenex Edible Oils GmbH (frühere Fettraffinerie) besuchte. Nach seinen Worten wird im Braker Werk bereits Palmöl verarbeitet, das zu 60 Prozent zertifiziert ist und ein biologisches Gütesiegel trägt. Weltweit seien allerdings 80 Prozent des gehandelten Palmöls noch nicht zertifiziert. Das müsse sich ändern, so Hans-Otto Meyer-Ott in einem Gespräch mit der NWZ. In Brake sei man auf einem guten Weg.
Zu einem Vortrag zum Thema „Raubbau, Zukunft und Alternativen von Palmöl“ hatten jüngst die BUND-Kreisgruppe Wesermarsch und der Ortsverband Mitte der Grünen eingeladen. Als Experten waren gekommen Dr. Josephine Sahner, Umwelt- und Klimareferentin vom Verein Watch Indonesia!, sowie Tina Lutz von Robin Wood. Sie ist Tropenwaldreferentin der deutschen Umwelt- und Naturschutzorganisation. Die beiden Referentinnen hatten die massiven Auswirkungen auf Mensch und Natur durch die Palmölgewinnung angeprangert. Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme erzeugt. Und es ist im Leben allgegenwärtig. So befindet sich Palmöl im Essen, in Kosmetika, in Putzmitteln und sogar als Sprit in Tanks von Autos.
Schutz von Wasser, Boden und Luft
Der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) wurde im Jahr 2004 auf Initiative des WWF gegründet. RSPO versucht, als zentrale Organisation nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern und so die Umweltschädigung zu begrenzen.
Der RSPO ist kein Öko-Label. Er signalisiert, dass auf den Plantagen freiwillig mehr für Naturschutz und Menschenrechte getan wird, als gesetzlich vorgeschrieben ist.
Die Mitglieder des Roundtable Sustainable Palm Oil (RSPO) haben sich bislang zu folgenden Prinzipien und Kriterien verpflichtet:
• Keine Rodung von Primärwäldern und ökologisch wertvollen Waldflächen für Plantagen;
• Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenartenarten auf der Plantage;
• Schutz von Wasser, Boden und Luft (das bedeutet unter anderem: kein Abbrennen von Wald);
• Einhaltung gesetzlicher Regelungen, darunter Landnutzungs- und Eigentumsrechte;
• Keine Kinderarbeit, dafür Bildungsangebote für die auf der Plantage lebenden Kinder;
• Einbindung und Förderung von Kleinbauern sowie
• Kontrolle der Plantagen durch unabhängige, autorisierte Prüfer.Diese Veranstaltung hatte die Grünen dazu veranlasst, sich im Braker Werk zu informieren. Olenex betreibe in Hamburg eine Verarbeitungsanlage für Öl- und Fettspezialitäten und eine Raffinerie für Palmöl sowie die Verarbeitungsbetriebe in Brake sowie Rotterdam, so Hans-Otto Meyer-Ott. Insgesamt würden 2,1 Millionen Tonnen im Jahr verarbeitet, wobei auf Brake mit rund 100 Mitarbeitern rund eine Million Tonnen entfielen. Olenex gehöre zu zwei Drittel zu Wilmar (Indonesien) und zu einem Drittel zur Archer Daniels Midland Company (ADM) mit Sitz in Chicago.
Ölpalmen stammen ursprünglich aus dem afrikanischen Regenwald. Zum Gedeihen brauchen sie ständig Feuchtigkeit und hohe Temperaturen. Um Platz für Ölpalmplantagen zu schaffen, werden daher überwiegend die Regenwälder abgeholzt. Schon jetzt breiten sich riesige industrielle Ölpalm-Monokulturen weltweit auf etwa 21 Millionen Hektar (Stand 2017) in den Regenwaldgebieten am Äquator aus. Das entspricht etwa 58 Prozent der Fläche Deutschlands. Hauptanbaugebiete seien Indonesien und Malaysia. Zunehmend gebe es aber auch immer mehr Plantagen in Südamerika.
Um den Anbau und den Handel mit Palmöl nachhaltig zu gestalten, hatten 2004 die größten Palmölproduzenten und Palmölabnehmer gemeinsam mit dem WWF den RSPO gegründet. Seit 2008 ist RSPO-zertifiziertes Palmöl auf dem Markt. Laut Hans-Otto Meyer-Ott gelten bei Olenex seit 2016 noch etwas klarere Zertifizierungsgrundsätze als vom RSPO vorgegeben. So dürften beispielsweise Wälder mit hohem Kohlenstoffgehalt und mit hohem Schutzwert nicht mehr in Ackerflächen für Palmölplantagen umgewandelt werden. Brandrodungen sollen so vermieden werden. Diese Grundsätze gelten für alle Lieferanten, denen aber eine Übergangszeit gewährt werde.
Die Grünen wollen das Thema verstärkt in die Europäische Union tragen und dafür sorgen, dass Palmöl ohne RSPO-Zertifikat nicht mehr auf den Markt kommt. Auch sei Palmöl aus Kesselhäusern und als Sprit in Verbrennungsmotoren zu unterbinden. Das sollte europaweit gesetzlich verankert werden, so Hans-Otto Meyer-Ott. „Wir wollen uns des Themas Palmöl weiter annehmen“, sagt der Braker Ratsherr, der weiter auf das „offene und gute Verhältnis“ mit Olenex setzt.