„Alles brennt, es ist Krieg“

epd, 07. September 1999

Deutsche Wahlbeobachterin für bewaffnete Intervention in Osttimor

Von Angela Göttsche

epdFrankfurt a. M./ Darwin (epd). Wie ein Albtraum seien die letzten Tage in Dili, der Hauptstadt Osttimors, gewesen, sagt Inge Ruth Lempp. Die unabhängige Wahlbeobachterin ist mittlerweile ins australische Darwin evakuiert worden. „Aber ruhig kann ich nicht sein“, sagte sie dem epd am Dienstag telefonisch aus Darwin. „Ich sehe immer nur die Gesichter der Osttimoresen vor mir“. Tag und Nacht seien Gewehrschüsse zu hören gewesen. „Alles brennt, es ist Krieg.“ So schnell wie möglich will sie wieder zurück. Und sieht das auch als Verpflichtung: „Die internationale Gemeinschaft hat den Leuten versprochen, dass sie auch nach dem Referendum nicht geht.“ Nur darum hätten die Osttimoresen gewagt, am 30. August frei abzustimmen und zu fast 80 Prozent eine Unabhängigkeit von Indonesien zu verlangen. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses war der Terror der pro-indonesischen Milizen eskaliert. „Ich bin entsetzt und voller Wut, dass die Welt zuschaut“, sagte Lempp, die für die Menschenrechtsorganisation „Watch Indonesia“ in einem internationalen Wahlbeobachterteam mitarbeitete.

Die Aktivistin, die sich noch vor kurzem als „überzeugte Pazifistin“ bezeichnet habe, sei mittlerweile für eine internationale bewaffnete Intervention. „Für ein wehrloses Volk wie die Osttimoresen gibt es keine andere Lösung.“ Während der vergangenen drei Monate, die sie in Osttimor verbracht habe, habe sie einen Geheimsender abhören können, über den die indonesische Geheimpolizei direkte Kommandos an die Milizenführer gegeben hätten. „Hinter dem Terror stehen Mächte im indonesischen Militär, für mich ist das ganz klar.“ (6397/7.9.99)


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