Bericht #TalkAboutPapua: Zivilgesellschaftliches Engagement gibt Hoffnung
06.03.2024
Zwei Gäste aus Westpapua stellten in Berlin ihre Arbeit vor und diskutierten über zivilgesellschaftliches Engagement in der Region.
Am 30. Januar 2024 waren wir erneut mit unserer Veranstaltungsreihe #TalkAboutPapua zu Gast in Berlin. Die Reihe wird seit 2023 gemeinsam vom Westpapua-Netzwerk, der Stiftung Asienhaus und Watch Indonesia! organisiert.
Nach einem Gespräch mit dem Menschenrechtsverteidiger Andreas Harsono in Berlin im September 2023 und einer Filmvorführung mit anschließender Diskussion im Oktober 2023 in Köln begrüßten wir nun zwei Gäste aus Westpapua zu unserem #TalkAboutPapua.
Gäste aus Westpapua stellen Frauenrechte in den Mittelpunkt
Gemeinsam sprachen wir über „Stories of Hope – zivilgesellschaftliches Engagement in Westpapua“ und unsere Gäste, ein katholischer Pastor aus Jayapura und eine Frauenrechtsaktivistin aus Merauke berichteten von ihrer Arbeit und den damit verbundenen Hoffnungen aber auch Herausforderungen.
Beide waren sich einig, dass Programme notwendig seien, die das Empowerment der Zivilbevölkerung in den Mittelpunkt stellen. Als Beispiele für Erfolge ihrer Arbeit nannten sie non-formale Bildungsprogramme, die sie für Kinder und Erwachsene anbieten. Insbesondere die Aufklärung über Frauenrechte ist beiden Gästen ein wichtiges Anliegen in ihrer Arbeit. Hierfür fördern sie z.B. den gegenseitigen Austausch unter Frauen in Westpapua, da diese oft mehrfach diskriminiert werden (Frau, Christin, Indigene). Ihre Arbeit erzielt bereits erste Erfolge: So gibt es in einigen Dörfern bereits weibliche Dorf-Vorstehende, die es ermöglichen, Frauen in wichtige Entscheidungen stärker einzubinden.
Jugend in Westpapua ist engagiert
Beide Gäste berichteten aber auch von Hürden in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement: Insbesondere von Männern komme immer noch viel Gegenwind, denn nicht alle befürworten eine stärkere Beteiligung der Frauen in gesellschaftlichen und/oder politischen Entscheidungen.
Hoffnung macht beiden Gästen die Jugend in Westpapua. Hier sei es besonders interessant zu sehen, dass der Widerstand für die jungen Papuas wichtiger sei, als es z.B. bei der Generation ihrer Eltern der Fall war. Dies sei eine Entwicklung, die besonders der Zentralregierung in Jakarta Sorgen bereite und diese dazu veranlasse auch deshalb weiteres Militär in Westpapua zu stationieren. Das Engagement der Jugend zeige sich jedoch nicht nur in Protesten auf der Straße. Musik und Kunst spielen eine große Rolle für den Ausdruck der indigenen Traditionen und eigenen Identität.
Ein Problem, so der Konsens unter den Gästen und Zuhörer*innen, ist, dass den Papuas – bis auf eine kleine Elite – eine politische Teilhabe weiterhin kaum möglich ist. So ist es ihnen nicht gestattet, eigene politische Parteien zu gründen. Eine Kandidatur für eine bereits bestehende Partei scheitere zusätzlich oft an fehlendem Geld, um den Wahlkampf zu bestreiten. Die Frauenquote von 30% bestehe zwar, aber den gewählten Frauen werde dennoch nur wenig Mitsprache zugesprochen. So seien weibliche Abgeordnete in Westpapua oft nur mit Verwaltungsaufgaben betraut, wie beispielsweise dem Catering. Eine tatsächliche politische Teilhabe finde für Frauen noch nicht statt.
Stimmen aus Westpapua nach Deutschland tragen
Bei dem gemeinsamen Gespräch mit den Gästen und Zuhörer*innen wurde deutlich, dass die Herausforderungen in Westpapua weiterhin groß sind. Wo jedoch die Politik ein Vakuum hinterlässt und darin scheitert, Hoffnung zu stiften, muss die Zivilgesellschaft aktiv werden und eigene Stories of Hope „schreiben“. Dies ist in Westpapua der Fall: Kirchen, Nichtregierungsorganisationen, Netzwerke, Einzelpersonen, Journalist*innen und viele mehr setzen sich täglich für Veränderungen ein und schaffen Hoffnung in der Bevölkerung. Wir in Deutschland und Europa können ihnen wiederum Hoffnung geben, indem wir ihnen zuhören und ihre Stimmen weitertragen.
Bericht: Westpapua-Netzwerk