„Strukturen wie bei der Mafia“
Aachener Nachrichten, 14. September 1999
Frankfurt/Aachen (hau). Von mafiaähnlichen Strukturen in Ost-Timor sprach am Montag in einer Pressekonferenz in Frankfurt Heiko Balzarek, einer der deutschen Beobachter der Volksabstimmung in Ost-Timor. Der 36-Jährige war im Auftrag der Bischöflichen Hilfswerke Misereor und Missio aus Aachen sowie des Diakonischen Werks vor Ort.
Militär und Milizen
In einer gut besuchten Pressekonferenz schilderte der Augenzeuge als erster Teilnehmer der Expertengruppe, dass Militär und Milizen offenbar zusammenarbeiteten und stellte die Mitverantwortung der Regierung für die Gräueltaten in dem 1975 von Indonesien annektierten Gebiet heraus.
Keine geschützten Wahlen
Die internationale Gemeinschaft habe nicht das halten können, was sie versprochen habe, nämlich die geschützte Wahl. Die drei Hilfswerke Missio, Misereor und Diakonisches Hilfswerk forderten die Entschlossenheit aller Beteiligten ein, die jetzigen Zusagen zur Entsendung einer UN-Friedenstruppe einzuhalten.
Dr. Hermann Schalück, Präsident des Katholischen Hilfswerks Missio: „Man kann und darf die indonesische Regierung nicht mit dieser menschenverachtenden Politik davon kommen lassen.“Gemeinsame Erklärung
In einer gemeinsamen Erklärung wurden die Forderungen nach einem Ende aller Gewalthandlungen und Deportationen sowie der bedingungslosen Zusammenarbeit mit der UNO aufgestellt.
Auch die deutsche Regierung solle mitwirken, notfalls durch ein finanzielles und wirtschaftliches Embargo. Mindestens fünf bis sechs Schwestern und Priester sind nach Mitteilung von Missio bisher den brutalen Säuberungsaktionen zum Opfer gefallen.Trauer um Pater Albrecht
So trauert Misereor um den deutschen Jesuitenpater Karl Albrecht, einen langjährigen Projektpartner mit indonesischer Staatsangehörigkeit, der von Milizen erschossen worden ist. Der fast 70-Jährige war in Ost-Timor beim Aufbau lokaler Kreditgenossenschaften tätig, mit denen mittellosen Kleinunternehmern eine eigenständige Existenz gesichert wurde. <>
