Indonesischer Dichter Pramoedya Ananta Toer starb im Alter von 81 Jahren

entwicklungspolitik online, 02. Mai 2006

epo_logoJakarta/Berlin (epo). – Der indonesische Dichter Pramoedya Ananta Toer ist am 30. April im Alter von 81 Jahren in seinem Haus in Utan Kayu in der Hauptstadt Jakarta verstorben. „Bung Pram ist als freier Mensch von uns gegangen; seine besten Jahre wurden ihm jedoch, so sagte er oft, in der Gefangenschaft geraubt“, erklärte Marianne Klute von „Watch Indonesia“.

„Von den Holländern wurde Pramoedya wegen seines antikolonialen Denkens eingesperrt, von Soekarno wegen seines Buches „Hoakiau di Indonesia“ verhaftet, von Soeharto 1965 wegen seiner Nähe zur kommunistischen Partei ohne Prozess vier Jahre ins Gefängnis gesteckt und schließlich zehn Jahre auf die Gulag-Insel Buru verbannt“, fasst Watch Indonesia das politische Schicksal des Dichters zusammen. „Die Erfahrungen seiner langen Unfreiheit haben viele seiner Bücher geprägt und den Menschen Pramoedya bis zuletzt gezeichnet. Doch trotz der Bitterkeit über erlittenes Unrecht vertrat er bis zu seinem Ende klar und deutlich seine politischen und ethischen Prinzipien.“

Bung Pram, weltweit als der bedeutendste zeitgenössische Autor Indonesiens angesehen und vielfach geehrt, war mehrfach für den Literatur-Nobelpreis nominiert. Berühmt wurde er vor allem für seine Buru-Tetralogie (Garten der Menschheit, Kind aller Völker, Spur der Schritte und Glashaus), die während seiner zehnjährigen Verbannung auf der berüchtigten Gefangeneninsel Buru entstand.

Zahlreiche seiner Bücher sind in Dutzende Sprachen übersetzt worden. Seine historischen Romane und Werke eröffnen einen veränderten Blick auf die indonesische Geschichte und auf Wurzeln von Gewalt und Unterdrückung, von der hinduistischen Zeit über die Jahrhunderte holländischer Herrschaft bis hin in die Zeit der Bildung des unabhängigen indonesischen Nationalstaats.

In den Jahren nach seiner Freilassung in den Hausarrest in Jakarta (1979) habe Bung Pram nicht mehr kreativ schreiben können, so Watch Indonesia. Dennoch sei er bis zuletzt aktiv gewesen und habe Dokumente und Manuskripte zu einer Enzyklopädie der indonesischen Geographie, Gesellschaft und Wirtschaft zusammen getragen. „Für dieses Mammutwerk, das sich zu einem fünf Meter hohen Berg stapelt, muss ein Verleger noch gefunden werden.“

Das Schweigen brechen wollte er nicht nur als Autor, sondern auch als Mitbegründer der Stiftung zur Untersuchung der Massenmorde von 1965/66, Yayasan Penelitian Korban Pembunuhan (YPKP). Die Stiftung sammelt Daten und Informationen zu den Opfern der Massaker, mit denen die Soeharto-Herrschaft begann.

Pramaoedya Ananta Toer wurde 81 Jahre alt. „Am 6. Februar 2006 feierte er mit Hunderten von jungen Leuten seinen Geburtstag im Kulturzentrum Taman Ismail Marzuki in Jakarta“, berichtet Watch Indonesia. „Bung Pram wirkte schmal und zerbrechlich, gezeichnet von Alter, Krankheit und Leid. Nichtsdestoweniger genoss er offensichtlich die Gemeinschaft mit der jungen Generation. In sie setzte er seine Hoffnungen auf ein besseres, demokratisches Indonesien, frei von Korruption und Gewalt.“ <>


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