Bob Hasan vor IOC Ausschluss
29. August 2002
von Alex Flor
Als Boss der Kalimanis Group war Bob Hasan einst der „Tropenwaldkönig“ Indonesiens und als solcher maßgeblich verantwortlich für den Raubbau an Indonesiens Regenwäldern. Er dirigierte den Verband der Holzkonzessionäre, den Verband der Sperrholzproduzenten und übte zahlreiche weitere führende Funktionen in der indonesischen Wirtschaft unter Diktator Suharto aus, zuletzt gar als Handelsminister. Bob Hasan war Suharto nicht nur als Geschäftsfreund verbunden, sondern begleitete den Diktator auch gerne zum Golfplatz – und qualifizierte sich dadurch offenbar als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): er war sportbegeistert und mit den richtigen Beziehungen versehen. Seine politischen Verflechtungen mit einem Diktator wie Suharto galten in den Augen des spanischen IOC-Präsidenten Samaranch, einem früheren Anhänger des Franco-Regimes, wohl eher als Empfehlung denn als Abschreckung.
In Indonesien nahm Bob Hasan nach dem Abtritt Suhartos im Mai 1998 eine Sonderstellung ein. Er ist der bislang einzige Crony des Diktators, der zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Wegen gefälschter Luftbildevaluationen zum Zustand des indonesischen Waldes durch ein Tochterunternehmen seines Konzerns der Korruption für schuldig befunden, wurde Bob Hasan letztes Jahr zu zwei Jahren Haft verdonnert. Hasan nutzte die Zeit und sein Geld, um die Gefangeneninsel Nusakambangan südlich von Java von einem indonesischen Alcatraz in eine Art Club Mediterrané zu verwandeln. Zur großen Genugtuung des zuständigen Gefängnisdirektors ließ er nicht nur seine Zelle auf Vordermann bringen, sondern investierte auch in die gefängniseigene Moschee sowie in Tennisplätze und andere Sportanlagen. Bei so viel Verbundenheit zum Sport tat sich das IOC verständlicherweise schwer, den Gefangenen aus seinem erlauchten Kreise auszuschließen, obwohl er auf absehbare Zeit nicht in der Lage war, an den Sitzungen des Komitees teilzunehmen.
Bereits in Sichtweite seiner bevorstehenden Freilassung musste Bob Hasan im laufenden Monat August 2002 zwei Niederlagen einstecken. Zunächst büßte er durch die Überstellung des wegen Anstiftung zum Mord und illegalen Waffenbesitzes frisch verurteilten Sohnes von Suharto, Tommy Mandala Putra, nach Nusakambangan seine Stellung als prominentester Gefangener der Insel ein. Und nun hat auch noch das Internationale Olymische Komitee auf seiner jüngsten Sitzung die Empfehlung ausgesprochen, dem Sportsfreund die Mitgliedschaft abzuerkennen. Es bleibt abzuwarten, ob die Mitglieder der Vollversammlung des IOC im November die notwendige Zweidrittelmehrheit aufbringen werden, um den Schritt zu vollziehen. Sollte dies nicht gelingen, könnte sich Indonesiens viel gescholtene Justiz rühmen, den internationalen Standards ein gutes Stück voraus zu sein. <>
Süddeutsche Zeitung, 29. August 2002
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Zudem steht das indonesische Mitglied Mohamad Bob Hasan vor dem IOC- Rauswurf. Die Exekutive stellte am Mittwoch auf Empfehlung seiner Ethikkommission an die Vollversammlung den Antrag, dem Geschäftsmann die Mitgliedschaft abzuerkennen. Dazu ist bei der Ende November in Mexiko-Stadt tagenden Session eine Zweidrittel-Mehrheit der gegenwärtig 128 IOC-Mitglieder notwendig. Hasan ist durch Holzhandel und massiven Raubbau an den indonesischen Regenwäldern unter dem Regime des gestürzten indonesischen Präsidenten Suharto zum Milliardär geworden. Er ist wegen Korruption und Veruntreuung von einem indonesischen Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Hasan gehört dem IOC seit 1994 an. Bislang hielt Alt-Präsident Samaranch die Hand über den dubiosen Geschäftsmann.
IOC- Generaldirektor Carrard mochte auch gestern auf Befragen keine genaue Erklärung für die Rauswurf-Empfehlung geben. Der deutsche IOC- Vize Thomas Bach erklärte auf Journalistenfragen, er sei, als das Thema Hasan auf dem Tisch war, gerade mit Stimm-Auszählungen beschäftigt gewesen […]
Salzburger Nachrichten, 29. August 2002
IOC-Mitglied vor Ausschluss
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LAUSANNE (SN). Das indonesische Mitglied Mohamad Bob Hasan steht vor dem Ausschluss aus dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Das IOC-Exekutivkomitee stellte am Mittwoch in Lausanne auf Empfehlung seiner Ethikkommission an die Vollversammlung den Antrag, dem Geschäftsmann die persönliche Mitgliedschaft abzuerkennen. Dazu ist bei der Ende November in Mexiko-Stadt tagenden Session eine Zweidrittel-Mehrheit der gegenwärtig 128 IOC-Mitglieder notwendig.
Hasan ist durch Holzhandel unter dem Regime des gestürzten indonesischen Präsidenten Suharto zum Milliardär geworden. Er ist wegen Korruption und Veruntreuung von einem indonesischen Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Hasan gehört dem IOC seit 1994 an. […]