Presseerklaerung

Indonesien begeht Unabhängigkeitstag mit Bücherverbrennungen

16. August 2007

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Bücherverbrennung 1933 auf dem Berliner Opernplatz

Foto: Bundesarchiv, Bild 102-14597 / unbekannt / CC-BY-SA

Am 17. August feiert Indonesien den 62. Jahrestag seiner Unabhängigkeit. Generalstaatsanwalt Hendarman Supanji begeht ihn mit einem Akt der Barbarei: In den letzten zwei Monaten verbrannte seine Behörde über 30.000 Geschichtsbücher in Westjava, Zentraljava und Südsulawesi. Begründung: die Schulbücher weichen von der unter Ex-Diktator Suharto geprägten Version der Nationalgeschichte ab.

Mit den Bücherverbrennungen vollstreckt die Staatsanwaltschaft ein Dekret vom 5. März 2007. Es verbietet 13 Schulbücher, weil sie der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) nicht die alleinige Schuld an dem Putschversuch vom 30. September 1965 geben. Dabei beruft sich die Behörde auf ein Gesetz, dass die Verbreitung von kommunistischem Gedankengut unter Strafe stellt.

Die Hintergründe des Putschversuchs sind bis heute ungeklärt. General Suharto gab 1965 der PKI die Schuld, zerstörte die Partei und katapultierte sich so an die Macht. In Zuge dessen verübte er einen der größten Massenmorde der Nachkriegsgeschichte, der 500.000 bis 1 Millionen Opfer forderte. Nur wenige der Opfer dieser von der Weltöffentlichkeit bis heute kaum beachteten Massaker waren Mitglieder der PKI.

„Der Verweis auf eine kommunistische Bedrohung und angebliche Widersprüche zu Suhartos Geschichtsversion sind in Indonesien Grund genug, um Bücher zu verbrennen und die Menschenrechte zu verletzen“, sagt Fabian Junge von der Organisation Watch Indonesia!.

„18 Jahre nach Ende des Kalten Krieges und 9 Jahre nach Suhartos Rücktritt zeigt dies, dass Indonesien seine Vergangenheit nicht aufgearbeitet hat“, so Junge.

Seltsamerweise folgen die meisten der verbotenen Bücher sehr wohl der offiziellen Geschichtsschreibung, was die Irrationalität der Verbrennungen unterstreicht. Allein die Erwähnung der PKI lässt die antikommunistische Paranoia der Suharto-Ära wieder aufleben, die rationales Denken und den Respekt vor der Meinungs- und Informationsfreiheit übertrumpft.

Auch sind viele der Verantwortlichen für die Massenmorde von 1965 weiterhin mächtig. So wird ein Streit um das Schulkurrikulum, der 2004 begann, mit Gewalt im Interesse der alten, Suharto­treuen Elite entschieden. <>


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