Kein Kahlschlag-Diesel in den Tank!
17. April 2006
Gemeinsame Erklärung von Nichtregierungsorganisationen Ein breites Bündnis von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen lehnt den Einsatz von Treibstoff aus Palmöl auf Kosten von Waldökosystemen ab
Der weltweite Palmölboom ist einer der größten Flüche für die Regenwälder und ihre Bewohner. Waldzerstörung, Vergiftung von Böden, Wasser und Luft durch Agrargifte sowie Landkonflikte und Verarmung der betroffenen Menschen sind die Folgen. Auch die Habitate von Ausrottung bedrohter Arten wie Orang Utans, Waldelefanten und Tiger auf Sumatra und Borneo fallen in atemberaubender Geschwindigkeit dem Kahlschlag für Palmöl-Plantagen zum Opfer. Gerade die vergangenen etwa 15 Jahre haben bewiesen, dass praktisch für jede neue Anlage von Palmöl-Plantagen Wald zerstört wird und die Palmöl-Branche dabei häufig gezielt Regenwald per Brandrodung zerstört, um neue Flächen zu gewinnen. Die teilweise von westlichen Banken finanzierte Palmölindustrie gehört damit zu den größten Regenwaldvernichtern in Indonesien. Laut Sawit Watch ist eine ökologisch und sozial nachhaltige Produktion auf Palmöl-Plantagen grundsätzlich nicht möglich. Als Folge der bisherigen Entwicklung gibt es heute auf Sumatra und Borneo kaum noch Tieflandregenwald. Deswegen hat jetzt der Run auf die verbliebenen Bergwälder und Nationalparks begonnen. Indonesien ist schon heute der zweitgrößte Produzent von Palmöl. Akut droht nun die enorme Ausweitung der Plantagenflächen nur für die Produktion von Palmöl-Diesel. Deswegen lehnen wir die Herstellung von Treibstoff aus Palmöl auf Kosten von Primärwäldern und standortgerechter naturnaher Waldökosysteme grundsätzlich ab. Das Beispiel der indonesischen Zellstoffproduktion zeigt, wohin ein Boom führt. Unter anderem mit deutschen Staatsbürgschaften und Krediten deutscher Banken gepusht, hat die indonesische Zellstoffindustrie seit den 90er Jahren ihre Kapazitäten um das Achtfache gesteigert. Allein auf der Insel Sumatra wurden dafür über 830.000 Hektar Regenwälder – vielfach illegal – vernichtet. Dass Banken, Industrie und Politiker bei uns jetzt auf Treibstoffe auch aus Palmöl setzen, zeigt lediglich, dass sie aus dem Desaster mit der indonesischen Papierindustrie nichts dazu gelernt haben oder bewusst davor die Augen schließen. Im Zuge der explosionsartigen Expansion der indonesischen Papierindustrie wurde Regenwald großflächig vernichtet, und die Anlage von Holzplantagen war mangelhaft. Finanziell endete für viele westlichen Banken das Engagement in der indonesischen Papierindustrie ebenfalls in einem Desaster. Trotz solcher Erfahrungen forcieren EU und Bundesregierung derzeit die großindustrielle Produktion biogener Kraftstoffe, darunter auch aus tropischen Waldregionen. Der Anbau von tropischen Ölsaaten für biogene Treibstoffe wird erhebliche Flächen wertvollen Regenwaldes vernichten. Schon der illegale Holzeinschlag in den indonesischen Wäldern ist nur schwer kontrollierbar. Für neue Plantagen werden unter anderem neue Straßen angelegt. Diese ziehen noch mehr illegale Holzfäller an. Mit ihrer Politik ist die EU mitverantwortlich, dass für angeblich „erneuerbaren“ Treibstoff die letzten Regenwälder zerstört werden. Damit wälzen wir durch unseren Konsum verursachte Umweltprobleme auf Regenwaldländer ab. Die vermeintlich neutrale Klimabilanz der Energiegewinnung aus Palmöl ist eine Milchmädchenrechnung, die nicht berücksichtigt, wo die nachwachsenden Rohstoffe angebaut werden. So sind die Sumpf- und Torfwälder auf Sumatra und Borneo bedeutende CO2-Senken. Genau diese Wälder werden per Brandrodung vernichtet und die Flächen für Palmöl-Plantagen genutzt. Damit verschwinden nicht nur wichtige Ökosysteme, auch der Vorteil durch die Nutzung biogener Treibstoffe relativiert sich mit der Vernichtung der CO2-Senken. Vor diesem Hintergrund müssen für den Einsatz von Kraftstoffen aus Pflanzen strenge Kriterien gelten. Biogene Treibstoffe aus „Abfällen“ europäischer Landwirtschaft oder aus biologischem Anbau auf Brachflächen von zum Beispiel Raps sind akzeptabel. Statt lediglich Erdöl teilweise durch Biokraftstoffe zu ersetzen, brauchen wir eine grundlegende Änderung unserer Energie- und Verkehrspolitik
Dazu gehören vor allem:
– die Förderung des öffentlichen Personenverkehrs zu Lasten des PKW- und Flugverkehrs – konsequente Energiesparmaßnahmen wie zum Beispiel die gesetzliche Festschreibung des maximalen Treibstoffverbrauchs auf drei Liter pro 100 Kilometer für PKW (Drei-Liter-Auto) – der konsequente Ausbau von Erneuerbaren Energien wie Sonnen- und Windkraft Gemeinsam mit Umwelt- und Menschenrechtsorganisation in Indonesien wie Sawit Watch oder Walhi fordern wir, dass beim Einsatz tropischer Produkte für unseren Energiehunger strenge Kriterien eingehalten werden müssen. Dazu gehören vor allem: – Keine Umwandlung von Primärwald in Plantagen – Kein Abbrennen von Wald für die Anlage von Plantagen – Keine Zertifizierung von Palmöl-Plantagen, da eine Palmöl-Monokultur nicht ökologisch nachhaltig bewirtschaftet werden kann und für die Menschen vor Ort eher Probleme als nachhaltigen Nutzen bringt – Respektierung traditioneller Rechte und Landrechte – Keine Gewalt, Menschenrechtsverletzungen, Vertreibungen, Polizei- und Militäreinsätze – Einhaltung ratifizierter internationaler Abkommen in Anbauländern wie Indonesien (u.a. zu Indigenen, Biodiversität, Arbeiterrechten, Schutz von Plantagenarbeitern, Gesundheit) – Keine Finanzierung und Hermes-Versicherung Natur zerstörender Projekte – Keine tropischen Lebensmittelpflanzen zur ausschließlich Energiegewinnung – Keine Flächen-Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion in den Anbauländern – Förderung von biologischem Anbau ohne Einsatz von Kunstdünger und Agrargiften – Förderung kleinbäuerlicher Strukturen in den Anbauländern 17. April 2006 Erstunterzeichner: Watch Indonesia! Planufer 92 d 10967 Berlin Rettet den Regenwald Friedhofsweg 28 22337 Hamburg robin wood e.v. nernstweg 32 22765 hamburg Bruno-Manser-Fonds Heuberg 25 CH-4051 Basel Gesellschaft für ökologische Forschung Frohschammerstr. 14 80807 München Zoologische Gesellschaft für Arten-. und Populationsschutz e. V. Franz-Senn-Str. 14 81377 München Allwetterzoo Münster Sentruper. Str. 315 48161 Münster kritische ökologie/ifak e.V. Malteserstr. 99k 12249 Berlin Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre Postfach 13 03 35, 50497 Köln Ebertplatz 12, 50668 Köln Berggorilla Regenwald Direkthilfe e.V. Augustenstr. 122 70197 Stuttgart Indienhilfe e.V. Luitpoldstr. 20 82211 Herrsching Mandacaru Menschen leisten Widerstand O povo resistente Terreicken 43a D-41812 Erkelenz form ökologie & papier – föp 56288 roth bei kastellaun dorfstr. 27 UMKEHR e.V., Arbeitskreis Verkehr und Umwelt Exerzierstr. 20, 13357 Berlin ARA Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz August Bebel Str. 16-18 33602 Bielefeld GRÜNE LIGA e.V. – Netzwerk Ökologischer Bewegungen Bundesgeschäftsstelle Greifswalder Straße 4 10405 Berlin OroVerde – Die Tropenwaldstiftung Internationale Projektkoordination Kaiserstraße 185-197 53113 Bonn Herwig Zahorka Friedrich-Naumann-Str. 30 65195 Wiesbaden terre des hommes – Arbeitsgruppe Schwäbisch Gmünd Leinweg 21 73527 Schwäbisch Gmünd Pro REGENWALD Frohschammerstr. 14 D-80807 München Global Nature Fund (GNF) Internationale Stiftung für Umwelt und Natur GNF-Office Bonn Im Buchengrund 3 53175 Bonn ecodevelop – Aktion für ökosoziale Entwicklung Prinz-Georg-Str. 9 10827 Berlin BOS Deutschland e.V. Schöneberger Ufer 69 10785 Berlin Vamos e.V. Münster Achtermannstrasse 10-12 48143 Münster DNR Deutscher Naturschutzring Am Michaelshof 8-10 53177 Bonn GLOBAL 2000 Flurschützstraße 13 A-1120 Wien Viva Amazonia – Amazonien Solidarität Österreich Linzerstrasse 94/14 1140 Wien Österreich BUKO Agrar Nernstweg 32-34 22765 Hamburg naturschutznetz.ch Das Schweizer Naturschutz-Netzwerk Im eisernen Zeit 55 8057 Zürich Schweiz Asienhaus Essen Bullmannaue 11 45327 Essen Urgewald Von Galen Str. 4 48336 Sassenberg Heinrich Böll Haus Lüneburg Katzenstr. 2 21335 Lüneburg Klimabündnis-Agentur Nord Katzenstr. 2 21335 Lüneburg Campo Limpo Solidarität mit Brasilien e.V. Am Grünen Markt 2 82178 Puchheim Stiftung Artenschutz Sentruper Str. 315 48161 Münster Botanischer Verein zu Hamburg Op de Elg 19 a 22393 Hamburg Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. Hausmannstr. 9 30159 Hannover FIAN Deutschland e.V. Düppelstraße 9 – 11 50679 Köln Survival International Deutschland e.V. Postfach 35 06 61 10215 Berlin Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) Bahnhofsplatz 13 28195 Bremen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin Ecological Internet, Inc. PO Box # 433 Denmark, WI 54208-0433 USA Walhi Sumatera Selatan Jl. Puncak Sekuning No. A4 Palembang 30136 Sumatera Selatan Indonesia