Frauenrechtlerinnen aus Osttimor

Rosa de Sousa, Direktorin der Frauenorganisation FOKUPERS, und Maria Agnes Bere, Koordinatorin der Frauenrechtsabteilung der NGO Judicial System Monitoring Programme (JSMP) Osttimor, 06. – 17. September 2008

Frauenaktivistinnen Osttimor

Rosa de Sousa und Maria Agnes Bere

Foto: Marianne Klute

FOKUPERS (Forum Komunikasi Untuk Perempuan Loro Sae): dieses Frauennetzwerk wurde bereits 1997, also schon vor der Unabhängigkeit, gegründet, um kriegstraumatisierten Frauen und Kindern Schutz und Hilfe zu bieten. Heute hat FOKUPERS seine Arbeit auch auf Opfer häuslicher und sexueller Gewalt ausgedehnt. In der Nothilfe für Frauen und Kinder unterhält es ein Frauenschutzhaus und leistet auch rechtlichen Beistand. Es setzt sich ein für die Stärkung der Frauen in der traditionellen Gesellschaft und kämpft auf der politischen Ebene für Frauenrechte und für Gerechtigkeit sowie für die Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen.

JSMP (Judicial System Monitoring Programme>/em>): diese Nichtregierungsorganisation wurde im April 2001 gegründet zur Beobachtung des ad-hoc-Menschenrechtsgerichtshofes in Indonesien zur Ahndung der Verbrechen 1999 in Osttimor. Rasch weitete sich ihre Arbeit auf die kritische Analyse und Begleitung des Justizbereiches in Osttimor aus. Durch Gerichtsbeobachtung, Rechtsgutachten und thematische Berichte über die Entwicklung des juristischen Systems sowie durch Öffentlichkeitsarbeit soll der Aufbau des Rechtswesens in Osttimor unterstützt werden. Die 2004 eingerichtete Frauenrechtsabteilung WJU (Women’s Justice Unit) legt ihr Hauptaugenmerk auf die Situation von Frauen im formalen Justizbereich und auf häusliche und sexuelle Gewalt.

Besuchsprogramm: Die beiden Frauen kamen auf Einladung von medica mondiale und Watch Indonesia! nach Deutschland. Vom 6. – 11. September nahmen sie an der von medica mondiale ausgerichteten Fachkonferenz „Auf der Suche nach Gerechtigkeit – Was heißt Gerechtigkeit für Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt in bewaffneten Konflikten erfahren haben?“ in Bad Honnef teil. Am Nachmittag des 11. September gab es ein Gespräch mit der AGEH (Barbara Schneider & Stefan Wilmutz) zur allg. Entwicklung in Osttimor und bei Fokupers, sowie zur Kooperation beim Programm Zivilen Friedensdienst. Am Abend hielten sie bei der Deutschen Osttimor Gesellschaft in Köln einen Vortrag zu „Osttimors starke Frauen – der schwierige Aufbau einer neuen Nation“. Unsere Gäste zeigten die strukturellen und traditionellen Diskriminierungen auf, denen Frauen sich in Osttimor ausgesetzt sehen, und erläuterten, wie ihre Organisationen dem entgegen treten. Die Indonesienredaktion der Deutschen Welle brachte hierzu den Beitrag „Kekerasan Terhadap Perempuan di Timor Leste“, am 15. September 2008.

Am 12. September stand vormittags ein Termin im BMZ mit Herrn Sowade vom Referat Südostasien auf dem Programm. Herrn Sowade ist neben der bilateralen Zusammenarbeit mit Osttimor auf Regierungsseite sehr an der Förderung der Zivilgesellschaft gelegen. Nachdem die Gäste einen Überblick zur jüngsten Entwicklung gegeben hatten, stellten sie die Arbeit ihrer Organisationen dar. Im fehlenden Zugang zur formalen Justiz, wie der Schwäche des Justizsektors im Ganzen, sehen sie eines der Hauptprobleme des Landes. Herr Sowade erläuterte die Möglichkeiten der Finanzierung für NGOs über das BMZ (mit dt. Partnerorganisation), z.B. für die fehlenden Rechtshilfeorganisationen im ländlichen Raum.

Veranstaltung Osttimor Aachen

Veranstaltung beim AK Indonesien in Aachen

Foto: Maria Tschanz

Am 15. September stand eine Stadtführung durch Berlin und Hintergrundgespräche mit Watch Indonesia! auf dem Programm. Den Dienstagvormittag nutzten wir zur Vorbereitung auf die Lobbytermine und führten ein Interview mit den Frauen für unsere Zeitschrift SUARA (Heft Nr.3/2008). Die Entwicklung in Osttimor und die Stärkung von Frauenrechten wurden am Nachmittag mit Christel Riemann-Hanewinckel, MdB und Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte, erörtert. Frau Riemann sagte zu, sich gegenüber dem BMZ dafür einzubringen, dass im Sektorvorhaben Krisenbearbeitung in Osttimor „Gender und Frauenrechte“ integriert sind und die beiden NGOs mit einbezogen werden. Danach gab es ein Gespräch im Auswärtigen Amt mit Matthias Kiesler, stv. Referatsleiter Südostasien und Alexander Fierley, Ref. u.a. für Osttimor. Unsere Gäste brachten sich mit Forderungen nach Stärkung des Justizsektors, für Frauenrechte, Gerechtigkeit und der Aufarbeitung der Vergangenheit ein.

Das Besuchsprogramm wurde von Henri Myrttinen und Monika Schlicher gestaltet und koordiniert. <>


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