Raubbau in Jambi: Die Räuber sind bekannt
Rettet den Regenwald, 15. Februar 2006
von Feri Irawan
„Was können wir denn tun außer Holz fällen? Wie sind arme Leute; so haben wir wenigstens zu essen.” Immer wieder bekommen wir diese Antwort, wenn wir die Holzfäller fragen, warum sie diese Arbeit machen. Die gleiche Begründung geben auch die finanzkräftigen Holz-Unternehmer, die der Bevölkerung von Jambi, einer Provinz in Sumatra, die Lebensgrundlage rauben: sie behaupten, sie würden den Menschen von Jambi Arbeit geben und damit ihnen den Lebensunterhalt ermöglichen.
Durch den Raubbau am Wald hat sich das gesamte Leben der Menschen von Jambi verändert. Früher verdienten die meisten ihren Lebensunterhalt durch Fischfang, Gemüse- und Reisanbau. Heute findet man kaum noch Fischer und Bauern. Es ist so „einfach“, mit Holzfällen Geld zu verdienen. Auch die Lebenseinstellung der Menschen hat sich gewandelt. Wie eine Gehirnwäsche wirkt die permanente Behauptung, der Raubbau an den Wälder geschehe zum Wohle des Volkes.
Doch was haben die Menschen, die im und vom Wald lebten, wirklich davon? Nichts bleibt ihnen, nur Armut, sozialer Abstieg, Waldbrände, Überschwemmungen und Erdrutsche. Sie sind die Opfer von Katastrophen und einer fehlgeleiteten wirtschaftlichen Entwicklung, die auf Devisen setzt. Priorität haben in der Politik nicht die kleinen Leute, sondern die Investoren.
Zur Zeit erleben wir in Jambi, wie die Verlogenheit der Politik und die weit verbreitete Korruption ans Tageslicht kommen, in die verantwortliche Politiker und die Justiz verwickelt sind. Die Ereignisse kumulieren. Am 30. Januar 2006 erstatteten Bürger von Jambi Anzeige: 76 Lastwagen mit durchschnittlich 35 Kubikmeter Holz für den Export seien ohne entsprechende Dokumente. Soldaten der Einheit 401-05 Banyu Lincir halten nun die Lastwagen im Dorf Mekar Jaya an der Grenze der Provinz Jambi, Sumatra, fest, außerdem noch weitere in anderen Orten, und täglich kommen neue hinzu. Insgesamt handelt es sich um mindestens 2.345 Kubimeter Holz im Wert von wenigstens 3,517 Mrd. Rupiah (3,4 Mio. Euro). Dies ist der größte Erfolg in der Geschichte gegen den illegalen Holzeinschlag, seit die Regierung von Susilo Bambang Yudhoyono diesem den Kampf angesagt hat. Der Fall soll jetzt in Jambi vor Gericht gebracht werden.
All dieses Holz sollte nach Tangerang in West-Java (Provinz Banten, d.R.) verbracht und von dort aus per Schiff nach Malaysia exportiert werden. Dabei handelt es sich nur um wenige Trucks, im Vergleich zu Tausenden von Lastwagen, die längst den Weg über Tangerang ins Ausland, nach China, Malaysia, Europa und in andere rohstoffhungrige Länder gemacht haben.
Der Holztransport noch Tangerang ist nur möglich, weil die Forstbehörden mit der örtlichen Polizei zusammen arbeiten. Bisher haben sie immer die Augen zugemacht, wenn die LKW-Fahrer ihre gefälschten Dokumente vorlegten. Diese sind auf Bürger aus Jambi ausgestellt. Niemand wagt, das Holz zu konfiszieren, denn hinter den illegalen Holz- und den Transportunternehmen stehen mächtige Bosse, meist chinesischer Abstammung.
Ihre Namen sind bekannt, es sind zum Beispiel Akiong und Aan. Einer ihrer Mitarbeiter wurde jetzt von der Polizei vorgeladen. Er konnte Dokumente der Bezirksverwaltung von Tanjung Jabung Barat, unterzeichnet von Iskandar, und der Forstbehörde des Bezirks Sarolangun, unterzeichnet von Deni Adria, vorlegen. Die beiden Beamten haben die Dokumente gefälscht. Das Unternehmen, auf die die Papiere ausgestellt sind, hat längst sein Einschlagsgebiet kahlgeschlagen. Die Behörden sind ihren Namen nicht wert; statt den Wald zu schützen, helfen sie den Unternehmen, ihn zu zerstören. Den Menschen von Jambi bleibt nur eines: eine Katastrophe nach der anderen.
Übersetzung: Marianne Klute, Watch Indonesia!
Feri Irawan arbeitet für unsere indonesische Partnerorganisation Walhi. In seinem Recherchebericht „Hasil Investigasi” sind die Orte, Namen und Zahlen der Lastwagen festgehalten, außerdem hat er die polizeilichen Kennzeichen der Trucks und die Namen der Besitzer notiert.