Nicht alles funktioniert nach den Prinzipien des Marktes
Südostasien 2/2010
Politische und soziale Bewegungen in Indonesien zur Wirtschafts- und Finanzkrise
Samia Dinkelaker führte mit der Working People’s Alliance ein Interview über Schuldenkreisläufe der armen Bevölkerung, Marktlösungen als Allheilmittel der Regierung und alternative Ökonomien. Dieses Interview stellt Ansätze von AktivistInnen der Organisation dar.
Samia Dinkelaker Anders als während der Asienkrise der Jahre 1997 und 1998 scheint Indonesien wenig unter der derzeitigen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise gelitten zu haben, so berichten die internationalen Medien. In den Meldungen wird vor allem das stetige Wirtschaftswachstum herangezogen, um dem Konjunkturpaket der Regierung Susilo Bambang Yudhoyonos Erfolge zu attestieren. Obwohl die indonesische Wirtschaft infolge der rückgängigen Nachfrage aus den USA und Europa Exporteinbrüche erfuhr, sei Indonesien einer von »Asiens Gewinner(n)«, so etwa die Financial Times Deutschland. Was bedeutet die Krise jedoch jenseits von makroökonomischen abstrakten Zahlen für die Bevölkerung Indonesiens? Und welche alternativen Wege werden von Basisbewegungen eingeschlagen?
Das folgende Interview über Schuldenkreisläufe der armen Bevölkerung, Marktlösungen als Allheilmittel der Regierung und alternative Ökonomien stellt Ansätze von AktivistInnen der Working People’s Alliance (Perhimpunan Rakyat Pekerja) dar, einer indonesienweiten Organisation, die Basisbewegungen von ArbeiterInnen, Frauenorganisationen, Bäuerinnen und Bauern sowie Fischerinnen vereint. Die Organisation wurde im Jahr 2005 gegründet, konzentriert sich auf Selbstorganisierungs- und Vernetzungsprozesse der grassroots und versteht sich als alternative politische Bewegung.
Frage: Welche Auswirkungen der derzeitigen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise für die »working people« – die Gruppen der Bevölkerung, aus deren Perspektive Eure Organisation spricht – sind derzeitig zu beobachten?
Working People’s Alliance: Wie jede Krise auf der Welt hat sich die ökonomische Krise auf die marginalisierte Bevölkerung in der Weise ausgewirkt, dass die Lebensqualität sinkt und die Arbeitsbelastung, um überlebensnotwendige Bedürfnisse erfüllen zu können, steigt. Die chronische Armut stellt immer eine Bedrohung für die Bevölkerung dar, denn in Indonesien wird, anders als in Wohlfahrtsstaaten, keinerlei soziale Sicherheit gewährleistet. Wir können uns ein Bild von dem Ausmaß der Armut machen, wenn wir einen Blick auf die Bevölkerungsstatistiken werfen: Nicht weniger als 100 Millionen Menschen leben am Rande der Armutsgrenze – wenn wir den Maßstab eines Durchschnittseinkommens von zwei Dollar pro Tag anlegen. Die Anzahl der Menschen in Indonesien, die unter der Armutsgrenze lebt, lag bis im März 2009 bei 32,53 Millionen Menschen. Das sind 14,15 Prozent der gesamten Bevölkerung. Während die Finanz- und Wirtschaftskrise den globalen Norden hart getroffen hat, war sie kein überraschender Schlag für die arbeitende Bevölkerung in Indonesien, da sich ein Großteil der Menschen in Indonesien seit dem Jahr 1997 in einer Krise befindet.
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