Die indonesischen Behörden gehen davon aus, dass der Weltbedarf
an Pflanzenölen 2007 von 32,5 Mio t auf 39 Mio. t steigen wird. Insgesamt
müssten also in diesem Jahr 6,5 Mio t mehr produziert werden. Voraussichtlich
wird die Produktion weltweit nur um 3,7 Mio t gesteigert werden können.
Nach diesen Kalkulationen bleibt ein Fehlbedarf von 2,8 Mio t ungedeckt.
Die globale Nachfrage nach Biodiesel aus Palmöl wird nach Einschätzung
der Behörden um 2 Mio t auf 15-16 Mio t ansteigen. Indonesien und
Malaysia, die beiden führenden Palmöl produzierenden Länder,
gehen davon aus, allein für den Biodieselsektor in diesem Jahr 2007
theoretisch 800.000 t mehr Palmöl als im vergangenen Jahr 2006 absetzen
zu können. /Kantor Pemasaran Bersama (KPB) PTPN, laut detikcom, 8.1.2007/
Da die Flächen in Malaysia begrenzt sind und nur die Provinzen Sarawak und Sabah auf Borneo rein rechnerisch noch Potential aufweisen, eröffnen sich den indonesischen Palmöl- und Biodieselsektoren goldene Zukunftaussichten. Die Planungen des indonesischen Landwirtschaftsministeriums sehen daher vor, die Produktionen massiv zu steigern.
Um der um das 43-Fache anvisierten Produktionssteigerung von Biomasse Rechnung tragen zu können, will Indonesien in den kommenden zwanzig Jahren 20 Millionen Hektar neue Ölpalmplantagen erschließen. (Diese Fläche ergibt sich durch Addition der Planungen der Provinz- bzw. Distriktbehörden.)
Die Planer gehen davon aus, dass eher große bis megagroße
Ölpalmplantagen angelegt werden. Vielfach ist vorgesehen, dass um
die großen Kernplantagen (inti) weitere Flächen von Smallholdern
und Kleinbauern (plasma) bewirtschaftet werden. Auch für andere Pflanzen,
deren Öl zu Biodiesel oder deren Biomasse zu Alkohol verarbeitet werden
kann, wirbt Indonesien. Als geeignet werden angesehen: Jatropha (jarak)
für Biodiesel sowie Zuckerrohr (tebu) und Maniok (singkong) für
Bioalkohol.
Plantagenunternehmen: national, international, global
Im vergangenen Jahr 2006 ist Indonesien mit Riesenschritten seinem Ziel, der weltgrößte Palmöl- und Biodieselproduzent zu werden, entgegengeeilt. Laut Aussagen verschiedener nationaler Banken und Kreditinstitute sind fast eine halbe Million Hektar Neu-Plantagen finanziert worden. In den kommenden fünf Jahren will Indonesien 22 Mrd. US$ in den Biodieselsektor investieren.
Verschärft wirbt Indonesien nun um ausländische Investoren. Abkommen und Verträge in bemerkenswerter Größenordnung sind jüngst unterzeichnet worden oder werden derzeit noch verhandelt. Den größten Deal in einem Umfang von 5,5 Mrd. US$ hat PT SMART (Sinar Mas Agro Resources and Technology) unter Dach und Fach gebracht. SMART, ein Tochterunternehmen der Sinar Mas Gruppe, bei Regierungen und Banken weltweit durch ihren Zellstoffkonzern APP berühmt-berüchtigt, plant mit der staatlichen chinesischen Ölfirma CNOOC (China National Offshore Oil Corporation) und der Hong Kong Energy das wohl größte Biokraftstoff-Projekt der Welt mit einer Million Hektar Plantagen.
Der Boom im Biodieselsektor verändert die bekannten Strukturen
im Plantagenbusiness. Etablierte Unternehmen, die ihre Ursprünge bis
in die Kolonialzeit zurückverfolgen können, wie PT LonSum und
die Bakrie-Group, sind ebenso vertreten, wie Konzerne, die in der Suharto-Ära
aufgestiegen sind. Dazu gehören etwa Sinar Mas und Raja Garuda Mas,
auch hierzulande bekannt durch ihre Zellstofffabrikationen APP und APRIL,
und die Salim-Group des Suharto-Cronies Liem Sioe Liong. Auch die petrochemische
Industrie steigt in den Markt mit dem grünen Gold ein. Nahezu jeder
Wirtschaftsbereich will an dem Boom teilhaben.
Zu den größten und wichtigsten Unternehmen, sowohl indonesischen
als auch ausländischen, die derzeit die Anlage neuer Plantagen speziell
für die Produktion von Biodiesel oder Bioalkohol planen und mit denen
man in Zukunft rechnen muss, zählen:
Quellen: Landwirtschaftsministerium, Bisnis Indonesia u.a.
Biodieselfabrikation: die Player nehmen Gestalt an
Indonesien verfügt bereits über einige kleinere Anlagen zur Biodieselproduktion. Die einzige größere Fabrik steht im ostjavanischen Gresik bei Surabaya und wird von PT Anugerahinti Gemanusa, einem Tochterunternehmen des Chemiekonzerns PT Eterindo Wahanatama, betrieben. Die Produktion geht hauptsächlich in den Export, in asiatische Staaten, Australien und nach Deutschland. In Jakarta wird Biodiesel seit Mai 2004 an einigen Tankstellen verkauft. Den Vertrieb hat PT Energi Alternatif Indonesia in der Hand.
Mindestens fünfzehn Unternehmen beabsichtigen, neue (teilweise deutlich größere) Biodieselfabriken zu errichten, dazu kommen weitere zehn geplante Fabrikationen für Bioalkohol aus Zuckerrohr und Cassava. Der Investitionsbehörde BKPM liegen Planungen im Gesamtumfang von 1 Million Jahrestonnen Biodiesel vor, die allerdings noch nicht alle genehmigt sind. Diese Menge entspricht aber erst der Jahresproduktion von Biodiesel in Deutschland im Jahre 2004. Auch acht kleinere staatliche Anlagen sind in Planung. Die beiden ersten Anlagen, deren Produktion 2008/9 anlaufen soll, bauen Wilmar Bioenergy und die Bakrie-Gruppe. Nicht berücksichtigt in dieser Aufstellung sind die mehr als hundert Palmöl verarbeitenden Anlagen und Raffinerien in Planung.
Zum Weiterlesen:
Forest Peoples Programme, Perkumpulan Sawit Watch, HuMA and the World Agroforestry Centre, (2006): Promised Land – Palm Oil and Land Acquisition in Indonesia: Implications for Local Communities and Indigenous Peoples; (Autoren: Marcus Colchester, Norman Jiwan, Andiko, Martua Sirait, Asep Yunan Firdaus, A. Surambo, Herbert Pane)
http://www.sawitwatch.or.id/index.php?option=com_content&task=view&id=44&Itemid=40
Die Bakrie-Gruppe
„Bei Bakrie & Brothers handelt es sich um eine der bekanntesten und ältesten Konglomerate Indonesiens. Vorstandsvorsitzender des Unternehmens war früher Aburizal Bakrie (...). Die Gesellschaft hält Beteiligungen in den Bereichen Telekom (CDMA-Betreiber), Plantagen (Gummi und Palmöl) sowie im Pipeline-Bau für die Öl- und Gaswirtschaft. Zu Glanzzeiten Mitte der neunziger Jahre war Bakrie&Brothers ein Blue Chip auf dem indonesischen Kurszettel. Es gab kaum ein Unternehmen in Indonesien, das schneller und aggressiver wuchs.“ /börse-inside/
Die Gruppe des derzeitigen Koordinierenden Ministers für Wohlfahrt war auf dem besten Wege, sich von den während der Asienkrise erlittenen Verlusten zu erholen, bevor die Katastrophe in Sidoarjo Ende Mai 2006 den Höhenflug bremste. Ungeachtet der als Schlammvulkan in die Presse eingegangenen Katastrophe investiert die Bakrie-Gruppe weiterhin aggressiv im Telekombereich und im Palmölsektor.
Die Plantagen der Bakrie Gruppe (zur Bakrie-Gruppe gehören folgende Plantagenunternehmen: Bakrie Sumatera Plantations, Bakrie Pasaman Plantations, Agrowijana, Patriot Andalas) können ihre Wurzeln teilweise bis in die Kolonialzeit verfolgen (die ersten Plantagen, die den Grundstock der heutigen Bakrie-Gruppe bilden, wurden schon 1911 etabliert). Bis zum Beginn des Biodieselbooms (2004) hat Bakrie insgesamt 32.712 Hektar mit Ölpalmen bepflanzt. Im vergangenen Jahr konnten Bakries Plantagen den Palmölaustoß im Vergleich zu 2005 um 74% erhöhen. Der Boom veranlasst die Betreiber nun, die Fläche enorm auszuweiten – für Biodiesel. Eine neue Plantage, größer als alle bisherigen, ist in der Provinz Jambi geplant und soll 25.500 Hektar umfassen.
Damit noch nicht genug, wird Bakrie Sumatera Plantations die zweite
neue Biodieselfabrik errichten. An dem 25 Mio. US$-Projekt ist außerdem
die Konstruktionsfirma PT Rekayasa Industri beteiligt. Mitte 2008 soll
die Biodiesel-Produktion anlaufen, mit einer geschätzten Jahresleistung
von 60.000-100.000 Tonnen. Die Bakrie-Gruppe betreibt schon Palmölraffinerien
in West-Java und in Jambi. <>
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