Im folgenden dokumentieren wir die Geschichte von Natercia aus dem
Bericht „Like Stepping Stones in the River.“ Es ist eine fiktive Geschichte,
eine Gruppenarbeit, bei der Jugendliche ihre Erfahrungen mit der Krise
einfließen lassen und reflektieren.
Natercia, 21 Jahre
Natercia lebt mit ihren zwei Brüdern, ihrer Mutter und ihrem Vater in Kampung Alor. Vor einem Jahr machte sie ihren Schulabschluss und sucht gerade nach Arbeit.
Wie es in ihrem Bairo (Stadtviertel) war…
Zu Anfang der Krise: Nun gut! Es war verrückt – die Schießereien und alles mit der PNTL und der F-FDTL begannen… Man wusste, dass es Probleme gab, weil vor dem Regierungsgebäude protestiert wurde, aber danach hat es nicht aufgehört. Und als wir all die Brände in Dili sahen, das hat jeden erschreckt. Einige unserer Nachbarn flohen in die Berge, aber wir blieben hier. Wir dachten, es sei besser, wenn wir hier blieben, so dass wir unser Haus schützen können vor jedem, der kommen würde, um es anzugreifen.
Ich glaube, die politischen Führer verärgerten alle, vor allem die jungen Leute, weil wir vorher geeint waren, als wir für die Unabhängigkeit kämpften. Danach sagten sie, dass nur der Osten (Lorosa’e) gekämpft habe. Daraufhin wollten alle ihren Stolz verteidigen.
Und dann wollten manche Leute in unserem Bairo Frieden schließen und andere wollten sich gegenseitig bekämpfen. Sie hatten davor schon Probleme wie das der beiden Brüder: einer war von Gang 7-7 und ein anderer war von S-H, und während der Krise kamen sie hierher und kämpften mit ihren Kampfsportgruppen und warfen Steine. Und das breitete sich auf die nächsten Bairos aus. In manchen Nachbarschaften ist es jetzt ruhig – in Becora zum Beispiel haben sie schon mit dem Simu Malu-Projekt (wörtlich: sich gegenseitig akzeptieren, ein Regierungsprojekt) begonnen und es gibt keine Probleme dort – aber hier ist die Sicherheitslage immer noch nicht besser.
Wir werden unser Bairo immer vor jedem verteidigen, der versucht, hier einzudringen. Wir wollen Frieden, aber einige andere wollen uns zerstören.
Es wäre besser, wenn sie Arbeitsplätze für die Jugendlichen
schaffen würden. Denn bis jetzt haben wir nichts zu tun, so dass,
wenn hier jemand herkommt, um Unruhe zu stiften, alle anderen leicht in
die Probleme verwickelt werden. Junge Leute hier engagieren sich und versuchen
zum Beispiel, eine Friedensdemonstration mit dem National Youth Council
zu organisieren, aber die politischen Führer haben ihre Probleme noch
nicht gelöst, und die Kampfsportgruppen hegen weiterhin ihren Groll.
Wir hatten ein Treffen mit den verschiedenen Kampfsportgruppen vor Weihnachten,
und die Führer der Kampfsportgruppen sagten, sie würden sich
nicht rächen, wenn eines ihrer Mitglieder getötet würde.
Aber später sahen wir, wie sie wieder kämpften. Sie sagten nicht
die Wahrheit, auch hatte ihnen niemand geglaubt.
Was können Jugendliche tun?
Wir haben hier schon vieles gemacht! Wir organisierten Sporttage und haben die anderen Bairos eingeladen mitzumachen. Unser Chefe Juventude stellte den Kontakt zwischen den Jugendlichen und ein paar unserer Freunde her, die in einer Band spielen. Sie haben auf dem Friedenskonzert im Park gespielt. Diese Dinge zeigen, dass Jugendliche Frieden wollen. Aber wir haben die Krise nicht angefangen, die politischen Führer waren es und sie müssen nun bekennen, was sie getan haben und das selbst lösen.
Ich glaube, die Krise kann noch eine lange Zeit andauern – denn was
ich jetzt sehe ist, dass die große Krise möglicherweise beendet
werden könnte, aber es wird weiterhin Rache geben.
Quellen:
Plan Timor Leste: Like Stepping Stones in the River, Youth Perspectives
on the Crisis in Timor-Leste, 2007
http://www.plan-interntional.org/wherewework/asia/easttimor/stones/
Australian Strategic Policy Institute: After the 2006 crisis: Australian
interests in Timor-Leste, Bob Lowry, No. 38. Nov. 2007
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