Indonesien-Information Nr. 1, 1997 (Wirtschaft)

Der Vater des Aufbaus bringt die Bauern in Not

Der 'Vater des Aufbaus', Suharto, gab Weisung, den Preis für ungeschälten Reis (gabah) um 75 Rupiah (0,05 DM) pro Kilogramm anzuheben. Gleichzeitig erhöhte der gütige Vater die Düngemittelpreise um 70 Rupiah (0,046 DM) pro Kilogramm. Doch der Dank der Bauern für diese Preiserhöhungen blieb Suharto verwehrt /Kompas, 28.1.97/. Denn von der Preisanhebung für ungeschälten Reis um bis zu 16 Prozent profitieren nur die Zwischenhändler (tengkulak), nicht aber die ErzeugerInnen /Republika, 27.1.97/. Davon unbeeindruckt erklärte Suharto, die Regierungsanordnung zur Preisanhebung für ungeschälten Reis und Düngemittel komme zum richtigen Zeitpunkt. Die Bauern erhielten dadurch bessere Chancen, Gewinne zu erzielen /Suara Pembaruan, 4.2.97/

Es sprach der gütige Vater

Der Vater des Aufbaus, Suharto, kalkulierte den Gewinn der Bauern wie folgt: Auf der Ausgabenseite enstünden den Bauern mit der Preisanhebung für Düngemittel um 70 Rupiah pro Kilogramm bei einem Düngemittelbedarf von 300 kg/ha zusätzliche Kosten in Höhe von 21.000 Rupiah (ca. DM 14,-) pro Hektar. Dagegen könnten die Bauern durch die gleichzeitige Preisanhebung für ungeschälten Reis um 75 Rupiah pro Kilogramm bei einem Ertrag von 4,5 Tonnen/ha auf der Einnahmenseite ein Plus in Höhe von 337.500 Rupiah (ca. DM 225,-) erzielen /Suara Pembaruan, 4.2.97/.

Es jammerten die gepeinigten Bauern

Der zu erwartende Gewinn, den Suharto den Bauern vorrechnete, wird leider eine Wunschvorstellung bleiben, meinen die Bauern. Denn der Start in die neue Saison 1997 wird erschwert durch die Altlasten von 1996. Die Hoffnungen auf eine gute Ernte hatten sich 1996 nicht erfüllt, da viele Reisfelder von Rattenplagen befallen waren.

Betroffen waren beispielsweise die Bauern in Brebes, Mittel-Java. In der vergangenen Anbausaison wurde der Ertrag auf 150 Hektar ihrer Reisfelder durch Ratten vernichtet. Daher haben viele Bauern zwischen Brebes und Indramayu wenig Verständnis für den Regierungserlaß über die Preisanhebungen, der ihnen zunächst erhöhte Investitionen abfordert, ohne daß damit ein guter Ertrag garantiert ist /Kompas, 28.1.97/.

Die Preiserhöhungen trafen die Bauern unvorbereitet. Düngemittel als Hauptkomponente der Produktionskosten machen bis zu 30 Prozent ihrer Gesamtkosten aus /Kompas, 28.01.97/. Ein Bauer aus Brebes rechnet vor: "Vor der Erhöhung der Preise betrugen die Kosten für Düngemittel höchstens 100.000 Rupiah pro Hektar. Jetzt nach dem Regierungserlaß steigen die Produktionskosten auf 135.000 Rupiah pro Hektar. Hinzu kommen noch die Lohnkosten für das Ausbringen der Düngemittel" /Kompas, 28.1.97/.

Sein Gesinnungsgenosse, der Bauer Mohamad Sueb, erklärte, daß die Anhebung der Düngemittelpreise gewöhnlich von anderen Produktionskostensteigerungen begleitet wird. "Vor dem Monat Ramadhan (Anm.:d.h. vor Januar 1997) verlangte ein Arbeiter für das Ausbringen von Düngemittel 2.500 Rupiah (ca. DM 1,70) pro Tag. Und nach der Erhöhung des Düngemittelpreises verlangt er 4.000 Rupiah (ca. DM 2,70) pro Tag" /Kompas, 28.1.97/. Außerdem rechne man nun noch mit einer Anhebung der Preise für Pflanzenschutzmittel, erklärten die Bauern Kosim und Ujang aus der Region Kerawang /Republika, 27.1.97/. "Der für Bewässerung zuständige Dorfbeamte verlangt zur Bekämpfung der Rattenplage 3.000 Rupiah (ca. DM 2,-) für 0,75 Hektar", erzählt Bauer Rohadi /Kompas, 28.1.97/.

Die Bauern ackern und die Zwischenhändler lauern

Auch ohne die Preissteigerungen haben die Bauern schon große Probleme. Bauer Waslim erzählte, daß er kein Kapital mehr besitze, um die neue Anbausaison zu beginnen. Denn in der letzten Saison hatte er Zwiebeln angebaut und dabei Verlust erlitten, weil der Zwiebelpreis gefallen sei. Waslim besitzt nur 2.500 Quadratmeter Reisfelder, die einen Ertrag von etwa einer Tonne ungeschältem Reis liefern könnten. Dazu benötigt er aber zunächst Kapital in Höhe von 250.000 Rupiah (ca. DM 170,-). Wenn er später erntet, erhält er 300.000 Rupiah (ca. DM 200,-) zurück /Kompas, 28.1.97/.

Dem Bauer Sukendi aus Brebes geht es noch schlechter als Waslim. "Im November habe ich für die Aussaat einen Kredit in Höhe von 600.000 Rupiah (ca. DM 400,-) aufgenommen. Diesen Januar muß ich zurückzahlen. Aber ich habe kein Geld und habe schon den Lurah (Dorfoberhaupt) um Beistand gebeten, damit die Bank mir mehr Zeit läßt" /Kompas, 28.1.97/.

Von den nun angehobenen Ertragspreisen werden wahrscheinlich wieder nur die Zwischenhändler profitieren. Die bisherige Erfahrung zeigt, daß die Bauern ihren ungeschälten Reis nur selten nach der Ernte verkaufen konnten, sondern bereits vor der Ernte an Zwischenhändler abtreten mußten. Der beim Zwischenhändler zu erzielende Erlös liegt aber deutlich unter dem Marktpreis von bislang 450 Rupiah (DM 0,30) pro Kilogramm /Kompas, 28.1.97/.

In Lamongan, Ost-Java, steht bereits fest, daß die Bauern nicht von dem von 450 auf 525 Rupiah gestiegenen Ertragspreis pro Kilo profitieren werden. "Die Ernte gehört schon den Zwischenhändlern", erklärte ein Bauer namens Astoni, der nur 0,4 Hektar Reisfelder besitzt /Republika, 27.1.97/.

Nach Untersuchungen von Republika knüpfen die Zwischenhändler oft Beziehungen mit den Dorfgenossenschaften (KUD - Koperasi Unit Desa). In Kediri, Ost-Java, beispielsweise hofften die Bauern auf die neuen höheren Preise. Aber der Zwischenhändler kaufte ihnen ihren Reis für nur 400 Rupiah (ca. DM 0,27) pro Kilo ab, um ihn anschließend für 525 Rupiah (DM 0,35) an die Dorfgenossenschaft weiter zu verkaufen /Republika, 27.1.97/. <>

 
 
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