Indonesien-Information Nr. 1, 1997 (Unruhen)

Moslems fasten, Chinesen fast verjagt

70 chinesische Häuser, 80 chinesische Geschäfte, drei Kirchen, zwei buddhistische Tempel, zwei Banken, eine Reismühle und zwei Dutzend Autos wurden in der Stadt Rengasdengklok im Bezirk Karawang, 60 km östlich von Jakarta verwüstet.

Nacht für Nacht brachte die Trommel, mit der Moslems im Fastenmonat Ramadhan frühmorgens um 2.00 Uhr die Gläubigen an die Essenszeiten erinnern, eine chinesische Familie um den Schlaf. So bat sie schließlich am 21. Tag des Fastenmonats die Leute von der Moschee, die Lautstärke ihrer Trommelei doch bitte auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Doch mit ihrer Bitte erreichte die Familie das genaue Gegenteil: das Trommeln wurde noch lauter als in den vergangenen drei Wochen. Darüber entspann sich ein heftiger Streit zwischen der chinesischen Familie und den Moslems, der erst im Polizeirevier durch einen 'Harmoniekonsens' beendet werden konnte.

Doch Harmonie hin, Harmonie her - alle Bemühungen scheinen sinnlos, wenn angestauter Haß auf seine Eruption wartet. Sechs Stunden nach der Schlichtung auf der Polizei versammelte sich eine Masse, die das Haus der chinesischen Familie stürmte und niederbrannte. Damit noch nicht zufrieden begann die Menge den Angriff auf chinesische Geschäfte in der Einkaufsstraße der Stadt /Sydney Morning Herald, 1.2.97, Siar, 30.1.97, CNN, 31.1.97, Berita Nasional, 30.1.97, Tempo Interaktif, 2.2.97/. "90 Prozent der Geschäfte gehören den Chinesen, sie sind arrogant uns gegenüber", erklärte ein islamischer Ladenverkäufer /Sydney Morning Herald, 1.2.97/.

Die Kommunisten sind schuld

Die Sicherheitskräfte verhafteten 11 Verdächtige als Anstifter. 115 Personen wurden aus dem Gewahrsam entlassen, stehen aber unter Aufsicht, erklärte der Militäroberbefehlshaber von West-Java, Generalmajor Tayo Tarmadi /Pikiran Rakyat, 31.1.97/. Er schloß nicht aus, daß hinter den Unruhen Drahtzieher am Werke waren /Kompas, 1.2.97/.

Der Oberbefehlshaber der indonesischen Streitkräfte (PANGAB), General Feisal Tanjung, erklärte, daß Gewalt nicht zur indonesischen Kultur passe. "Unsere Kultur ist Ruhe und Ordnung", sagte er und "Brandlegungen entsprechen der Methode der Kommunisten". Er meinte, die Unruhen in Rengasdengklok hätten nicht ausbrechen können, ohne daß irgend jemand dazu angestiftet hat. Der Ausbruch der Gewalt sei eindeutig gegen die Regierung gerichtet /Pikiran Rakyat, 31.1.97, Kompas, 1.2.97/.

Unruhe bringt Geld in die Kasse der Armee

Der Gouverneur von West-Java überreichte der Bezirksregierung eine Soforthilfe in Höhe von 75 mio Rupiah (ca. DM 50.000,-). Zwar sei die Verwendung der Hilfe Sache des Regenten von Karawang, es sei aber zu bedenken, welche Ausgaben für die Reparatur und Wiederbeschaffung von zerstörtem Gerät des Sicherheitsapparates notwendig seien. Für die Wiederherstellung der Sicherheit in Karawang sei die Überholung der Einrichtungenvon zwei Kompanieeinheiten des Armeebatallions 205, sechs Einheiten des mobilen Einsatzkommandos der Polizei, des 9. Artilleriebatallions, des Sprengstoffkommandos und der Ausrüstung von 100 Polizeibeamten im Bezirk Karawang notwendig /Kompas, 1.2.97/. <>

 
 
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