Indonesien-Information Nr. 1, 1997 (West Papua)
Die Entführungen und Unruhen im vergangenen Jahr sowie die Auseinandersetzungen um die schweren Menschenrechtsverletzungen, die sowohl zu Lasten der Gesellschaft PT Freeport Indonesia wie der indonesischen Sicherheitskräfte gehen, haben bislang nur eins zur Folge: Daß sich der Druck auf die Bevölkerung erhöht. Die wirtschaftlichen Potentiale West-Papuas sind zu interessant, um sie Umwelt- oder Menschenrechtsinteressen preiszugeben.
Neue Militäreinrichtungen in Timika
Jüngst wurden in Timika, der zur Freeport-Mine nächstgelegenen Stadt, neue Militäreinrichtungen in Betrieb genommen. Gründe für die Aufstockung sind nach den Worten des örtlichen Chefs des Militärs (ABRI), Feisal Tanjung, die weiten Entfernungen zu den Verwaltungszentren Jayapura und Fak-Fak, die großen ökonomischen Potentiale des Subdistriktes Timika und die "sozio-kulturellen Bedingungen der Bevölkerung". Nicht zuletzt solle auch die Entwicklung gefördert werden /Tapol, 30.12.96/. Bei den neuen Einrichtungen handelt es sich um drei Gebäude. Sie dienen als Hauptquartiere für Einheiten der Militär- bzw. Polizeikommandos KODIM und KORES sowie für eine Einheit für besondere Aufgaben, die für Infrastruktur zuständig ist. Feisal Tanjung zufolge demonstrieren sie die Stärke des Militärs. Bei der Einweihung neuer Gebäude für Militär- und Polizeieinheiten sagte er stolz, nie zuvor habe ABRI soviele Männer in Timika stationiert.
PT Freeport Indonesia, eine Tochtergesellschaft der US-amerikanischen Freeport Mac Moran Copper and Gold Ltd., war im vergangenen Jahr mit seinem Angebot gescheitert, einen Fonds für die vom Kupferabbau betroffenen Völker einzurichten. Vor allem die Organisation des Volkes der Amungme, Lemasa, sah ihre Forderungen nicht erfüllt. Mit der Einwilligung zu diesem Fonds hätten sie ihren Verzicht auf alle weiteren Ansprüche erklärt. Gleichzeitig hatte das Lemasa-Mitglied Tom Beanal Freeport auf hohe Summen Schadensersatz für die in 30 Jahren angerichteten Schäden verklagt. Im Dezember wurde der militärische Druck auf Tom Beanal erhöht. (vgl. Indonesien-Information Nr. 2/96). Gute Voraussetzungen für die indonesische Art der Entwicklung sind für den Bergbau jedenfalls gegeben: Im Zusammenhang mit dem Abbau von Gold in Kalimantan, haben kanadische Minengesellschaften die strengen Gesetze im eigenen Land kritisiert und Indonesien gelobt, das mit die "besten" Minengesetze der Welt hätte. "Gott sei Dank, ist es eine Diktatur", erklärte ein Sprecher der in Vancouver ansässigen Gesellschaft Bre X Minerals Ltd. In einer Demokratie würden noch Jahre vor Gericht vergehen, ehe das aktuelle Abbauvorhaben der Gesellschaft aus Vancouver in Busang, Kalimantan, genehmigt würde /Toronto Star, 14.12.96/. Freeport macht unterdessen als eine der 10 miesesten wirtschaftlichen Kooperationen von sich reden. Verliehen wurde der Gesellschaft dieser Rang durch das Multinational Monitor Magazine in dessen Dezemberausgabe für ihr Gebaren in West-Papua. Andere Preisträger sind bspw. Texaco und Mitsubishi. Sie alle haben sich durch massive Umweltzerstörungen, Ausbeutung von Arbeitskräften hier oder bei sich zu Hause oder durch die Verschwendung von Steuer(Förder-)geldern hervorgetan /Multinational Monitor Magazine, Dec. 1996/.
Mamberamo
Entwicklungspotentiale liegen auch im Gebiet des Flusses Mamberamo im nördlichen West-Papua. Für dieses Gebiet war während des Kohl-Besuches im Herbst vergangenen Jahres in Jakarta ein deutsch-indonesisches Kooperationsabkommen unterzeichnet worden. Nicht nur ein Staudamm soll hier gebaut werden. Dem Vernehmen nach ist auch eine Eukalyptus-Plantage, kupferverarbeitende Industrie und die Ansiedlung einer großen Anzahl von Menschen aus Java und anderen übervölkerten Teilen Indonesiens geplant. Nach dem die Pläne der indonesischen Regierung nun in der Öffentlichkeit diskutiert werden, haben MitarbeiterInnen der indonesischen Evangelischen Kirche (GKI) in einem Bericht auf die Gefahren dieser Entwicklung aufmerksam gemacht. Die lokale Bevölkerung bekundete im Gespräch mit den GKI - Mitgliedern: "Wir wollen die Pläne zur Entwicklung dieser Region nicht ablehnen. Aber wir bitten, daß zunächst etwas für die Menschen getan wird. Denn wir als lokale Bevölkerung sind noch nicht darauf vorbereitet." Der GKI-Bericht gibt folgende Empfehlungen:
- Die lokale Bevölkerung soll über alle Pläne informiert, in die Planungen mit einbezogen und auf die Veränderungen vorbereitet werden.
- Das Land soll kartographiert und die Landrechte sollen vom Katasteramt festgestellt werden.
- Im Inland und Ausland soll man sich für die Rechte der lokalen Bevölkerung einsetzen, damit für sie kein Schaden und kein Nachteil entsteht.
- Alle Pläne sollen auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden.
- Die internationale Welt soll eine Studie erstellen und darauf hinwirken, daß der Staudamm nicht gebaut wird. Dieses Projekt würde die Bevölkerung des Mamberamogebietes und ganz Irians systematisch zerstören und töten.
Holz
Die Holzvorräte West-Papuas sind ebenfalls ein Entwicklungspotential. Die Weltbank hatte in den vergangenen Jahren Indonesien kritisiert. Durch die Umwandlung von Regenwald in Holzanbaugebiete sieht sie die Gefahr der biologischen Verarmung.
Die indonesische Regierung hatte sich daher von Kahlschlagmethoden zurückgezogen und erklärt, keine neuen Konzessionen mehr auszustellen. Darüber hinaus soll ein mit Einkünften aus den Konzessionen gespeister Fonds neue Aufforstungsprojekte unterstützen. Eine Ausnahme von diesen Regelungen wird aber in West-Papua gemacht. Vor drei Jahren befanden sich dort 7 % der indonesischen Konzessionen Heute sind es 18 %. /Kabar dari Pijar, 19.12.96/ <>
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