„Illegales Holz zu importieren oder zu handeln ist ein Verbrechen“,
sagte Indonesiens Forstminister Prakosa im Januar während des Treffens
der Consultative Group on Indonesia (CGI). Es ist ein Verbrechen am Wald
und an der Bevölkerung, bei dem die reichen Holzbarone, die korrupten
Politiker und Militärs mit den Holzhändlern im Ausland eine lukrative
Partnerschaft eingehen. Alarmierende 88 % des Holzes in Indonesien stammen
aus illegalem Holzeinschlag. Und wenn Großbritannien die Hälfte
seiner Holzeinfuhren aus Indonesien bezieht, so liegt der Verdacht nahe,
dass dies nicht alles aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen kann. Greenpeace
ist diesem Verdacht nachgegangen, hat exemplarisch den Transportweg von
Holz der Barito-Gruppe von der Kettensäge in Kalimantan bis zu den
britischen Holzhändlern verfolgt sowie offizielle und authentische
Daten evaluiert.
Jede Minute verliert Indonesien Waldfläche in der Größe von fünf Fußballfeldern, jedes Jahr soviel wie fünf Inseln Bali. Beim Verlust an tropischem Regenwald ist Indonesien nach UN-Angaben Weltspitze, noch vor Brasilien und Kongo. Die ökologischen und die sozialen Auswirkungen sind verheerend: das einst waldreiche Sumatra ist fast abgeholzt, Kalimantan kann nur noch sieben Jahre Tropenholz liefern. Der Verlust an Arten lässt sich mit bloßem Auge beobachten. Und die Weltbank sieht in der ungerechten Ausbeutung der Wälder zum Nachteil der Bevölkerung eine der Hauptursachen für die ernsten sozialen Probleme Indonesiens.
Die finanzielle Seite sieht nicht rosiger aus. Zwar ist Holz, nach dem Sektor Erdöl, Indonesiens Devisenlieferant Nummer eins, doch durch den illegalen Holzeinschlag entgehen dem Staat jährlich Einnahmen in der Höhe des dreifachen Bruttoinlandprodukts. (vgl. Contreras-Hermosilla, Arnoldo (2002): Law compliance in the forest sector, Arbeitspapier 3720 für die Weltbank)
Barito Pacific, das Fallbeispiel der Studie, im Besitz des Suharto-Cronies
Prajogo Pangestu, ist von allen Einschlagkonzessionären der größte
– die Gruppe verfügt über Lizenzen über mehr als 5 Millionen
Hektar. In Baritos vielfältige Unternehmungen haben nicht nur internationale
Banken und Kreditagenturen laufend investiert, sondern auch die Europäische
Kommission. Noch im Jahre 2001 kam Barito Pacific in den Genuss auch von
Hermes-verbürgten Krediten. Mittlerweile ist Barito Pacific der größte
Sperrholzproduzent der Welt und gleichzeitig der zweitgrößte
Schuldner Indonesiens. Um wenigstens einen Teil des Schuldenberges abzutragen
und die übergroßen Kapazitäten der Holz verarbeitenden
Betriebe auszulasten, reichen die konzessionierten Waldflächen nicht
aus. Die mehr als 5 Millionen Hektar können den Holzbedarf der Sägemühlen
nur zu einem Viertel decken. 65 % bis 83 % des Holzes sind undefinierbaren,
d.h. illegalen Ursprungs. Das Holz stammt aus verschiedensten Quellen,
nicht zuletzt aus den Konfliktgebieten Molukken und Papua.
Im Januar 2003 kam Greenpeace auf die Spur von illegal gefälltem
Holz und musste feststellen, dass Barito nach einer geschickt eingefädelten
„Holzwäsche“ dieses Holz sein eigen nennen konnte. Barito bedient
sich einer Reihe weiterer illegaler Methoden. Dazu gehören gezielt
gelegte Waldbrände, Bestechung, Vertragsbruch, Vertreibung der Bevölkerung.
(Luftaufnahmen der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ)
zum Beispiel bewiesen, das während der bisher verheerendsten Waldbrände
1997-98 fast sämtliche der Barito-Holzplantagen abbrannten.)
20 % der von den Barito-Firmen produzierten Sperrholzplatten werden
nach Großbritannien exportiert. Die Studie benennt mit Travis Perkins,
Jewson, Montague Meyer und Finnforest die Großhändler, die „partners
in crime“. Deren Lieferungen endeten zum Beispiel im Hauptgebäude
des Innenministeriums in Westminster. Die britische Regierung gehört
mit insgesamt 15 % zu den Großabnehmern von Sperrholz indonesischen
Ursprungs. Damit ist sie, laut Umweltminister Nabiel Makarim, mitverantwortlich
für die Zerstörung der Tropenwälder und der indonesischen
Nationalparks. Weder Versprechungen des Premierministers noch das im April
2002 unterzeichnete „Memorandum of Understanding“ konnten bewirken, dass
weiterhin illegales Tropenholz nach England strömt. Regierungen scheinen
machtlos gegenüber den kriminellen Partnern, die von Kreditagenturen
finanziert werden, die sich weder an ökologischen und sozialen Kriterien
orientieren noch ihren Regierungen verantworten müssen.
Die Greenpeace-Studie empfiehlt, in Indonesien kommerziellen Holzeinschlag
vollständig zu unterbinden und in Europa effektive Importgesetze zu
verabschieden. Großhändler und Importeure sollten generell auf
Tropenholz und Tropenholzprodukte verzichten, es sei denn, sie tragen das
Siegel des Forest Stewardship Council (FSC). Europäische Greenpeacegruppen
unterstrichen – nach Protestaktionen in London und in Nordenham (Deutschland)
Anfang Juni – diese Forderungen. Regierungen in Europa sollen sofort effektive
Gesetze zum Importverbot von illegalen Tropenholz verabschieden, welche
die Beweislast der Herkunft den europäischen Händlern und Importeuren
auferlegen. Für EU-Projekte sollten verbindliche Tropenholzrichtlinien
erlassen werden. Für Exportkreditagenturen sollten soziale und ökologische
Mindeststandards gelten. <>
* indonesischer Titel: Mitra dalam Kejahatan: Investigasi Greenpeace
mengungkap kaitan antara Inggris dan raja kayu Indonesia, Juni 2003)
Die Studie „Partners in Crime“ kann heruntergeladen werden:
http://www.saveordelete.com/indonesia/background.html
Siehe auch:
http://www.greenpeace.org/press/release?press_id=267538
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