Genf (taz) - "Sichtbare Ergebnisse" hatte UN-Generalsekretär
Butros Ghali erwartet, als sich gestern Portugals Außenminister José
Manuel Durão Barroso und sein indonesischer Amtskollege Ali Alatas
zu Gesprächen über Ost-Timor in Genf trafen. Solche Ergebnisse
aber gab es nicht. Barroso verlangte einen "politischen Dialog" über
die Frage der Souveränität der seit 1975 von Indonesien völkerrechtswidrig
annektierten ehemaligen portugiesischen Kolonie. Die Regierung in Lissabon
unterstützt die Forderung der Unabhängigkeitsbewegung "Fretilin"
nach einer von der UNO überwachten Volksabstimmung über die Zukunft
Ost-Timors. Alatas jedoch war lediglich zu Gesprächen über "vertrauensbildende
Maßnahmen" in Ost-Timor bereit und schlug einen "innertimoresischen
Dialog" vor. "Politische Fragen" sollten dabei jedoch nicht behandelt werden.
Alatas kritisierte auch den im Dezember vorgelegten Bericht des UN-Sonderberichterstatters
Waly Ndiave. Der Bericht sei "einseitig" und "parteiisch". Waly Ndiave
hatte deutlich die Lage der Menschenrechte in Ost-Timor kritisiert und
beanstandet, daß die indonesische Regierung ihm den Untersuchungsbericht
über das Massaker vom November 1991 vorenthielt, bei dem indonesische
Soldaten mindestens fünfzig friedliche Demonstranten erschossen hatten.
Vor Beginn der Genfer Gespräche kam es gestern morgen vor der
Universität in Ost-Timors Hauptstadt Dili zu Zusammenstößen
zwischen rund 100 Studenten und dem Militär, in deren Verlauf 24 Studenten
festgenommen wurden. Die Studenten hatten für den Abzug der indonesischen
Armee demonstriert. Andreas Zumach
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