Lissabon (taz) - Zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten
muß sich die portugiesische Regierung im Parlament einem Mißtrauensvotum
stellen. Der Grund diesmal: Das staatliche Rüstungsunternehmen (OGMA)
reparierte Hubschraubermotoren der indonesischen Luftwaffe. Die setzt jene
Hubschrauber auch in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Ost- Timor
ein, das seit 1975 völkerrechtswidrig von Indonesien besetzt wird.
Als die Arbeiten bekannt wurden, löste das in Portugal einen Sturm
der Entrüstung aus. Denn offiziell tut die Lissabonner Diplomatie
alles, um die indonesische Regierung international zu isolieren. Immer
wieder wendet sich Portugal strikt gegen Waffenlieferungen der Nato-Staaten
an Indonesien.
Wie die Zeitung O Independente berichtete, reparierte OGMA 1993 zwei
Motoren von "Puma"-Transporthubschraubern der indonesischen Luftwaffe.
Hubschrauber dieses Typs werden von der indonesischen Armee in Ost- Timor
zum Transport von Soldaten und Kriegsmaterial eingesetzt. Die Motoren waren
von der französischen Herstellerfirma Turbomeca nach Portugal gebracht
worden. Turbomeca hat mit OGMA einen Vertrag über Reparatur und Wartung
der von ihr hergestellten Motoren abgeschlossen. Das Volumen des Reparaturgeschäfts
betrug zwar lediglich 200.000 Mark. Doch die Opposition aus Sozialisten,
Kommunisten und Christdemokraten fürchtet um die Reputation Portugals
als Fürsprecher der Bevölkerung von Ost-Timor. Verteidigungsminister
Fernando Nogueira nannte die Reparatur der indonesischen Hubschraubermotoren
in Portugal einen "bedauerlichen Vorfall". Es sei jedoch "absurd", die
Regierung dafür verantwortlich zu machen. Denn "Motoren haben keine
Nationalität. Sie sind alle gleich."
OGMA repariert nach Angaben seiner Direktion jährlich "Hunderte
von Motoren. Und wir wissen nicht, überprüfen auch nicht, von
wem sie stammen." Eigentlich ist das Unternehmen für die Beschaffung
von Rüstungsgütern für die portugiesische Luftwaffe sowie
für die Wartung ihrer Flugzeuge und sonstigen Ausrüstung zuständig.
Doch OGMA macht auch Geschäfte mit den Armeen anderer Staaten - eine
gute Devisenquelle für Portugal. O Independente hatte von der brisanten
Reparatur Wind bekommen, weil sich OGMA-Beschäftigte darüber
wunderten, daß ihre Firma Motoren repariert, die, in Containern angeliefert,
eindeutig als Eigentum der indonesischen Luftwaffe gekennzeichnet waren.
Der Exil-Vertreter des Widerstands von Ost-Timor gegen das indonesische
Besatzungsregime, José Ramos Horta, zeigte sich "schockiert" über
die OGMA-Geschäfte. Und die Opposition im portugiesischen Parlament
fordert den Rücktritt von Verteidigungsminister Nogueira. Die Kommunistische
Partei (PCP) hat einen Mißtrauensantrag gegen die Regierung gestellt.
Nogueira war im November schon einmal ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.
Damals war bekanntgeworden, daß OGMA Kampfhubschrauber an die angolanische
Regierungsarmee geliefert hat. Ungeachtet seiner Rolle als "neutraler Vermittler"
bei den Verhandlungen zur Beendigung des Bürgerkriegs in der einstigen
portugiesischen Kolonie Angola, hatte sich Portugal in den Konflikt eingemischt.
Theo Pischke
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