„Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind haben das unveräußerliche
Recht, frei zu sein von Hunger und Unterernährung, um ihre körperlichen
und geistigen Fähigkeiten voll zu entwickeln und zu erhalten.“ - so
zumindest wurde in der „Weltweiten Erklärung zur Ausrottung von Hunger
und Unterernährung“ der UN-Welternährungskonferenz von 1974 das
Recht auf Nahrung festgeschrieben und trat 1976 in Artikel 111 des Internationalen
Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in Kraft.
Ernährung ist die Voraussetzung menschlichen Lebens und wird in den Ländern der 'Dritten Welt' nicht wie in den industrialisierten Nationen in erster Linie durch Lohnarbeit, sondern durch die Erträge des Bodens gewährleistet. Das Recht auf Ernährung hängt also sehr eng mit Landrechten zusammen; jede Form von Landraub und Vertreibung stellt deshalb auch einen Verstoß gegen das völkerrechtlich gesicherte Recht auf Ernährung dar. Leider verfolgen noch viele Regierungen in Entwicklungsländern eine Politik, die an den Bedürfnissen der Hungernden vorbeigeht. Der Boden ist ungerecht verteilt und Kleinbauern, die Nahrung anbauen wollen, haben kein Land.
In den meisten Fällen sind sie nicht in der Lage, sich gegen diese Ungerechtigkeit zu wehren und ihre Rechte zu artikulieren, mit Ausnahme von wenigen Fällen: so zum Beispiel die BewohnerInnen von Belimbing, traditionelle Dorfgemeinschaft eines kleinen Dorfes in West-Kalimantan, weit entfernt von großen Städten. Schon seit Jahrhunderten leben die Mitglieder vom Stamm der Lempahuk oder Bakatik auf dem Land ihrer Ahnen.
Im September 1994 wurde das sogenannte HTI-Projekt der Firma PT Nityasa Idola in Belimbing gestartet. Es geschah ohnen Wissen der DorfbewohnerInnen, nur vom Dorfoberhaupt genehmigt. Die Holzgesellschaft begann die besten Bäume zu fällen, denn Investoren wollten dort einen Nutzwald anlegen. 120.000 ha Stammesland zur Kultivierung wurde von den DorfbewohnerInnen gefordert, die sich jedoch von Anfang an dagegen wehrten und versuchten auf Dorf-, Sub-Distrikt- und Distriktebene eine Zurückziehung der Lizenz zu erwirken - allerdings erfolglos.
In einem Brief der DorfbewohnerInnen vom Oktober 1995 an den indonesischen Staatspräsidenten Soeharto, der um seine Unterstützung bat, wurden auch die Gründe ihrer Weigerung dargelegt. So zum Beispiel, daß ihr Land lebenswichtig für sie ist, weil es die Quelle ihrer Nahrungsmittel, Holz- und Wasserlieferant ist. Es liefert das Material für ihr Kunsthandwerk und ist zudem noch das traditionelle Land der BewohnerInnen Belimbings, mit heiligen Gegenständen, wie zum Beispiel Holzstatuen ihrer früheren „Rajas“, und dem Erbe ihrer Ahnen, dem Lempahuk oder Bekatik-Stamm. Der Verlust des Stammeslandes würde ihnen und ihren zukünftigen Generationen jede Lebensgrundlage rauben. Er würde ihnen außerdem die Grundlage ihrer Traditionen und Gebräuche nehmen.
Von der indonesischen Regierung kam allerdings keine Hilfe. Viel zu lukrativ sind die Gewinne, die aus derartigen Projekten nach Jakarta fließen. Der Staat beansprucht außerdem das von den Dayak ungenutzte Land als Eigentum, über das er frei verfügen kann. Umweltfragen oder Landrechtsproblematik werden dabei so gut wie gar nicht mit in die Entscheidung einbezogen.
Die 'kleinen Leute von Belimbing', wie sie sich selbst nennen, haben
deshalb beschlossen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie protestierten
heftig gegen den Mißbrauch ihres Landes und drohten mit der Zerstörung
der teuren Maschinen. Die Angst vor Bekanntwerden des Falles veranlaßte
die Firma dazu, ihre Maschinen und ArbeiterInnen erst einmal abzuziehen.
Um ein Wiederkommen der Gesellschaft zu verhindern, brannten die DorfbewohnerInnen
ein großes Waldstück - sozusagen präventiv - ab. Zu Anfang
dieses Jahres verjagten sie außerdem - mit Stöcken, Spießen
u.ä. bewaffnet - sämtliche RegierungsvertreterInnen (inkl. Dorfoberhaupt)
aus ihrem Gebiet. Bisher haben sie noch nicht gewagt, zurückzukehren
und im Gebiet von Belimbing herrscht erst einmal Ruhe. Wie lange der 'Frieden'
anhalten wird, weiß allerdings niemand. <>
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