Indonesien-Information Nr. 2/1999 (West-Papua)
Vor ein paar Wochen geisterte die schaurige Nachricht durch die Presse, im indonesischen Teil der Insel Neuguinea würde einer der letzten geheimnisvollen "Eingeborenen-Stämme" dieser Welt leben, in dem es aus gewissen Gründen nur Frauen gebe: der Stamm der Männerfresserinnen.
Diese Frauen nennen sich selbst Bok und werden von "den Indonesiern" angeblich auch "Schwarze Witwen" genannt. Weil sie wie diese Spinnenart ihre "Männchen" nach dem Geschlechtsakt töten, haben die Männer bei ihnen nur einen Platz - im Kochtopf. Diese matriarchalische Gemeinschaft "jagt Männer, zwingt sie zum Sex, tötet und ißt sie anschließend auf" /BZ, 24.4.99/.
Eigentlich könnte der aufgeklärte Mensch darüber lächeln und die Geschichte als bloße Zeitungsente abtun. Doch irgendwie ist sie doch zu faszinierend: Sollten denn wirklich noch in unserer Zeit menschliche Geschöpfe leben, die dem Kannibalismus frönen und auf der untersten Stufe der menschlichen Zivilisation weilen? Ein kalter Schauer läuft bei dem Gedanken an diese männerjagende, vergewaltigende Frauenhorde über den Rücken. Dabei fällt dem gegruselten Leser nicht mehr auf, daß in dieser Nachricht auch mitgeteilt wird, es solle sich ein indonesischer Oberstleutnant namens Eddy Tejo mit einer Truppe auf den Weg machen, um den genauen Aufenthaltsort dieses Stammes ausfindig zu machen. Wohlgemerkt ein Oberstleutnant und kein Ethnologe. Sollte man nicht da spätestens stutzig und mißtrauisch werden? Schließlich ist West-Papua oder Irian Jaya, wie die 26. Provinz Indonesiens offiziell heißt, neben Ost-Timor oder Aceh seit langem ein Auslöser von starken Kopfschmerzen bei den Regierenden in Jakarta.
Die Provinz Irian Jaya möchte sich von der javanischen Vormundschaft befreien und einen eigenen Staat West-Papua ausrufen. Da paßt es nur zu gut, wenn ein Bild von dieser aufmüpfigen und für Jakarta ökonomisch sehr wichtigen Provinz verbreitet wird, welches die West-Papuaner als primitive und unzivilisierte Wesen darstellt. Damit wird indirekt eine Legitimation für die rücksichtslosen Strukturmaßnahmen im Interesse der Regierung in Jakarta und milliardenschwerer ausländischer Bergbauunternehmen geschaffen. Das wachsende Selbstbewußtsein von Aktivisten in West-Papua ist der Regierung ein Dorn im Auge. Immer wieder mal dringt eine Nachricht über die Verfolgung und Tötung von Gegnern der indonesischen Besatzungsmacht an die Öffentlichkeit. Doch wer wird sich schon mit einem Haufen "Kannibalen" solidarisieren, die beim Einsatz von indonesischen "Ordnungskräften" auf der Strecke geblieben sind?
Interessanterweise befindet sich das Hauptaktionsgebiet der papuanischen Unabhängigkeitsbewegung OPM etwa dort, wo der Aufenthaltsort der Bok-Frauen vermutet wird: in den Bergen, ganz in der Nähe zur Grenze nach Papua Neuguinea. Spätestens da wird klar, daß die Menschenfresserinnen nur Teil einer ideologischen Kampagne der indonesischen Regierung um den Erhalt ihrer Vorherrschaft in West-Papua sind. <>
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