Es war eine große Freude, Heny Yudea, die Gründerin der
NGO LESSAN aus Zentraljava, Menschenrechtsaktivistin und Heilkräuterexpertin
am 12. Mai auf der Rheinaue endlich und leibhaftig in die Arme schließen
zu können. Heny war eine der Delegierten beim internationalen Kongress
zur biologischen Vielfalt Planet Diversity (www.planet-diversity.org) in
Bonn (12.-16. Mai 2008). Davor gab es wochenlange, von allen Beteiligten
nicht nachzuvollziehende, aber die Nerven strapazierende Verzögerungen
bei der Visumsvergabe.
Seit 20 Jahren betreibt LESSAN im Umland von Yogyakarta/Zentraljava, nahe an den grünen und fruchtbaren Hängen des aktiven Vulkan Merapi den Anbau und Gebrauch von Jamu, der traditionellen Pflanzenmedizin als ba-sisorientierte, medizinische Grundversorgung armer Bevölkerungsschichten. LESSAN arbeitet eng zusammen mit 500 Bauernfamilien der Kooperative SEPEJAM.
Über die Probleme der Bauern Javas ist in Europa nur wenig bekannt.
Die vulkanische Erde Zentraljavas ist überaus fruchtbar und die biologische
Anbaumethode ist die dort seit Jahrhunderten praktizierte natürliche.
In größeren Anbaugebieten sind viele Landwirte verarmt, weil
sie den Versprechungen von multinationalen Konzernen (Dünger, Saatgut)
auf den Leim gegangen sind. Die kleinen Felder der Bauern von SEPEJAM liegen
in den Bergregionen, entfernt genug von den größeren Feldern
der Bauern, die mit chemischem Dünger und Pestiziden arbeiten. Die
tradierte natürliche Anbaumethode sowie die Vermehrung des Saatguts
von Reis, Gemüse und Medizinpflanzen muss in dieser Region unbedingt
weiter erhalten bleiben. Natürliche Kompostierung erhält die
Fruchtbarkeit der Böden. LESSAN kämpft auch dafür, dass
die von der Regierung geplante touristische Erschließung der Region
um den Vulkan Merapi den Bauern weiterhin ermöglicht, in ihrer Heimatregion
anzubauen und auch Medizinpflanzen zu sammeln.
Das Wissen um den Anbau und Gebrauch der preiswerten traditionellen
Naturmedizin Jamu wieder zu beleben, zu erforschen und zu lehren, war der
Hauptimpuls, der zur Gründung der Organisation LESSAN führte.
LESSAN veröffentlichte Schriften über Jamu und beschrieb und
katalogisierte die Heilpflanzen.
Inzwischen hat LESSAN seinen Wirkungskreis auf drei ländliche Regionen in der Nähe von Yogyakarta ausgedehnt. In der Region im karstigen Gunungkidul sowie im Umkreis der archäologischen Funde von Sangiran herrscht die letzten Jahre immer mehr Trockenheit, so dass viele Bauern in der Trockenzeit ihre Tiere verkaufen müssen, um zu überleben. Viele Quellen sind versiegt und Wasser für Menschen, Tiere und Pflanzen muss gekauft werden. Darmerkrankungen und Hautkrankheiten sind die Folge.
Jamu ist zum einen eine preiswerte Alternative zur Behandlung vieler Krankheiten, zum anderen, ist die Kultivierung und Herstellung von Naturmedizin eine zusätzliche Einnahmequelle. Die Produkte werden hauptsächlich regional in kleinen Läden verkauft.
Die Bauern eines mit LESSAN kooperierenden Dorfes betreiben eigene „Jamu-Felder“
in den Wäldern. Die Bestandteile der Naturmedizin bestehen nämlich
nicht wie bei uns aus kleinen krautartigen Pflanzen, sondern hauptsächlich
aus Rinden, Wurzeln und Baumfrüchten. LESSAN arbeitet auch mit den
Grundschulen der Dörfer zusammen, damit schon die Kinder Verantwortung
für die Pflanzengärten übernehmen und die Pflanzen ihrer
Heimat kennen lernen. Die Kinder malen und zeichnen die Pflanzen. LESSAN
veranstaltet regelmäßig ein Kinder-Jamu-Festival.
Die Frauen eines Dorfs sind gemeinsam für die Verarbeitung der
Pflanzenteile verantwortlich, Wichtig sind das schonende Trocknen und sorgfältiges
Verpacken.
LESSAN ist eine Nicht- Regierungsorganisation, die ganz nah an und praktisch mit den Menschen arbeitet. Es wird sehr viel Wert auf basisdemokratische Strukturen gelegt.
Beim Erdbeben 2006 wurde die Region um Yogyakarta besonders getroffen und LESSAN hatte auf Grund seines guten Netzwerks mit den Bauern eine Schlüsselstellung bei der Verteilung der Hilfsgüter inne. Inzwischen berät LESSAN die Bauern auch in juristischen Fragen, bei Streitigkeiten mit Behörden, hat Konzepte erarbeitet für Krisenfälle und Naturkatastrophen (Vulkanausbruch, Erdbeben), engagiert sich gegen Gentechnik, Biopiraterie und Patentierung des kulturellen Erbes von Heilpflanzen und Nutzpflanzen. Hierfür ist die Vernetzung über nationale Grenzen hinweg besonders wichtig.
Heny Yudea war 2005 eine der 1000 Frauen, die von FriedensFrauen Weltweit für den Friedensnobelpreis vorgeschlagenen wurden. (www.1000peacewomen.org)
Der Verein SATU hatte für Heny eine Vortrags- und Begegnungsrundreise im Anschluss an ihre Teilnahme am Planet Diversity-Kongress in Bonn vorbereitet.
Erste Station war am 17. Mai Karlsruhe. Am Nachmittag trafen sich in
den Räumen der Kath. Hochschulgemeinde vor allem junge Leute, um von
Heny aus erster Hand über ihre Arbeit zu hören. Zu Henys großer
Überraschung kamen auch Freunde von weit her angereist, die in früheren
Jahren bei LESSAN mitgeholfen hatten.
Nach einem Zwischenstopp bei SATU in Taisersdorf standen zwei Tage
in Lustenau Vorarlberg (Österreich) auf dem Programm. Seit einigen
Jahren unterstützt BAUMRAUM LESSAN durch den Import von traditionell
und kleinbäuerlich angebautem Kaffe und Gewürzen. Über den
Erlös hinaus stärkt dies auch das Selbstbewusstsein der beteiligten
Bauern auf Java. BAUMRAUM ist nicht nur ein Projekt, in dem wunderbare
Tees gemischt werden, sondern mit seiner umfangreichen Fachbibliothek und
seiner Sammlung von Heil- und Aromapflanzen aus aller Welt auch ein Ort
der Begegnung und des Austauschs.
In diesem Sinn gab es neben spannenden Bildvorträgen über
die Jamu-Heilpflanzen auch eine Aufführung von Wayang Rajakaya, einem
javanisch-deutschen Schattentheaterprojekt.
Am 20. Mai fuhr Heny weiter nach Bremen. Dort stand ein Vortrag mit Diskussion zum Thema „die Bedrohung der Pflanzenvielfalt“, organisiert von MATA-Asien im Blick im Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung auf dem Programm. Neben Heny sprach auch Nicole Weydmann über die drohende Patentierung von Heilpflanzen.
In Frankfurt, der letzten Station, besuchte Heny gemeinsam mit IMBAS, der Initiative für Menschenrechte aller Bürger der Asean-Staaten zum Abschied den Senckenberg´schen Arzneipflanzengarten der Universität Frankfurt.
WDR 5 brachte am 19. Mai 08 einen ausführlichen Bericht über Heny und LESSAN. Die Deutsche Welle, Köln sendete ein Interview in indonesischer Sprache.
Die Rundreise wurde dankenswerterweise finanziell vom Katholischen Fonds
unterstützt. <>
Kontakt:
Dorle Ferber / SATU Verein für Kunst, Jugend & Kultur e.V.
Hirtengärten 13
88696 Taiserdorf
info@satu-ev.de
www.satu-ev.de
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