Indonesien-Information Nr. 3 1995 (Ost-Timor)
Jakarta (dpa) - Nach den Unruhen in Osttimor hat die indonesische Regierung mit harten Strafen gedroht. Zugleich verurteilte der katholische Bischof in Osttimor, Carlos Ximenes Belo, die Ausschreitungen, die sich an vermeintlichen Gotteslästerungen eines muslimischen Beamten entzündet hatten. Indonesien hält die ehemalige portugiesische Kolonie seit 20 Jahren besetzt. Am Sonntag hatten aufgebrachte Jugendliche in der Nähe der Inselhauptstadt Dili erneut Geschäfte in Brand gesetzt. Um weiteren Unruhen vorzubeugen blieben Schulen gestern geschlossen. Die Universität in Dili soll erst kommende Woche wieder geöffnet werden, hieß es. Die Unruhen am Sonntag ereigneten sich nach Angaben von Anwohnern in Maliana, etwa 60 Kilometer südlich von Dili. Dort wurde ein Marktplatz fast völlig niedergebrannt. Das indonesische Militär flog Verstärkung von anderen Inseln ein. Über 60 Demonstranten wurden nach Angaben der indonesischen Behörden wieder freigelassen. An den tagelangen Ausschreitungen, bei denen auch Moscheen mit Steinen angegriffen wurden, hatten sich vor allem katholische Schüler beteiligt. Beobachter erklärten, die Unruhen seien vor allem ein Protest der weitgehend katholischen Bevölkerung gegen die Strategie der indonesischen Führung, durch systematische Ansiedlungen von Muslimen aus anderen Inseln die Bestrebungen nach Unabhängigkeit Osttimors zu brechen. Gestern wurde ein Mitglied einer indonesischen Menschenrechtsgruppe wegen Beleidigung von Staatschef Suharto zu zwei Jahren Haft verurteilt. Das teilte ein Gerichtssprecher in Jakarta mit. Tri Agus Siswowiharjo, 28, ist Mitglied der regierungskritischen Pijar-Stiftung und gibt eine Zeitung für die Organisation heraus. Im vergangenen Jahr war ein anderes Mitglied der Menschenrechtsgruppe zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Copyright © contrapress media GmbH T950912.72 TAZ Nr. 4720 Seite 8 vom 12.09.1995 60 Zeilen von Agentur
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