Die Presseerklärung erwähnt einen äußerst hilfreichen Beschluss des Erweiterten Rates zum Gebrauch der Namen Papua, West-Papua und Irian Jaya (5 a). Wir werden uns im Bereich des deutschen West-Papua-Netzwerks in Zukunft an diesen Beschluss halten, soweit das noch nicht geschehen ist.
Siegfried Zöllner, Koordinator des West-Papua-Netzwerkes
Diese Jahresversammlung ist die erste nach der XIII. Vollversammlung der PGI, die im März des Jahres 2000 in Palangkaraya (Zentral-Kalimantan) stattfand. Neben der Besprechung und Formulierung des Fünf-Jahresprogramms der PGI (Prokelita) und des Arbeitsprogramms für 2001 wurden durch den Erweiterten Rat der PGI einige akute Problemfelder der Bevölkerung erörtert. Insbesondere standen auf der Tagesordnung die Konflikte (sowohl horizontale als auch vertikale) in Aceh, Ambon/Molukken und in Papua.
2. Der Erweiterte Rat hat die Probleme in Papua sorgfältig studiert und folgende Stellungnahme formuliert:
a) Die Spannung der sozialpolitischen Lage in Papua nimmt weiterhin zu, insbesondere in Hinblick auf den 1. Dezember 2000, der vom Papua-Kongress zum Proklamationstag der Unabhängigkeit Papuas erklärt wurde. Wie aus Berichten von den Kirchen und von Beobachtern vor Ort, insbesondere von Nichtregierungsorganisationen wie ELS-HAM, hervorging, drohen die Bemühungen eine friedliche Lösung für die Probleme in Papua zu finden, in eine Sackgasse zu geraten.
b) Ursache dafür sind die verschiedenen Anschauungen über die Forderungen der Papuas nach Unabhängigkeit. Aus diesen Differenzen resultieren auch unterschiedliche Auffassungen über mögliche Ansätze für eine friedliche und gerechte Problemlösung in Papua. Unterschiedliche Auffassungen existieren sowohl auf der Seite der Regierung als auch unter den Papuas selbst. Es wird Kompetenz der Führung beider Seiten benötigt, damit die Probleme der Papuas tatsächlich und friedlich gelöst werden können, ohne dass weitere Menschenleben geopfert werden müssen, weder auf der einen noch auf der anderen Seite.
c) Neben dem vertikalen Konflikt existieren horizontale Konfliktpotentiale unter der Papua Bevölkerung. Diese horizontalen Konfliktpotentiale lassen sich im Einzelnen differenzieren in Konfliktpole zwischen (a) Zuwanderern und einheimischer Bevölkerung, (b) Bergbewohnern und Bewohnern der Küste, (c) Christen und Muslimen. Sollten diese Konfliktpotentiale aufbrechen und zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen, steht den Papuas eine ähnliche humanitäre Tragödie bevor, wie sie die Bevölkerung der Molukken derzeit erleben muss. Deshalb wird dazu aufgerufen, dass das gesamte Volk der Papuas Einheit und Geschlossenheit wahrt. Auf keinen Fall dürfen der Wut oder der Enttäuschung, die aus dem gegenwärtigen Umgang mit den Problemen der Papua resultieren, freier Lauf gelassen werden, erst recht nicht gegen unbeteiligte bzw. unschuldige Personen.
3. Die Hauptversammlung der Gemeinschaft der Kirchen Indonesiens hat bereits das Grundverständnis der Kirchen Indonesiens formuliert, wonach die wesentlichen Probleme der Papuas die Gerechtigkeit, die Achtung der Menschenrechte und die eigene ethnische und kulturelle Identität darstellen. Die Grundfrage für die Kirchen ist nicht, ob sie die Forderung der Papuas nach Unabhängigkeit unterstützten sollen oder ob nicht, sondern die Frage nach dem Warum ihrer Forderung. Die Antwort der Kirchen lautet: weil sie Gerechtigkeit, Wahrheit und Menschenrechte einfordern. Die Grundlagen für ein Mitwirken der Kirchen an der Bemühung um eine friedliche Lösung können nur Wahrheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte sein.
4. Gemeinsam mit den Kirchen in Papua, insbesondere mit der Evangelisch-Christlichen Kirche in Irian Jaya (GKI Irja) und der Protestantischen Kirche Irian Jaya (GPI Irja), ist sich die Gemeinschaft der Kirchen Indonesiens darüber einig, dass eine friedliche Lösung noch sehr gut möglich ist, vor allem auch deshalb, weil das Papua Volk Gerechtigkeit, Wahrheit und Menschenrechte fordert. Die Gemeinschaft der Kirchen Indonesiens ist davon überzeugt, dass eine Problemlösung, die im sozial-kulturellen und ökonomischen Bereich ansetzt - dem Papua Volk dabei zu helfen, die allgemeinen Lebensbedingungen bis in entlegensten Teile der Region zu verbessern - , einen sehr effektiven und geeigneten Weg darstellen. Für solch einen friedlichen Lösungsweg sind die Kirchen bereit sich zu engagieren.
5. In Verbindung mit oben genanntem, beschließt der Erweiterte Rat der Gemeinschaft der Kirchen Indonesiens:
a) Die Namen Papua, Tanah Papua (Papua Land), Rakyat Papua Barat¹ (West Papua Volk) werden innerhalb der ökumenischen Kirchen Indonesiens offiziell benutzt. Der Name Irian Jaya wird für administrative Zwecke im Zusammenhang mit der Zentralregierung des Einheitsstaates Republik Indonesien (RI) benutzt.
b) Es wird der Regierung Indonesiens (Präsident und Parlament) vorgeschlagen, den Namen "Provinz Papua" per Gesetz an Stelle des Names "Provinz Irian Jaya" festzuschreiben. Der Rat der PGI ist damit befasst, diesen Vorschlag an das Parlament Indonesiens heranzutragen.
c) Die Kirchen sollen sich aktiv an der Bemühung um eine friedliche Lösung beteiligen und die Papuas mit Hilfsprogrammen unterstützen, um sie in die Lage zu versetzen, ihre Lebenssituation verbessern zu können.
6. Die PGI ruft die Papuas dazu auf, guten Willen für eine friedliche Konfliktlösung zu zeigen. Die Bevölkerung Indonesiens begeht zur Zeit eine Reihe von religiösen Festtagen mit denen verschiedene religiöse Pflichten verbunden sind. Die Muslime fasten und die Christen feiern das Weihnachtsfest. Die Bemühungen aller derjenigen, die sich für Gerechtigkeit, Wahrheit und Menschenrechte einsetzen, werden von Gott mit Freude wahrgenommen. Gott verteidigt die leidenden Menschen, deren Rechte von anderen missachtet werden. Gott wird diejenigen zu seinen Gesandten erklären, die für die Rechte der Unterdrückten kämpfen, so wie er es mit Kyrus, dem König von Persien (558 - 530 v.Chr.) getan hat, der die Rechte seiner Glaubensgemeinschaft verteidigt hat (Jesaya 44,24-45,7). Niemals sollte der Kampf für Gerechtigkeit, Wahrheit und Menschenrechte durch Gewalt gegen andere gestört werden. Wir sollten gemeinsam eine Kultur des Friedens errichten, damit die Weihnachtsbotschaft 'Frieden auf Erden' tatsächlich für alle wahr wird. Jakarta, 30. November 2000 Im Namen der Leitung der Gemeinschaft der Kirchen Indonesiens,
Pfarrer Dr. Ishak P. Lambe Generalsekretär
Begleitend zur Presseerklärung erhielten wir von Pfarrer Lambe folgendes Schreiben, das wir gerne hier dokumentieren möchten:
Gruß aus Jakarta,
als Teilnehmer an der West-Papua Konferenz im Juli in Berlin (Runder Tisch zu West-Papua, veranstaltet vom West-Papua-Netzwerk und Watch Indonesia! in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung) möchte ich gern die Organisatoren dieser Veranstaltung sowie meine Freunde und Bekannten in Berlin weiterhin über die Entwicklung in West-Papua informieren und sende heute den Text der Presseerklärung der Gemeinschaft der Kirchen in Indonesien. Diese Presseerklärung ist bereits an alle betreffenden Regierungsstellen bzw. weitere relevante Institutionen weitergeleitet worden. Wir bitten unsere Freunde in Berlin nicht zu vergessen, auch uns über Aktuelles aus Europa West-Papua betreffend zu informieren. Wir als Rat der Kirchen Indonesiens werden weiterhin aufmerksam die Lage in West-Papua beobachten. Die Kollegen von ELS-HAM haben mich eingeladen West-Papua zu besuchen. Ich bin gerne dazu bereit.
Soweit von mir, viele Grüße zum Advent
Ishak P. Lambe
Übersetzung aus dem Indonesischen von Wolfram Lorenz, Watch
Indonesia!
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