Indonesien-Information August 1994 (Ost-Timor)
Sydney (ips) - Neuseelands Premierminister Jim Bolger gibt sich festentschlossen, Wirtschaftsbeziehungen zu Indonesien nicht durch allzu großesBeharren auf der Einhaltung von Menschenrechten zu belasten. Trotz Protestenin Neuseeland bekräftigte er gestern bei seinem dreitägigen Besuchin Jakarta die Anerkennung der indonesischen Annexion Osttimors. Die ganzeAngelegenheit sei im Grunde seit 20 Jahren erledigt, betonte Bolger gesternvor indonesischen Regierungsvertretern. Seit der gewaltsamen EinverleibungOsttimors durch den Inselstaat 1976 sollen unter der Besatzung mehr als200.000 Menschen umgekommen sein. Obwohl die Annexion Osttimors niemalsvölkerrechtlich anerkannt wurde, weigert sich Jakarta seitdem, demerdölreichen Gebiet die Freiheit wiederzugeben, wie eine weiterhingültige Resolution der Vereinten Nationen es verlangt. Den Äußerungendes neuseeländischen Premierministers waren vergangene Woche erheblichediplomatische Querelen zwischen der neuseeländischen Hauptstadt Wellingtonund Jakarta vorausgegangen. Anläßlich der Akkreditierung derneuen Botschafterin Indonesiens, Dahlia Soemolang, hatte die GeneralgouverneurinNeuseelands, Catherine Tizard, ihre Besorgnis über Menschenrechtsverletzungenin Osttimor zum Ausdruck gebracht. Kurz zuvor hatten auch 51 der 99 Mitgliederdes Parlaments in Wellington Soemolang eine Petition überreicht. Auchdarin wurden Indonesien Menschenrechtsverstöße in Osttimor vorgeworfen.Die Reaktion aus Jakarta war äußerst scharf: Regierungsvertreterbeschuldigten die Parlamentarier der "Agitation" und der "Unwissenheit".Erschreckt bekräftigte die neuseeländische Botschaft in Indonesiendaraufhin die "volle Anerkennung der Integration Osttimors in Indonesien".Zugleich bestätigte das neuseeländische Außenministeriumseine Unterstützung für die Bewerbung Indonesiens um einen nichtständigenSitz im UN-Sicherheitsrat. Neuseeland hofft offensichtlich auf großeChancen im Handel mit dem 180-Millionen-Staat. Bereits im Jahre 2000 könnteIndonesiens Wirtschaftskraft so groß sein wie die Australiens. Inder Außenhandelsbilanz zwischen Neuseeland und Indonesien steht esbereits zwei zu eins zugunsten Wellingtons. Die Exporte nach Indonesienstiegen von 4,7 Millionen US-Dollar im Jahre 1970 auf 134,7 im vergangenenJahr. Indonesien steht in der Liste der wichtigsten Märkte Neuseelandsbereits auf Platz 15. Schon seit geraumer Zeit bestehen zwischen Indonesienund Neuseeland auch militärische Bande. Unter einem Abkommen mit verschiedenensüdostasiatischen Ländern werden auch indonesische Offizierein Neuseeland ausgebildet. Dazu sollen bald auch Piloten der indonesischenLuftwaffe gehören. Kalinga Seneviratne
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