Der zur Zeit wichtigste und einflussreichste militärische Verband der TNI ist Kostrad. Das Komando Strategis TNI-Angkatan Darat oder "Strategische Heereskommando" besitzt, nach veröffentlichten Zahlen vom April diesen Jahres, eine Truppenstärke von 25.638 Mann, die momentan unterhalb ihrer Sollstärke von 27.828 Mann liegt. Kostrad wird von einem Dreisterne-General (Pangkostrad) geführt, besitzt einen vom Stabschef (Kas Kostrad) geführten Stab und besteht aus den beiden Infanteriedivisionen 1 und 2.
Division 1 ist stationiert in Cilodong bei Bogor in West-Java und umfasst die beiden Infanterie-Luftlande-brigaden (Brigif Linud) 17/Kujang I in Cijantung, Ost-Jakarta, die Brigif Linud 3 in Makassar, Sulawesi, die in den neunziger Jahren hauptsächlich in Ost-Timor stationiert war, sowie die Brigif 13 in Tasikmalaya, West-Java.
Der Division 2 unterstehen die drei in Ost-Java stationierten Infanteriebrigaden (Brigif) 6, 9 und 18/Trisula. Sie werden von einem Panglima (Pangdivif bzw. Pangdiv) kommandiert und besitzen Divisionsstäbe mit Stabschefs (Kasdivif). Jede Division besteht aus Bataillonen, die die eigentlichen operativen Aufgaben übernehmen.
Die Offiziere mit einem Kostrad-Hintergrund in aktuellen Führungspositionen von TNI und Heer sind:
- Kasdivif 2 Kostrad (1997) - Stabschef Kodam II/Sriwijaya (08.1997 - 04.1998) - Pangdivif 2 Kostrad (04.1998 - 07.1998) - Kas Kostrad (07.1998 - 01.1999) - Kommandeur Kodam V/Brawijaya (01.99 - 11.1999) - Kommandeur Kodam Jaya/Jakarta (11.1999 - 08.2000)
Ryacudu besitzt neben einem Kostrad-Stallgeruch auch Erfahrung in der Führung von Wehrbereichen (Kodam). Mit einem Alter von 50 Jahren hat er noch fünf Dienstjahre vor sich, in denen er ohne weiteres an die Spitze von Heer und TNI kommen kann.
Die eigentliche Graue Eminenz der großen Kostrad-Familie ist jedoch General Wiranto, der Pangkostrad von April 1994 bis Juni 1996. Obgleich pensioniert, ist sein Einfluss nicht zu unterschätzen.
Wirantos Offizierskarriere begann mit acht Jahren Dienst (1969-1976) im territorialen Infanteriebataillon 713 in Menado, Nord-Sulawesi. Es folgten fünf Jahre (1976-1980) Stabsdienst in der Kostrad-Infanteriebrigade 18/Trisula, ein kurzer Turn in der Verwaltung, worauf sich fünf Jahre (1985-1989) Führungsstabsarbeit in der Brigade 9/Kostrad, und im Kostrad-Führungsstab anschlossen. 1989 ernannte ihn Suharto zu seinem persönlichen Adjutanten, was ihn bis 1993 in enge Beziehungen zur Präsidentenfamilie brachte. Darauf folgte die Berufung zum Stabschef des Kodam Jaya (04.1993 - 12.1994), und der Aufstieg zum Kommandeur dieses wichtigen Wehrbereiches (12.1994 - 04.1996). Der Weg zur Spitze verlief über Kostrad (Kostrad-Kommandeur 04.1996 - 06.1997), dem Heer (Heeresstabschef 08.1997 - 02.1998) hin zur Führung der ABRI im Februar 1998.
Wirantos eigentliche militärische Verdienste liegen darin, nach dem Fall Suhartos das Heer, und damit die ABRI/TNI insgesamt, vor einer inneren Spaltung bewahrt zu haben, die sich aus der von Suharto bewusst geförderten Konkurrenz zwischen Kostrad und Kopassus (Prabowo Subianto) ergeben hatte. Prabowo war im März 1998 von Suharto zum Pangkostrad berufen worden, was einer Machtübernahme der Kostrad-Familie durch das Kopassus-Netzwerk gleichkam. Wiranto schaffte es, sowohl Prabowo aus seinem Job zu drängen und Kopassus die Rolle des Sündenbocks der letzten Jahre der Ära Suhartos zuzuweisen, als auch Kostrad von jeglicher Schuld an den Verbrechen der Neuen Ordnung reinzuwaschen, und damit einen neuen Minimalkonsens unter den Fraktionen im Heer herzustellen. Die von ihm führend geprägten "Vier Neuen Paradigmen" der mittlerweile zu TNI umbenannten Streitkräfte vom September 1998 sind der Ausdruck eines gelungenen Imagewandels einer Prätorianergarde Suhartos zu einer sich vom zivilen Einfluss unabhängig erklärenden Truppe.
Wiranto ist jedoch weder ein militärischer Hoffnungsträger - dafür ist er zu alt -, noch ein brillanter Denker. Er ist vielmehr ein Integrator, Koordinator und Strippenzieher im Hintergrund und er hat sich als ein blendender Schauspieler profiliert: Sein cooler Charme und seine javanisch-unerschütterliche Ausstrahlung wirken auf viele Indonesier überzeugend, die, wie er, der Meinung sind, dass die Welt zu sehr mit Anschuldigungen auf Indonesien eindrischt. Seine emotional anrührender Appell an die verletzte Gefühlswelt seiner Zielgruppe über seine Musikkassette mit (patriotischen) Schnulzen zeigt die Klasse eines Mannes - und eines gefährlichen Demagogen! -, der die Stimmungslage seines Publikums bestens kennt und die Klaviatur nationalistischer Propaganda zu spielen weiß.
Es wäre dennoch voreilig, die momentane Position Kostrads in der TNI als beherrschend anzusehen. Dafür sind die internen Bruchlinien in TNI und Heer zu groß. Vielmehr ist Kostrad zu einem wichtigen Knotenpunkt geworden, der die Verknüpfungen zu den Machtblöcken der Territorialen Truppen (Kodam) und Kopassus suchen und halten muss.
In dieser Hinsicht ist die Rolle Kiki Syahnakris wichtig. Kiki hat keine Kostrad-Karriere durchlaufen, sondern ist dienstlich quasi in Ost-Timor aufgewachsen. Als erfahrener Ost-Timor Kämpfer hat er sowohl mit Kostrad als auch mit Kopassus eng zusammenarbeiten müssen und er wird beste Kontakte und das Vertrauen dieser Machtgruppen besitzen. Indem er im November zum Stellvertretenden Chef des Heeresstabes (Wakasad) berufen worden ist, bindet er die Kräfte, die für den Schutz der gemeinsamen Landgrenze zu einem unabhängigen - und deshalb militärisch bedrohlichen - Timor Loro Sa'e, verantwortlich sind, ein. Der neue Kommandeur des Kodam IX/Udayana ist mit William da Costa ein alter Vertrauter Kikis und zugleich ein alter Kostrad-Hase. <>
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