Indonesien-Information - Dezember 1993 (Rüstung)

Die Mitarbeiter der Stasi liefern weiter Kriegsschiffe

Drei weitere Kriegsschiffe aus Beständen der ehemaligen DDR sind in Indonesien eingetroffen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur ANTARA mitteilte sind damit bereits zwölf der insgesamt 39 Schiffe angekommen, die Jakarta im vergangenen Jahr für einen Gesamtpreis von rund 20 Mio DM gekauft hatte.

Die Auslieferung der ersten drei Schiffe war von einem großen Zeremoniell begleitet, an dem neben zahlreichen anderen Ehrengästen die Neustädter Bürgervorsteherin Bärbel Schulz, der indonesische Botschafter in Bonn, Hasyim Djalal, der Oberbefehlshaber der indonesischen Marine, Vize-Admiral Tanto Kuswanto, sowie der Inspekteur der Bundesmarine, Flottenadmiral Engelmann, teilnahmen. Kritische Stimmen, die auf die Menschenrechte in Indonesien und die Situation in Ost-Timor aufmerksam machten, fanden selbstredend keinen Einlaß in die erlauchte Gesellschaft. DemonstrantInnen von "Timor und kein Trupp" und terre des hommes mußten draußen bleiben, während die geladenen Gäste durch einen Hintereingang Einlaß fanden, was ihnen den häßlichen Anblick der Transparente ersparte. Auch die hohen Kosten des Schiffseinkaufs für das Entwicklungsland Indonesien, die selbst von der Weltbank kritisiert werden, waren kein Thema.

Derart abgeschirmt von jeglicher Opposition fühlten sich die indonesischen Ehrengäste richtig wohl - ganz wie zu Hause. Da mußte Vize-Admiral Kusmanto kein Blatt mehr vor den Mund nehmen und konnte die Schiffslieferung offen als Auftakt eines nationalen Aufbauprogramms der inneren und äußeren Landesverteidigung feiern - Schluß mit dem albernen Drumrumgerede von wegen Drogenschmugglern und Piraten. Auch die deutschen Militärs gaben hinter vorgehaltener Hand zu verstehen, daß die Schiffe für die Verfolgung von Schmugglerbooten ziemlich ungeeignet seien. Und so verließen die Schiffe mit Kriegsbeflaggung in den indonesischen Landesfarben den Neustädter Hafen /Lübecker Nachrichten, 24. u. 29.9.93/.

Nach amtlichen indonesischen Angaben beinhaltet der Vertrag über den Verkauf der Schiffe auch die Lieferung von 5.000 Tonnen Munition sowie Ersatzteilen für einen Zeitraum von fünf Jahren. Die indonesische Variante eines auf die Staatssicherheit gegründeten Systems hat gute inoffizielle Mitarbeiter in Deutschland. Sie verschafften Jakarta einen deutschen Kredit in Höhe von 391 Mio DM, um die Schiffe umzurüsten /dpa, 22.11.93/.

Umgerüstet wird, wie aus Neustadt (Schleswig-Holstein) zu berichten ist, auch die deutsche Küche - zumindest in Sachen Fleischbedarf. Denn die zur Zeit dort weilenden 180 indonesischen Kadetten, die täglich 70 US $ pro Kopf erhalten, fördern die Rindfleischkonjunktur und lassen damit die Nachfrage nach dem von den Deutschen so geliebten Schweinefleisch weiter in den Keller rutschen.

Die in Neustadt auszubildenden Marinesoldaten sorgen aufgrund ihrer Kaufkraft für gute Umsätze in den Geschäften. Damit findet der durch den Verkauf der ehemaligen DDR-Kriegsschiffe erhoffte 'Aufschwung Ost' nun nicht in Wolgast oder Peenemünde, sondern im Wessi-Land statt. Außer nach Rindfleisch ist auch die Nachfrage nach elektronischen Geräte (made in West-Germany) sehr hoch. Durch den unerwarteten 'Aufschwung Ost' im Westen wurden Arbeitsplätze gesichert, was die Schleswig-Holsteiner Bürger zu entschiedenen Gegnern ausländerfeindlicher Rechter werden ließ - was im Übrigen einmal mehr bestätigen soll, daß Mölln nur zufällig in Schleswig-Holstein liegt. <>

   
 
 
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