Von Tia Mboeik und Martin Huber
Die wirtschaftliche und politische
Krise in Indonesien hat alle Bereiche der Gesellschaft erfasst. Und wie
immer sind es die Schwächsten, die am meisten darunter zu leiden haben:
Indonesiens Kinder.
Laut UNICEF gibt es in Indonesien
zur Zeit insgesamt 77,8 Mio. Kinder. Davon sind 22 Mio. Kleinkinder und
40 Mio. Kinder im schulpflichtigen Alter (6-15 Jahre).
Die Säuglingssterblichkeitsrate
hat sich infolge der Krise fast verdoppelt. Bis zu 50% der Kinder wachsen
in ungesunden oder unsicheren Verhältnissen auf. 8,9 Millionen Kinder
leiden an Unterernährung, wodurch ihrer Entwicklung irreparabler Schaden
zugefügt werden kann /Jakarta Post, 19.4.01/. Die UNICEF spricht deshalb
bereits von der Gefahr einer „lost generation“. Einer Universitätsstudie
zufolge liegt die reale Zahl sogar bei 20 Mio. unterernährten Kindern.
Damit wäre jedes zweite Kind betroffen, das zur Schule geht bzw. gehen
sollte.
Solange das Bildungswesen nicht wirklich kostenlos ist, bleibt die Schule (trotz der 1994 von 6 auf 9 Jahre verlängerten Schulpflicht) vielen Familien de facto verschlossen, da die offiziellen und inoffiziellen Kosten für die Ausbildung wie z.B. für Registrierung, Bücher, Mahlzeiten, Transport, Uniformen und Bestechung von Lehrern und Schuldirektoren („petty corruption“) unüberwindliche Hindernisse darstellen. Nun sind die Gehälter der staatlichen Lehrer so niedrig bemessen, dass diese für den Lebensunterhalt ihrer Familien nicht ohne zusätzliche Zahlungen der Schüler aufkommen können. Aus der Nähe betrachtet handelt es sich dabei um eine verschleierte Form der Privatisierung des Bildungswesens, ganz nach dem Geschmack der Weltbankexperten.
Im Jahre 1999 gab es 11,7
Mio. (UNICEF) bis 11,9 Mio. (ILO) Kinder im Schulalter, die nicht zur Schule
gingen. Für das Jahr 2001 meldete die Jakarta Post, dass es sich die
Eltern von 7,5 Mio. schulpflichtigen Kindern bereits nicht mehr leisten
konnten, ihre Kinder in die Schule zu schicken /Jakarta Post, 17.02.01/.
Nach einer anderen Meldung geht man von mindestens 8,5 Mio. Kindern aus,
die vom Schulabbruch bedroht sind /Jakarta Post, 25.1.01/. Von diesen Kindern
wird ein Großteil das Schicksal ihrer Altersgenossen teilen, die
sich bereits auf dem Arbeitsmarkt befinden.
Die Rolle der Eltern
Im täglichen Überlebenskampf
in einem wirtschaftlich und politisch so unsicheren Land wie Indonesien
geht es für einen Großteil der Bevölkerung zunächst
nur darum, die Deckung der elementaren Bedürfnisse sicherzustellen.
Dabei werden sogar kleine Kinder von ihren eigenen Eltern oftmals als schon
alt genug angesehen, um die Last eines Erwachsenen übernehmen zu können.
Sicher spielt neben der Not auch die traditionelle Einstellung, nach der
die Kinder den Eltern zu dienen und bedingungslos zu gehorchen haben („patuh
kepada orang tua“), eine Rolle bei der Entscheidung, die Kinder zum Arbeiten
zu schicken. Laut Kompas wurden etwa 60% der Kinderarbeiter von ihren Eltern
zum Arbeiten gezwungen /Kompas, 26.2.99/. Viele Eltern können es sich
aber wohl einfach nicht leisten, die schlimmsten Formen der Ausbeutung
ihrer eigenen Kinder zu vermeiden oder überhaupt nur darüber
nachzudenken.
Kinderarbeit
Das Ausmaß an Kinderarbeit ist enorm hoch. Eine genaue Zahl der gesamten Kinderarbeiter in Indonesien liegt dennoch nicht vor, da die statistischen Angaben ziemlich unterschiedlich und manchmal widersprüchlich sind. Der Umgang mit Statistiken in indonesischen Zeitungsartikeln lässt sich durchaus als „locker“ beschreiben. Oftmals finden sich unterschiedlichste und einander widersprechende Zahlen friedlich im selben Artikel vereint, zitiert ohne jegliche Angabe von Quellen, Methodik, Definition, Erhebungszeitraum etc.. Die hier angeführten Statistiken sind darum nichts als Näherungswerte an eine grausame Realität, die sich ohnehin kaum in Zahlen ausdrücken lässt. Besonders prägnant sind die Differenzen stets zwischen den offiziellen Angaben der Regierung und denen der lokalen NGOs und der internationalen Hilfsorganisationen.
Ein Beispiel für das
mehr als entspannte Verhältnis zur Mathematik liefert der Staatssekretär
im Ministerium für Arbeit und Transmigration, Djoko Sidik Pramono.
Zunächst tat er kund, im Jahre 1999 habe es in Indonesien ca. 2,5
Mio. Kinderarbeiter im Alter von 10-14 Jahre gegeben. Weiterhin äußerte
er die Überzeugung, dass der Anteil der Kinderarbeiter an der indonesischen
Bevölkerung der höchste im Vergleich zu den anderen Ländern
sei. Sodann erwähnte er, dass es insgesamt 250 Mio. Kinderarbeiter
auf der Welt gebe, 61% davon in Asien und Ozeanien,
31% in Afrika, 7% in Lateinamerika und 1% in Europa /TEMPO Interaktif,
6.5.01/. Wenn wir nachrechnen, wäre Indonesien damit die Heimat von
nur 1% aller arbeitenden Kinder weltweit und 1,64 % aller solchen Kinder
in Asien und somit wohl kaum das Land mit dem höchsten Anteil im Verhältnis
zur Bevölkerung. Des Rätsels Lösung liegt wohl einfach darin,
dass den 2,5 Mio. eine Regierungsstatistik zugrunde liegt, während
für die weltweite Statistik eine internationale Organisation verantwortlich
zeichnet. Tatsächlich rechnet die ILO mit einer viel höheren
Zahl von 6 bis 8 Mio. Kinderarbeitern in Indonesien.
Straßenkinder
Der Begriff sollte unserer Ansicht nach sowohl auf Kinder angewandt werden, die ganz auf der Straße leben als auch auf diejenigen, die nur einen Großteil ihrer Zeit auf der Straße verbringen, und außerdem unabhängig davon, ob sie noch guten Kontakt zu ihren Eltern pflegen oder nicht. Diese Definition wird jedoch nicht bei allen Untersuchungen zugrunde gelegt, wodurch sich eventuell die oft erheblichen Differenzen erklären lassen.
Laut einer Schätzung von UNICEF gab es im Jahr 2000 schätzungsweise 3,2 Mio. Straßenkinder im Alter von 6-16 Jahren /Indonsian Observer, 14.2.01/. In letzter Zeit erscheinen immer mehr Studien über dieses Thema. Die meisten konzentrieren sich allerdings auf männliche Straßenkinder in den Großstädten. Studien über weibliche Straßenkinder werden intensiv von Yayasan SETARA in Semarang durchgeführt.
Auch in diesen neueren Studien
sind sehr unterschiedliche und widersprüchliche Angaben zu finden.
Bereits die offiziellen Daten variieren beträchtlich untereinander.
Der Minister für Sozialwesen teilte noch im Jahre 1999 mit, dass in
den Großstädten Indonesiens insgesamt 50.000 Straßenkinder
lebten. Der Vizegouverneur von Ost-Java berichtete hingegen von 59.000
Straßenkindern allein in seiner Region, verglichen mit nur 6.000
vor dem Ausbruch der Krise /Kompas, 28.2.99/. Eine Studie ungewisser Herkunft
sprach allerdings für die regionale Hauptstadt Surabaya von nur 1.451
Kindern, die auf der Straße leben, eine Zahl, die zudem umstritten
sei, da es eine hohe Mobilität unter den Kindern gebe. Eine neuere
Studie zählte in 12 Großstädten Indonesiens (u.a. Jakarta,
Surabaya, Medan, Bandung, Makassar, Yogyakarta, Semarang, Denpasar, Pontianak)
170.000 Straßenkinder (US Congress Country Reports). 20% davon seien
Mädchen, die meistens Opfer sexuellen Missbrauchs würden. Eine
andere Studie will in Jakarta 13.000 „Anjals“ („Anak jalanan“)
entdeckt haben. Die Stadtverwaltung spricht jedoch selbst schon von 50.000
Straßenkindern. Eine andere NGO erklärt, es gäbe 100.000
Straßenkinder, aber 6 Mio. verlassene Kinder in Indonesien. Wir haben
es hier offenbar mit dem oben bereits angesprochenen Problem unterschiedlicher
Definitionen des Phänomens zu tun.
Kinderprostitution
Die UNO meldete 1999, dass von 73.990 Sexarbeitern in Indonesien 30% Kinder unter 18 Jahren waren. Eine Untersuchung zu „Kinderhandel“ wurde letztes Jahr von der ILO in vier Großstädten (Jakarta, Denpasar, Medan und Batam) durchgeführt. Verschiedene Berichte auch von den NGOs wurden dabei miteinbezogen. Das Ergebnis zeigt eine klare Verbindung zwischen der hohen Arbeitslosigkeit, dem Menschenhandel und der Verbreitung von Sexgeschäften. Betroffen sind meistens Mädchen im Alter 13-16 Jahren und arbeitssuchende Frauen ohne besondere Ausbildung. Infolge der Armut und der hohen Versprechungen von Arbeitsvermittlern (Weiterbildung, neue Arbeit und für ihre Verhältnisse viel Geld) verkaufen Eltern ihre Kinder und Frauen unterschreiben freiwillig Verträge, die sie oftmals nicht einmal lesen können. Die Beschreibung „Hostess“ in Diskotheken, Karaokebars und in Panti Pijats (Massagesalons) klingt im Vergleich zu ihrer Arbeit als Sexarbeiter recht harmlos. Viele, die diesem Schicksal entkommen konnten, bleiben traumatisiert. In Jakarta werden Gruppen organisiert, um die Mädchen anonym zu betreuen.
Die meisten Kinder in der Hauptstadt kommen aus verschiedenen Städten Javas (Indramayu, Sukabumi, Karawang, Jepara, Pati und Pekalongan, Jember, Banyuwangi und Sampang). Nur wenige Mädchen kommen aus Sumatra (Binjai, Belawan und Pariaman) und Sulawesi (Manado und Kendari). Aus Java werden ebenso viele Mädchen nach Batam verschleppt, die davor in Tanjungpinang auf ihren „Beruf“ vorbereitet werden. Dasselbe Schicksal erleiden auch Kinder aus Medan. Das „Pusat Kajian dan Perlindungan Anak“ (PKPA) vermerkt im letzten Jahr 40 Vorfälle von Kinderhandel, von denen insgesamt 100 Kinder betroffen waren. Auch in Medan selbst spitzt sich in der letzten Zeit das Phänomen der Kinderprostitution immer mehr zu. Man rechnet zur Zeit mit 2.500 Kinderprostituierten. Die Hauptschwierigkeit bei der Bewältigung des Problems liegt nach Aussage von Misran Lubis, dem Koordinator der PKPA-Studien, in seiner Verflechtung mit dem organisierten Verbrechen in der Stadt, das an Umfang und Qualität seit der Krise stark zugenommen hat.
In Bali wird der Kampf dagegen zusätzlich dadurch erschwert, dass die Kinderprostitution dort zwar weit verbreitet ist, aber eher im Verborgenen geschieht. Außerdem reisen viele Pädophile als Touristen ein und verbergen ihre Taten hinter der scheinbar selbstlosen finanziellen Unterstützung für die Kinder. Die meisten Kinderprostituierten in Denpasar kommen aus Bali (Desa Negara, Singaraja und Karangasem) und aus Java (Surabaya, Banyuwangi und Situbondo).
Die Verabschiedung strengerer Gesetze gegen Pädophile und Menschenhandel infolge der hohen Zahl der an HIV/AIDS-Erkrankten in Thailand und in den Philippinen macht Indonesien, wo es noch keine ernsthaften Maßnahmen dagegen gibt und die Korruption in allen Bereichen die Überhand hat, zum neuen Ziel von Kinder- und Frauenhändlern. Eine Veränderung kann nur eintreten, wenn die wirtschaftliche, rechtliche und politische Unsicherheit durch effiziente und effektive Regelungen beseitigt wird, welche von einer vertrauenswürdigen und stabilen Regierung verabschiedet und umgesetzt werden.
Die Bekämpfung des Menschenhandels wird auch durch die geographischen Bedingungen erschwert. Die Meerenge von Malakka bietet zunehmend der Piraterie Unterschlupf. Die indonesische Marine meldete, dass mehrmals unter den üblichen Schmuggelwaren wie Benzin, Drogen und Holz, die von Riau nach Malaysia geschmuggelt werden, nun auch Babies im Alter zwischen 3 Monaten - 1 Jahr in Kisten aus Dumai, Tanjung Balai und Bengkalis gefunden wurden. Die meisten von ihnen haben die Fahrt nicht überlebt. Dies passiert recht oft, mit bis zu zwei Fällen im Monat /The Star/AsiaNews Network, 21.3.01/.
Gerade Kinder aus Konfliktgebieten sind häufig durch Menschenhandel und schlimmste Formen der Kinderarbeit gefährdet, weil die Flüchtlinge von der Regierung nicht genügend Versorgung und Schutz erhalten. Die Menschenhändler verbergen ihre Absicht dabei oft hinter Adoptionsbemühungen. Ein Sprecher der LPA (Kinderschutzbehörde) in Sulawesi, Rusdin Tomppo, vermutet sogar, dass einige soziale Organisationen am illegalen Verkauf von Flüchtlingskindern aus Maluku (Molukken) beteiligt sind.
Maßnahmen hinsichtlich
des Schicksals der Flüchtlingskinder aus Timor Loro Sae, welche mehr
internationale Aufmerksamkeit erhalten, werden hingegen rascher getroffen.
134 Flüchtlingskinder aus Timor Loro Sae in Mitteljava sollten mit
ihren Eltern zusammengeführt werden. Ihnen werden Schutz, Ausbildung
und psychologische Betreuung durch die ASKS (Aksi Sosial dan Kemanusiaan
Soegiapranata) gewährt /Suara Pembaruan, 25.2.01/. Octavio Soares,
Neffe des früheren Gouverneurs von Ost-Timor, Abilio Soares, hatte
die Kinder „adoptiert“ und nach Java gebracht. Die geplante Familienzusammenführung
eines ersten Teils der Kinder wurde von Soares vereitelt. Unter dem Vorwand,
er wolle die 12 Kinder selbst zum Flughafen bringen, konnte er sie in letzter
Minute der Obhut der Nonnen entreißen, denen die Kinder inzwischen
anvertraut worden waren /Sydney Morning Herald, 7.8.01/.
Die staatlichen Maßnahmen
Auf der gesetzlichen Ebene
hat die Regierung die wichtigsten internationalen Konventionen (gegen Kinderarbeit
und Menschenhandel) bereits unterschrieben. Ihre praktische Umsetzung lässt
jedoch auf sich warten. Immerhin hat die Regierung einigen konkreten Maßnahmen
zugestimmt:
- Im Rahmen einer Zusammenarbeit
mit der ILO wird ein nationales Komitee zur Bekämpfung der schlimmsten
Formen der Kinderarbeit geplant. Geregelt wird dies im Keppres (Präsidentendekret)
RI 12/2001 /TEMPO Interaktif, 6.5.01/.
- Eine Bildungskampagne
für Kinderarbeiter ist für das Jahr 2002 geplant. Dabei sollen
die Kinder Unterricht erhalten, ohne dass sie auf ihre Arbeit verzichten
müssen. Der Lehrerverein PGRI zeigt seine Unterstützung
durch die versprochene Bereitstellung von 4000 Informationspaketen. Diskutiert
wird noch über die Forderung nach einem anerkanntem Abschluss /Jakarta
Post, 17.2.1/.
- Die Regierung unterstützt
die Einrichtung von „open-houses“.
- Der Gesundheits- und Sozialminister
Achmad Sujudi startete die Kampagne „Mutter, ich will nach Hause“ für
die Rückkehr der Straßenkinder zu ihren Eltern. Dafür wurde
eine achtteilige Filmserie gedreht, mit der Absicht, die Eltern an ihre
Pflicht zu erinnern, für ihre Kinder zu sorgen. Auf einen Film, in
dem die Eltern die Minister an ihre Pflichten erinnern, wird man hingegen
wohl noch lange warten müssen. Man achte auch auf die bereits erwähnte
Tendenz zur Privatisierung sozialer Probleme, die in dem Film zum Ausdruck
kommt.
Der folgende Ansatz hat hingegen
mit karitativer Hilfe nichts mehr zu tun: Ein nationales „Programm zur
Erhaltung der Disziplin und Sauberkeit [sic] in den Städten“ hat
es sich zur Aufgabe gemacht, die Straßenkinder aus den Städten
wegzuschaffen (sie verschandeln ja wirklich das Stadtbild, wenn die High
Society im Beetle zum Shopping fährt), indem sie eingesammelt,
in Busse gesteckt und aufs Land gekarrt werden, mit dem vorgeblichen Ziel,
sie zu ihren Eltern zurückzubringen. Die Realität sieht anders
aus: „Usually they are taken outside the city and left there“ (!).
Manchmal kommen sie in „holding houses“, dort werden sie befragt und später
freigelassen. Geplant ist die Landverschickung von 50.000 Straßenkindern
aus 12 Großstädten /Indonesian Observer, 14.2.1/.
Die Rolle der NGOs
Angesichts der großen Zahl an NGOs, die sich gegenwärtig in Indonesien um Kinder kümmern, sehen wir uns noch nicht in der Lage, eine sichere Bewertung einzelner Organisationen vorzunehmen oder gar einen Überblick über das sich stets verändernde Feld zu bieten, was ohnehin nur auf der Grundlage einer langfristigen empirischen Untersuchung möglich wäre. Deshalb möchten wir es hier bei ein paar allgemeinen Überlegungen belassen.
Bei ihrem Einsatz für hilfsbedürftige Kinder stehen indonesische NGOs vor dem Problem, dass ihre ernsthafte und mühsame Arbeit durch die Taten einiger Profitjäger, die sich nur als NGO tarnen, um die Kinder auszubeuten, diskreditiert wird. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Gesellschaft die relativ neue Organisationsform „NGO“ nicht kennt und ihr misstrauisch gegenübersteht. In einem Artikel der Zeitung Suara Pembaruan vom 10.Mai, „LSM Perlindungan Anak Diduga Cari Dana untuk Kepentingan Pribadi“, erhob der Vorstand der Komisi Nasional Peduli Anak Indonesia schwere Vorwürfe gegen 90% der anderen NGOs, z.B. dass diese einfach Bilder von armen Kindern ins Ausland schicken würden, um vorgeblich für diese Geld zu sammeln, das dann aber in die Taschen der Betrüger wandert.
Die Reaktionen unter den NGOs reichten von: „Es mag ja sein, dass viele die Lage der Kinder ausnutzen, es bleibt uns überlassen, wie wir aus der Situation noch das Beste für die Kinder machen können. Wir arbeiten weiter, wir müssen uns nicht von solchen Aussagen beeindrucken lassen“ bis zu „Wir können dies als Anlass zur Reflexion der eigenen Arbeit sehen“.
Wenn diese Auseinandersetzung
irgend etwas bewiesen hat, dann den Satz: je knapper die Ressourcen desto
schärfer die Konkurrenz um sie...
Im März 2001 meldete
die Jakarta Post 300.000 arbeitslose Universitätsabsolventen.
Es ist stark anzunehmen, dass sich aus ihren Reihen in einer Art „self-employment“
die Mitglieder vieler NGOs rekrutieren. Das ist durchaus nicht als schlecht
zu bewerten, zumal wenn man die Schwäche des öffentlichen Sektors
in Betracht zieht und die Hoffnungen, die in den Aufbau einer Zivilgesellschaft
gesetzt werden, deren Rückgrad sicherlich diese Organisationen darstellen
werden. Was das Schicksal der Straßenkinder angeht, so sind sie gewiss
in den Händen privater Hilfsorganisationen besser aufgehoben als in
den Aktenordnern einer desinteressierten Bürokratie mit ihrem Motto
eines auf den Kopf gestellten Robin Hood: von den Armen stehlen, um es
den Reichen zu geben... <>
Die AutorInnen sind Mitglieder
von Cabai Rawit e.V.
Wir sind ein kleiner Verein von hauptsächlich indonesischen Studenten, die sich mit dem Schicksal der hilfsbedürftigen Kinder in Indonesien beschäftigen. Mit dem Namen Cabai Rawit hat es folgende Bewandtnis: so werden bekanntlich im Indonesischen die kleinen Chili-Schoten bezeichnet, und unsere Arbeit soll von einer ähnlichen feurigen Schärfe sein, wenn sie die Verhältnisse in Indonesien kritisch reflektiert. Außerdem wollen wir mit dem Namen zum Ausdruck bringen, dass die Kinder nicht als passive Objekte von Mildtätigkeit gesehen, sondern sie als vollwertige menschliche Wesen respektiert werden sollten, die mit eigenem Willen begabt sind. Wir sammeln und verteilen Informationen über die Lage der Kinder und über Möglichkeiten, diese zu verbessern. Durch vergleichende Studien mit Ländern, die schon eine lange Tradition in der Unterstützung von Straßenkindern haben, versuchen wir, deren Erfahrungen zu vermitteln und in Indonesien bekannt zu machen. Unsere Absicht ist es auch, als Brücke zwischen indonesischen und deutschen Organisation zu dienen, die in diesem Bereich arbeiten. Kontakte: cabairawit@gmx.de
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