INFIGHT, eine Sammelbewegung indonesischer Oppositionsgruppen, hat die Regierung und das Militär aufgefordert, sich nicht in religiöse Angelegenheiten einzumischen. Die Organisation reagierte damit auf die Einmischung des Militärs bei der Ernennung des Ephorus, dem kirchlichen Oberhaupt der protestantischen Batak-Christen in Nord-Sumatra. „Zum ersten Mal in der Geschichte Indonesiens hat das Militär, gestützt auf die Macht seiner Waffen, ein kirchliches Oberhaupt ernannt - genau wie die kommunistischen Regime in China und der UdSSR“, sagte ein Priester in Medan. Soritua A.E. Nababan wurde durch einen Erlaß der Sicherheitskräfte von Nord-Sumatra (BAKORSTANASDA) vom 23.12.1992 gezwungen, sein Amt an den Priester S.M. Siahaan abzutreten.
Soritua A.E. Nababan hat sich als Oberhaupt der Batak-Christen bei den Machthabern unbeliebt gemacht. Trotz mehrmaliger Aufforderung durch die Regierung haben die Batak-Christen unter seiner Leitung bislang keine Erklärung zur erneuten Nominierung von Suharto für das Präsidentenamt abgegeben. Daneben wurde Nababan auch verdächtigt, im Bereich der Kirche der Regierung geschadet zu haben, denn bei den zurückliegenden Parlamentswahlen im Juni '92 verzeichnete die Partai Demokrasi Indonesia (PDI) in seinem Einflußbereich einen Stimmenzuwachs. Nababan wurde darüberhinaus beschuldigt, sich gegenüber Unternehmern aus Jakarta geschäftsschädigend zu verhalten, da er sich gegen die massive Umweltbeeinträchtigung durch die Firma PT Indorayon gewehrt hatte. Die Papierfabrik Indorayon gilt als einer der größten Wasserverschmutzer in Nord-Sumatra. Etliche Hektar Regenwald mußten Eukalyptus-Plantagen weichen, die sich im Besitz der Fabrik befinden. Vielen der dort ansässigen Batak wurde dadurch die Lebensgrundlage entzogen. /Radio Hilversum, Niederlande, 28.12.1992/
Es wundert Beobachter daher auch nicht, wenn inzwischen immer deutlicher wird, daß der Militärputsch in der Kirchenführung von langer Hand geplant war. Offiziell begonnen hatten die Turbulenzen auf der Synode der Batak-Kirche im November. Eine dem Militär nahestehende Gruppe verhinderte dort die Wiederwahl von Ephorus Nababan. Es gelang der Gruppe allerdings nicht, einen eigenen Kandidaten zu küren. Unter dem Vorwand, die Streitigkeiten innerhalb der vorübergehend führerlosen Kirche gefährdeten die Sicherheit und Ordnung, ordnete General Pramono von BAKORSTANASDA die Übergabe des Amtes an S.M. Siahaan an. Das war ein Schlag ins Gesicht für viele Kirchenanhänger, nicht nur politisch, sondern auch moralisch. Denn Siahaan war vorbestraft wegen Korruption, Veruntreuung von Geldern und Betrug. In den späten 70er Jahren hatte er als Dekan Universitätsgelder veruntreut, wofür er zu 6 Monaten Gefängnis und einem Jahr auf Bewährung verurteilt wurde. Auch Kirchengelder soll Siahaan etwa zur selben Zeit veruntreut haben /Sinar Pagi, 29.12.1992/.
Zwischen Weihnachten und Neujahr demonstrierten ca. 4.000 Gemeindemitglieder in Nord-Sumatras Hauptstadt Medan, wo sie zum Provinzparlament, zum Gouverneurspalast und zum Militärhauptquartier zogen. Mehrere hundert Menschen demonstrierten in anderen Städten Nord-Sumatras und in Jakarta /Suara Pembaruan, 29.12.1992; Jakarta Post, 31.12 .1992/. Für Verwirrung sorgte die von General Pramono für Mittwoch, den 31.12.1992, anberaumte Amtseinführung Siahaans, denn tatsächlich war der 31.12. ein Donnerstag /Jakarta Post, 30.12. 1992/. Dennoch erschienen ca. 2.000 Gemeindemitglieder und besetzten den Amtssitz der Batak-Kirche, um die Zeremonie zu verhindern /Jakarta Post, 31.12.192/.
Die massenhaften Proteste blieben nicht ohne Wirkung. Indonesiens Innenminister Rudini erklärte, „die Regierung, einschließlich BAKORSTANASDA sollte sich nicht in interne Konflikte über die Ernennung eines Bischofs in der Synode der Protestantischen Batak-Kirche (HKBP) einmischen“. Sudomo, Koordinationsminister für politische Angelegenheiten und Sicherheit, ein Vertrauter Suhartos, erklärte, die Regierung unterstütze eine zweite Amtszeit von Ephorus Nababan, und versprach, in dieser Angelegenheit mit dem Kommandeur der Streitkräfte Try Sutrisno zu reden. Letzterer zeigte allerdings kein Entgegenkommen und erklärte, Pramono habe seine volle Rückendeckung. /Jakarta Post, 31.12.1992 und 1.2.1993/
Inzwischen scheint sich das Militär durchgesetzt zu haben. Am 9.
Januar erließ die Regierung eine Anordnung, die es allen Einzelpersonen
und Organisationen verbietet, zu der Batak-Affäre Stellung zu nehmen.
Einzig und allein Minister Sudomo und General Pramono von BAKORSTANASDA
seien dazu berechtigt. Sudomo allerdings hat inzwischen seine Einstellung
gründlich geändert und behauptet inzwischen, das Eingreifen von
BAKORSTANASDA war „gerechtfertigt und kein Akt der Einmischung“. /Jakarta
Post, 11.1.1993/ Infolge der nun wiederhergestellten klaren Verhältnisse
kam es am 15., 16. und 17.1.1993 zu einer Reihe von Verhaftungen von führenden
Kirchenpersönlichkeiten, Gemeindemitgliedern und sympathisierenden
Studenten. Nach letzten Mitteilungen befanden sich am 18.1.1993 ungefähr
60 Gemeindemitglieder, davon 43 StudentInnen, in Haft. /Asia Watch Vol.5,
No.3, 25. 1.1993/ <>
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