„Selamat Tinggal Oom Willem“ (Auf Wiedersehen Onkel Willem) titelte die Zeitschrift Tempo. Oom Willem steht für William Soeryadijaya, einen chinesischen Geschäftsmann. Der nach Liem Sioe Liong reichste Mann Indonesiens ist bankrott, er konnte seine Schulden in Höhe von 1 Milliarde DM nicht begleichen. William Soeryadijaya ist ein typischer indonesischer Tycoon, dessen Geschäfte sich auf die Bürokratie stützen. Er besitzt wie die meisten anderen Wirtschaftsgiganten eine Vielfalt von Unternehmen. Neben Astra International, die mit der Toyota-Generalvertretung und der Fahrzeugmontage 51,6 % des indonesischen Automarktes beherrscht /Warta Ekonomi 7 .12.92/, und der Bank Summa gehören zu Oom Willems Imperium unter anderem Firmen wie United Tractor, Agrobisnis, Astra Credit Company, Bank Universal sowie mehrere Hotels im In- und Ausland, darunter Plaza Bandung Indah, Sim Lim Tower in Singapur, Hotel Jakarta, Hotel Sabang Jakarta, Hotel Miramar Surabaya, Hotel Benakutai Balikpapan, Hotel Puriratih und Hotel Aamandari in Bali, Hotel Thong Naht Metropole in Hanoi, Hotel Chung Long Majestic in Ho Chi Minh Stadt, Hotel Prince in Perth (Australien), Golfplätze usw. /Tempo 21.11.92/.
Finanzierung durch Gründung von Banken
Durch die restriktive Geldpolitik der Regierung seit 1988 aufgrund des Schuldendrucks gegenüber dem Ausland waren die Konglomerate gezwungen, eine Reihe von Banken zu gründen, um somit von der Bevölkerung mit attraktiven hohen Zinserträgen Kapital mobilisieren zu können. Ähnlich wie bei anderen privaten Banken, betragen die Sparzinsen bei der Bank Summa stattliche 19 % für 1 monatiges Festgeld und jeweils 20 % für Anlagen mit Laufzeiten von 3, 6 bzw. 12 Monaten /Suara Karya 17.9.92/. „The banker tends to use the bank as an instrument to finance his businesses irrespective of their ability to repay“, notierte die englischsprachige Zeitung Jakarta Post am 17.11.92.
Bei einem notwendigen Gründungskapital von 8 mio DM /Warta Ekonomi, 7.12.92/ sprießten neue Banken seit Inkrafttreten der restriktiven Geldpolitik 1988 wie die Pilze aus dem Boden. Die Zahl der Institute vermehrte sich um glatte 100 % von 100 auf 200. /Tempo 14.11. 92/
Pleite unter den Augen der Regierung
Die attraktiven hohen Zinsen schaffen keine neuen Entrepreneurs, sondern nur eine Rentierklasse, beklagt sich Didik J. Rachbini vom Wirtschafts- und Sozialforschungsinstitut LP3ES gegenüber Tempo 14.11.92. Die Bank Summa hinkte ihren Verpflichtungen gegenüber den Gläubigern immer hinterher als die Wirtschaftstätigkeit von Oom Willem besonders expansiv war. „As it happened, the bulk of the bank's loans was extended to property sector whose price plunged immediately after the imposition of the credit squeeze by the central bank to cool down the over-heated economy. This phenomenon also shows that when things go wrong, they can go very wrong for the banks which forget the basic fundamental principles of sound banking“ /Jakarta Post 17.11.92/. Der Fall von Oom Willem brachte eine Reihe kritischer Stimmen auf den Plan. Manche fragen, warum die Regierung ihm nicht geholfen hat, obwohl doch Oom Willem der Regierungsbank BDNI (Bank Dagang Negara Indonesia) in den 80er Jahren geholfen hatte, als diese in Schwierigkeiten war. Die Sympathisanten von Oom Willem spekulieren gar, daß die Regierung ihn absichtlich in die Ecke gedrängt hat, da sie bereits seit Ende 1991 von seinen Schwierigkeiten wußte. The Jakarta Post wundert sich ebenfalls, warum die Zentralbank zu den Praktiken der Bank Summa schwieg trotz „the strict legal lending limits and the examination of its quarterly reports by the central bank“.
Die Spekulationen sind berechtigt, denn es fällt auf, daß sich die Regierung gegenüber dem reichsten Mann Indonesiens und seit den 40er Jahren engsten Freund von Präsident Suharto, Liem Sioe Liong, anders verhalten hatte. Tempo vom 28.11.92 berichtete über dessen Probleme. So habe die Regierung eine Finanzspritze von 290 Mio US-$ gegeben als Liems Stahl-Kaltwalzwerk PT Cold Rolling Mill Indonesia 1989 kurz vor dem Kollaps stand. Das Projekt kostete 800 Mio US-$, der Verlust betrug 120 Mio US-$ und die Schulden mit Zinsen vermehrten sich auf 496 Mio US-$. Ein weiteres Beispiel ist die Hilfe der Regierung für Liems Zementfabrik, PT Indocement. Die Regierung subventionierte das Unternehmen 1985 mit umgerechnet 280 Mio DM. Im Jahre 1989 half die Regierung PT Indocement erneut mit einer Finanzspritze in Höhe von 500 Mio DM, da sich die Firma in der Verlustzone befand. Die ungleiche Behandlung sah man auch am kooperativen Verhalten der Regierung gegenüber der Bank Duta, einer Bank, an der Präsident Suharto und ein paar Generäle Anteile besitzen. Die Bank wurde geleitet von Bustanil Arifin, einem Familienmitglied von Madame Tien Suharto, der zugleich ein Minister im Kabinett Suharto ist. Die Bank Duta stand mit Schulden in Höhe von 600 Mio DM vor dem Bankrott.
Das nationale Vermögen: Familie Suharto kauft Aktien
Die Spekulationen wurden verstärkt durch den letzten Rettungsversuch für Oom Willem. Merkwürdigerweise wurde der Bankrott nach der Einstellung eines der bekanntesten Wirtschaftswissenschaftler, Prof. Sumitro, als Präsident von Astra International gemeldet, der die Probleme von William Soerjadijaya lösen sollte. Prof. Sumitro, ist verschwägert mit Präsident Suharto. Tempo vom 28.11.92 und Radio Hilversum vom 20.11.92 berichten von einer Reihe von Interessenten, die Aktien von Astra International gekauft haben sollen. Außer Suhartos Freund Liem Sioe Liong stehen diverse Familienmitglieder auf der Liste, z.B. Titiek Prabowo, Suhartos Tochter und zugleich Schwiegertochter von Prof. Sumitro, Hasnil, Prof. Sumitros Sohn und Tommy Suharto, Suhartos Sohn. Durch einen Ankauf von 168 Mio Aktien würde Astra International zu einem nationalen Konglomerat, das die Beherrschung durch die Toyotazentrale in Japan ablösen könnte. Eine solche Veränderung entspräche dem Wunsch des regierungsfreundlichen Lagers, dessen Wirtschaftswissenschaftler den Untergang von Bank Summa als eine nationale Katastrophe betrachten /Radio Hilversum 20.11.92/. Sie meinen, daß der Reichtum des Konglomerats Oom Willem zum nationalen Vermögen gehöre. Ganz anders sehen das kritische Wirtschaftswissenschaftler wie Sritua Arief. Er meint, daß die Konglomerate jahrelang die Hauptnutznießer der Wirtschaftsentwicklung waren. Die Vernetzung und die Konzentration der Wirtschaft führte zu Monopolen bzw. Oligopolen in der Hand der Konglomerate, die für die Bevölkerung mit einem Wohlfahrtsverlust (social welfare loss) verbunden war.
Sritua Arief gibt dafür vier Beispiele: Als erstes nennt er die
willkürliche Festlegung der Produktpreise durch die Monopole auf Kosten
der Konsumenten. Zweitens funktioniere durch die Monopolstellung der Konglomerate
der Markt nicht mehr, denn die Konglomerate können durch Förderungen
effizient und billiger produzieren als die Konkurrenz. Drittens erhielten
die Konglomerate durch die Regierung Schutz in Form von Importzöllen,
sodaß preisgünstige und konkurrenzfähige Produkte aus dem
Ausland ferngehalten werden. Die Exporte der Konglomerate selbst werden
von der Regierung gestützt, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig
zu sein. Viertens beherrschten die Konglomerate den Finanzmarkt und erhielten
jederzeit Kredit, während die kleineren Produzenten leer ausgingen.
Sritua Arief meint, die Konglomerate seien die Last der Nation. Es sei
ironisch, sagt er, daß man einerseits auf das Schicksal und die Probleme
der Konglomerate soviel Rücksicht nehme, andererseits aber gleichgültig
gegenüber dem Bankrott der kleinen Produzenten (Batik-, Textil-, Zigarettenindustrie
usw.) gewesen sei, durch den hunderttausende Menschen zu Beginn der Neuen
Ordnung ihre Arbeit verloren, weil ausländisches Kapital und Konglomerate
die Unternehmen zerstörten. Wenn man von nationalem Vermögen
spricht, „dann waren es die kleineren Unternehmen, die zum nationalem Vermögen
gehörten“. /Warta Ekonomi 7.12.92/ <>
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