Indonesien-Information Februar 1993 (Nachrichten)

 

Rechtskonflikt

 
Baen, ein Arbeiter der Firma PT Purna Bina Indonesia, ist durch einen Unfall in Kuwait am 10. Dezember 1991 ums Leben gekommen. Er hinterließ eine Frau und ein kleines Kind. Die Firma zahlte ein Schmerzensgeld an seine Frau Mariana in Höhe von ca. 60.000 DM. Doch seine Frau und sein Kind konnten das Geld nicht in Frieden empfangen. Baens Vater besuchte seine Schwiegertochter und sein Enkelkind und verlangte einen Anteil des Schmerzensgeldes zu erhalten. Da sich die Familie nicht einigen konnte, brachte er den Fall vors Religionsgericht in Lhokseumawe (Aceh/Nord-Sumatra), das neben dem staatlichen Gericht anerkannt ist. Nach islamischem Recht à la Aceh (Adat) beschlossen die Richter, daß der Vater von Baen neben dessen Frau und Kind ebenfalls berechtigt ist, einen Anteil des Schmerzensgeldes zu bekommen. Als Begründung hieß es, Schmerzensgeld sei eine Erbschaft und diese muß unter den Familienmitgliedern verteilt werden. Baens Frau will sich mit diesem Urteil nicht abfinden. Sie bringt den Fall nun vor ein staatliches Gericht und wird von Rechtsgelehrten sowie der ehemaligen Firma ihres Mannes unterstützt, die argumentieren, daß Schmerzensgeld keine Erbschaft, sondern eine Kompensation gegenüber den Opfern sei, die durch Verlust des Ehegatten bzw. des Vaters kein Einkommen mehr beziehen können. /Tempo, 21.11.92/. <>
 
 
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