Nach Darstellung von Abdurrahman Wahid, dem Vorsitzenden der stärksten islamischen Organisation Nadhlatul Ulama, wurden in Indonesien während der jüngsten Religionskonflikte im November 30 Kirchen in Brand gesteckt. Bei Auseinandersetzungen in Jakarta kamen sieben Jugendliche ums Leben. Die Moslems waren beunruhigt wegen der massiven Christianisierung, die sie im Bau einer Reihe neuer Kirchen inmitten moslemischer Gebiete zu erkennen glaubten. „Hätten die Christen den Bau ihrer Kirchen inmitten der mehrheitlich von Moslems bewohnten Gebiete gestoppt und die Leute nicht in Versuchung gebracht, dem Christentum beizutreten, dann hätte sich das Problem ganz von selbst gelöst“, erklärte der Vorsitzende der islamischen Organisation Muhammadiyah, Lukman Harun.
Am schlimmsten ging es in den Regionen Pasuruan (Ost-Java), Wonosobo (Mittel-Java) und Pangkalan Brandan (Nord-Sumatra) zu, sagte der Staatssekretär im Religionsministerium, Tarmidzi Tahir.
Einige Parlamentarier fragten den Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Try Sutrisno, ob er Berichte bestätigen könne, nach denen Polizei und Militär nur unzureichend auf die Brandstiftungen reagiert hätten. Sutrisno verneinte dies, kündigte aber eine Untersuchung der Vorfälle an (wahrscheinlich haben die Einsatzleiter gerade ein Hemd gewechselt, d. säzzer). Präsident Suharto und Try Sutrisno mahnten die Anhänger beider Religionen, Ruhe zu bewahren. Die Regierung dulde solche Konflikte nicht, da sie das Harmonieprinzip der Staatsideologie Pancasila verletzten. Nach dem Gesetz sind in Indonesien die fünf großen Religionen gleichberechtigt. Es ist ihnen allerdings verboten, offensiv zu missionieren.
Abdurrahman Wahid warf der Regierung vor, bislang bestimmte Gruppierungen
zu bevorzugen. Schon lange habe er vor den Gefahren seitens der fundamentalistischen
Moslemgruppen gewarnt. Ein Mitglied der Oppositionsgruppe Petisi 50 erläuterte
die Hintergründe der Religionskonflikte. Nach seiner Meinung habe
Präsident Suharto über 20 Jahre lang der Gruppe um CSIS (Central
Studies for International Strategies) den Vorrang vor anderen Gruppen gegeben.
CSIS diene Suharto als Berater. Die Mitglieder dieser Gruppe bestehen überwiegend
aus chinesischen und christlichen Intellektuellen, weshalb die Abkürzung
von vielen Indonesiern mit Cina Senang Indonesia Susah (Die Chinesen leben
gut, die Indonesier leben schlecht) übersetzt wird. Diese „faschistische“
Gruppe habe immer im Namen der Christen gehandelt, erklärte das Mitglied
von Petisi 50. Neuerdings fühlten sie sich von Suharto im Stich gelassen,
nachdem Suharto die islamische Intellektuellen-Gruppe ICMI (Ikatan Cendekiawan
Muslim Indonesia) gegründet habe, welcher er nun den Vorzug gibt.
Moslemische Extremisten dagegen fühlen sich nun im Aufwind. Die Zauberlehrlinge
in Jakarta sehen sich nun mit dem Problem konfrontiert, wie sie die Geister
wieder loswerden, die sie gerufen haben. /Radio Hilversum, Niederlande,
15.1.1992; Tempo, 19.12.1992; NRC Handelsblad, 28.11.1992/ <>
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