Frankfurt/M. (epd) - Mehr als 20 Länder Schwarzafrikas,
aber auch Staaten Südasiens drohen zehn Jahre nach Ausbruch der internationalen
Schuldenkrise unter der Bürde ihrer finanziellen Lasten zusammenzubrechen.
"Für Länder wie Somalia, Guinea-Bissau, Sudan oder Mosambik ist
ein Schuldenerlaß erforderlich, damit sie ihre derzeit untragbare
Schuldenlast loswerden können", betonte Weltbank-Mitarbeiter Massoud
Ahmed bei der Vorstellung des Schulden-Berichts 1992/93 in Frankfurt. Der
gesamte Schuldenberg der Dritten Welt und der Länder des früheren
Ostblocks wird nach dem neuesten Schulden-Bericht der Weltbank bis Ende
dieses Jahres auf 1.703 Milliarden Dollar angewachsen sein, davon 183 Milliarden
in Schwarzafrika.
Allein 1992 haben die Schuldnerstaaten rund 162 Milliarden Dollar an Zinsen und Tilgung gezahlt. Dennoch ist die Schuldenlast gegenüber 1991 um rund 100 Milliarden angestiegen. Brasilien (116 Mrd. Dollar), Mexiko (102 Mrd.), Indonesien (74 Mrd.) und Indien (72 Mrd.) sind die größten Schuldnerstaaten der Dritten Welt. Zum ersten Mal tauchen in den Schuldentabellen der Weltbank auch die Außenstände der GUS auf. Auf 75,4 Milliarden Dollar seien die bis Ende Juni aufgelaufenen Schulden gestiegen.
Finanzielle Hilfe aus dem Ausland allein kann die Entwicklungsländer nicht voranbringen, lautet für die Weltbank das Credo aus der Schuldenkrise. Die freie Marktwirtschaft ohne staatliche Reglementierung wird als zentral für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Entwicklungsländer angesehen. Entwicklungshilfe spielt im Schuldenkarussell denn auch eine immer geringere Rolle. 1991 zahlten die reichen Länder nur 60,2 Milliarden Dollar, 1992 sollen es 62 Milliarden Dollar sein. Die Bundesregierung will ihre Entwicklungshilfe in Lateinamerika von jährlich etwa einer Milliarde Mark künftig vor allem für die Armutsbekämpfung einsetzen. Kein Geld mehr soll es hingegen für große Infrastrukturprojekte geben.
taz, 17.12.1992
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