Yudi Susanto war als Hauptverdächtiger für die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung der Streikführerin Marsinah in erster Instanz zu 17 Jahren Haft verurteilt worden. Für nicht weniger Aufsehen als der grausame Mord an Marsinah hatte die Behandlung des Verdächtigen Yudi Susanto gesorgt. Anstelle einer Verhaftung durch die Polizei wurde er vom Militär regelrecht entführt und anschließend brutal gefoltert. Mit Elektroden an Ohrläppchen und Penis oder Fußzehen und Penis bekam er Elektroschocks verpaßt. Ein anderes Mal mußte er der Boden seiner Zelle mit der Zunge sauberlecken und auf einem ölgetränkten Teppich herumkauen bis er sich erbrach. Anschließend wurde ihm befohlen, sein Erbrochenes wieder aufzuessen. Bei Verhören mußte Yudi Susanto den Militärs die angeblich von ihm vollzogene Vergewaltigung Marsinahs vorspielen.
Durch die Folter wurde Yudi Susanto dazu gebracht, ein Geständnis abzulegen. Zwar hat er vor Gericht sein im Militärgewahrsam gemachtes Geständnis widerrufen, aber für die Richter zählte die frühere Aussage. Prozeßbeobachter sahen in dem Vorgang einen großangelegten Vertuschungsversuch des Militärs, um die eigene Beteiligung an der Tat zu verdecken. Ob und inwieweit Yudi Susanto tatsächlich in den Fall verwickelt war, kann wohl kaum noch festgestellt werden /Human Rights Watch/Asia - The Limits of Openness, September 1994/.
Nach Susantos Freispruch forderte das Rechtshilfeinstitut LBH, konsequenterweise müßten nun auch die anderen acht unter ähnlich dubiosen Bedingungen Verurteilten freigesprochen werden. LBH forderte weiter, der ganze Prozeß solle noch einmal neu aufgerollt werden /Siaran Pers YLBHI, 23.11.94/.
Yudi Susantos Strafverteidiger, Trimoelja D Soerjadi, erhielt Anfang
Dezember den Menschenrechtspreis Yap Thiam Hien Award 1994. Nach Meinung
des Preiskommittees, dem Todung Mulya Lubis, Deliar Noer und Adnan Buyung
Nasution angehörten, zeigte Trimoelja bei der Verteidigung Yudi Susantos
Rückgrat, obwohl große Teile der öffentlichen Meinung gegen
ihn gestanden haben /Republika, 6.12.94/. <>
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